Großbritannien

Regierung legt »bahnbrechenden« Anti-BDS-Gesetzentwurf vor

Antiisraelischer Boykott-Aufruf in London Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com

Einen Tag nach der Vorlage eines Gesetzentwurfes gegen die antisemitische BDS-Bewegung durch die britische Regierung gibt es sowohl positive als auch negative Reaktionen. Die Organisation Conservative Friends of Israel (CFI) begrüßte den Vorstoß als »bahnbrechend«.

Der Entwurf trägt den Titel »Economic Activity of Public Bodies Bill« und soll britische Städte und Gemeinden künftig davon abhalten, Boykotte oder Sanktionen gegen Israel zu beschließen. Die Regierung in London löst mit der Vorlage ein Versprechen des früheren Premierministers Boris Johnson von 2019 ein.

Wendepunkt In einer Erklärung der Parlamentarier Lord Eric Pickles und Stephen Crabb sowie des CFI-Präsidenten Lord Polak heißt es, der gestrige Tag stelle einen Wendepunkt in der Bekämpfung der umstrittenen BDS-Bewegung dar. »Die bahnbrechende Gesetzgebung der Regierung (...) wird eine entscheidende Rolle dabei spielen, dem Missbrauch öffentlicher Einrichtungen für antiisraelische Aktivitäten ein Ende zu setzen.«

Die BDS-Bewegung sei nicht nur schädlich für den Zusammenhalt der Gemeinschaft im Vereinigten Königreich, sondern auch für einen Frieden zwischen Israelis und Palästinensern, hieß es in der Erklärung.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Auch der Jewish Leadership Council begrüßte den Gesetzentwurf der Regierung: »Öffentliche Stellen, insbesondere lokale Behörden, sollten aktiv Maßnahmen unterstützen, die den Zusammenhalt der Gemeinschaft unterstützen und sich denen entgegenstellen, die diesen untergraben wollen«, hieß es dort.

Zutiefst beunruhigend Das Board of Deputies of British Jews, das britische Äquivalent zum Zentralrat der Juden in Deutschland, reagierte ebenfalls mit Lob. Man wisse die Arbeit der Regierung an dieser Stelle zu schätzen. Sie hindere kommunale Körperschaften daran, ihre eigene Außenpolitik festzulegen, »was allzu oft zu einer tiefen Spaltung führt und für die jüdischen Gemeinden zutiefst beunruhigend ist.«

Linke Gruppen, darunter auch in israelische NGOs, kritisierten dagegen den Entwurf für das britische Anti-BDS-Gesetz. In einem Brief, der von Vertretern mehrerer Organisationen unterzeichnet wurde, hieß es, die Vorlage gefährde »die Möglichkeit Großbritanniens, die Illegalität der Siedlungen [im Westjordanland] anzuerkennen.« Das geplante Gesetz sei auch für die freie Meinungsäußerung gefährlich. Die Kritiker betonten zudem, sie seien nicht Teil der BDS-Bewegung und hätten verschiedene Ansichten hinsichtlich der Forderung nach Boykotten.

Parallelen Es gibt durchaus Parallelen zur Kritik an der 2019 verabschiedeten Resolution des Bundestages, in der der BDS-Bewegung antisemitische Methoden attestiert wurden. Im Dezember 2020 schrieben deutsche Kulturschaffende, die sich zu einer »Initiative GG 5.3 Weltoffenheit« zusammengeschlossen hatten, einen ähnlich formulierten Brief.

Erst am Freitag vergangener Woche erlitten BDS-Unterstützer, die gegen die Bundestagsresolution klagten, eine weitere Niederlage vor Gericht.

Abzuwarten bleiben die Diskussionen im britischen House of Commons und die Antwort auf die Frage, ob der Anti-BDS-Gesetzentwurf im Londoner Parlament abgesegnet wird.

Existenzrecht Israels

Objektive Strafbarkeitslücke

Nicht die Gerichte dafür schelten, dass der Gesetzgeber seine Hausaufgaben nicht macht. Ein Kommentar

von Volker Beck  23.11.2025

Dortmund

Ermittlungen gegen Wachmann von NS-Gefangenenlager 

Die Polizei ermittelt gegen einen Ex-Wachmann des früheren NS-Kriegsgefangenenlagers in Hemer. Er soll an Tötungen beteiligt gewesen sein - und ist laut »Bild« inzwischen 100 Jahre alt

 22.11.2025

Deutschland

»Völlige Schamlosigkeit«: Zentralrat der Juden kritisiert AfD-Spitzenkandidat für NS-Verharmlosung

Der AfD-Spitzenkandidat aus Sachsen-Anhalt, Ulrich Siegmund, äußert sich einschlägig in einem Podcast zur NS-Zeit

von Verena Schmitt-Roschmann  21.11.2025

München

»Wir verlieren die Hoheit über unsere Narrative«

Der Publizist und Psychologe Ahmad Mansour warnte in München vor Gefahren für die Demokratie - vor allem durch die sozialen Netzwerke

von Sabina Wolf  21.11.2025

Kommentar

Wenn Versöhnung zur Heuchelei wird

Jenaer Professoren wollen die Zusammenarbeit ihrer Universität mit israelischen Partnern prüfen lassen. Unter ihnen ist ausgerechnet ein evangelischer Theologe, der zum Thema Versöhnung lehrt

von Tobias Kühn  21.11.2025

Kommentar

Martin Hikel, Neukölln und die Kapitulation der Berliner SPD vor dem antisemitischen Zeitgeist

Der bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln ist abgestraft worden - weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Gespräch

»Der Überlebenskampf dauert an«

Arye Sharuz Shalicar über sein neues Buch, Israels Krieg gegen den palästinensischen Terror und die verzerrte Nahost-Berichterstattung in den deutschen Medien

von Detlef David Kauschke  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025