Meinung

Religiöse Vielfalt in der Krise

Gestritten hat man in Israel ja schon immer, wenn es um die Legitimität von Übertritten zum Judentum geht, die in den USA und anderen Ländern vollzogen wurden. Doch selten hat ein Fall so viel Aufmerksamkeit erfahren wie der einer Amerikanerin, die nach einem Giur bei einem orthodoxen Rabbiner in Israel heiraten möchte.

Ein Religionsgericht im israelischen Petach Tikwa weigerte sich, die Konversion durch Rabbiner Haskel Lookstein, einem der führenden Köpfe der modernen Orthodoxie, anzuerkennen. Nun wird der Fall vor dem Obersten Rabbinatsgericht verhandelt. Das war Anlass für eine prominent besetzte Demonstration in Jerusalem, an der sich auch der Chef der Jewish Agency, Natan Sharansky, beteiligte.

weigerung Für viele macht die Absurdität der Weigerung des israelischen Rabbinats, den von einem renommierten modern-orthodoxen Rabbiner verantworteten Übertritt anzuerkennen, eines deutlich: An solchen Entscheidungen sollten die verschiedenen Strömungen des Judentums beteiligt werden. Die Zuständigkeit für Fragen von Übertritt und Heirat ist ein Streitpunkt auch im US-Judentum, dessen überwiegende Mehrheit sich nicht als orthodox, sondern als reformorientiert oder konservativ betrachtet.

Das American Jewish Committee (AJC) appelliert schon lange an die politisch und religiös Verantwortlichen in Israel, mehr religiösen Pluralismus walten zu lassen. Vor zwei Jahren initiierte das AJC die »Jewish Religious Equality Coalition« (J-REC), ein Netzwerk von einem Dutzend Organisationen über alle Denominationen hinweg, das sich für eine Alternative zum Monopol des Oberrabbinats einsetzt.

monopol J-REC argumentiert, dass dieses Monopol den demokratischen Charakter Israels bedroht, dass es die Bindung des US-Judentums an Israel untergräbt und so zu einer Schwächung der besonderen Beziehung der USA zu Israel führt. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte erst jüngst den amerikanischen Juden versichert, dass alle Juden Israel als ihr Zuhause ansehen sollen. Doch geändert hat sich nichts.

Die große Aufmerksamkeit, die der Fall von Rabbi Lookstein gerade erhält, könnte aber dazu beitragen, dass man in Israel langsam versteht, dass der Mangel an religiösem Pluralismus das Leben vieler drastisch einschränkt. Endlich Alternativen zuzulassen, wird die israelische Demokratie stärken. Wenn sie nach der Denomination ihrer Wahl leben können, wird Israel die Heimstatt aller Juden bleiben.

Die Autorin ist Direktorin des American Jewish Committee (AJC) Berlin.

Revision

Melanie Müller wehrt sich gegen Urteil zu Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was bisher bekannt ist

 18.12.2025

Thüringen

Klage der rechtsextremen AfD gegen Verfassungsschutzchef teils erfolgreich

In einem Punkt wurde den Klägern recht gegeben, in zwei anderen nicht. Es geht um Äußerungen von Stephan Kramer in einem Medienbericht

 18.12.2025

Verbundenheit

Chanukka und Advent: Licht gegen den Hass

Im Namen der Evangelischen Kirche in Deutschland versichert die Ratsvorsitzende Bischöfin Kirsten Fehr der jüdischen Gemeinschaft ihren Beistand und ihre Solidarität

von Bischöfin Kirsten Fehrs  18.12.2025

Landgericht Berlin

Gericht: »From the River to the Sea« ist Aufruf zur Judenvernichtung

Die 2. Große Strafkammer des LG Berlin I hat einen Mann wegen der Verwendung der Parole zu einer Geldstrafe verurteilt. Nun muss wohl der Bundesgerichtshof ein abschließendes Urteil fällen

 18.12.2025

Tschechien

Prag plant Botschaftsverlegung nach Jerusalem

Der neue Prager Außenminister Petr Macinka sagt, der Schritt sei überfällig

 18.12.2025

Berlin

Ehrung von Holocaust-Überlebenden

Die »International Holocaust Survivors Night« ehrt jedes Jahr Überlebende der Schoah. Die virtuelle Veranstaltung hat sich inzwischen zu einer Feier entwickelt, an der Teilnehmende aus fast 20 Ländern mitwirken

 18.12.2025

Umbenennung

Medien: Berlin erhält Yad-Vashem-Straße

Ein neues Holocaust-Gedenken mitten im Berliner Regierungsviertel - Ein Teilabschnitt der Dorotheenstraße soll künftig den Namen der Jerusalemer Gedenkstätte Yad Vashem tragen. Die zweite Umbenennung in kurzer Zeit

 18.12.2025

Chanukka

Berliner Chanukka-Licht entzündet: Selbstkritik und ein Versprechen

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin am Mittwoch mit viel Politprominenz das vierte Licht an Europas größtem Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet

von Markus Geiler  18.12.2025

Bad Arolsen

Floriane Azoulay scheidet als Direktorin der Arolsen Archives aus

Die Amtszeit der Direktorin der Arolsen Archives endet im Dezember. Unter Floriane Azoulay sammelte das Archiv Auszeichnungen, sie selbst war alles andere als unumstritten

 18.12.2025