Rechtsextremismus

Razzien bei »Reichsbürgern«

Polizisten stehen während einer Razzia an einem Tor zu einem Haus in Berlin. Foto: dpa

Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat erstmals eine Reichsbürger-Gruppierung bundesweit verboten. Polizeibeamte durchsuchten am Donnerstag in den frühen Morgenstunden die Wohnungen führender Mitglieder des Vereins »Geeinte deutsche Völker und Stämme« und seiner Teilorganisation »Osnabrücker Landmark« in zehn Bundesländern.

»Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus werden auch in Krisenzeiten unerbittlich bekämpft«, schrieb der Sprecher des Ministeriums, Steve Alter, im Kurznachrichtendienst Twitter.

zentralrat Der Zentralrat der Juden in Deutschland begrüßte das Verbot. »Gerade jetzt darf der Staat im Kampf gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus nicht nachlassen«, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, am Donnerstag.

»In Krisenzeiten verstärken sich Verschwörungsmythen und Schuldzuweisungen. Von der Reichsbürgervereinigung mit ihrer militanten und revisionistischen Weltanschauung geht eine große Gefahr für unsere Demokratie und unser friedliches Zusammenleben aus«, erklärte Schuster.

Intoleranz Aus dem Bundesinnenministerium hieß es, die Mitglieder des Vereins »bringen durch Rassismus, Antisemitismus und Geschichtsrevisionismus ihre Intoleranz gegenüber der Demokratie deutlich zum Ausdruck«.

In den vergangenen Jahren sei die Gruppierung unter anderem durch »verbalaggressive Schreiben« aufgefallen. Darin sei den Adressaten »Inhaftierung« und »Sippenhaft« angedroht worden.

»Reichsbürger« und »Selbstverwalter« zweifeln die Legitimität der Bundesrepublik Deutschland an.

»Reichsbürger« und »Selbstverwalter« zweifeln die Legitimität der Bundesrepublik Deutschland an. Einige dieser Gruppierungen berufen sich auf ein selbst definiertes »Naturrecht«, andere auf das historische Deutsche Reich.

Viele unter ihnen behaupten, die Bundesrepublik sei in Wirklichkeit kein Staat, sondern ein Unternehmen.Sie erkennen Gesetze und Behörden nicht an und wehren sich teilweise gewaltsam gegen staatliche Maßnahmen.

Bundesweit soll es nach Angaben des Verfassungsschutzes rund 19 000 Mitglieder dieser Szene geben, deren Mitglieder als waffenaffin gelten.

Rathaus Schwerpunkt der Aktionen der Kleingruppe »Geeinte deutsche Völker und Stämme« war zuletzt Berlin. So versuchte sie beispielsweise, das Rathaus im Bezirk Zehlendorf zu »übernehmen«.

Nach Angaben der Polizei setzten sich ihre Mitglieder zudem mit Vehemenz und Drohungen für eine vorzeitige Haftentlassung des wegen Volksverhetzung verurteilten todkranken Holocaust-Leugners Horst Mahler ein.

Im vergangenen September hatten Polizeibeamte in drei Bundesländern insgesamt vier Durchsuchungsbeschlüsse gegen Mitglieder der Gruppe vollstreckt. Jetzt wurde nach dpa-Informationen in Berlin, Brandenburg, Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Sachsen und Thüringen durchsucht.

Heike W. beruft sich auf »die germanischen Erstbesiedlungsrechte«.

Heike W., die das bekannteste Gesicht der Gruppe ist, rechnet sich selbst nicht der Reichsbürger-Szene zu. Sie verbreitet ihre Theorien unter anderem auf der Website der Gruppe und auf Youtube.

Personalausweise Heike W. beruft sich auf »die germanischen Erstbesiedlungsrechte«. Ihre Anhänger animiert sie, ihre Personalausweise zurückzugeben und sich »lebend zu erklären«.

Seehofer hatte im vergangenen Jahr mehrere Verbotsverfügungen angekündigt. Ende Januar hatte er dann die rechtsextreme Gruppe »Combat18« verboten.Der Name der Vereinigung gilt als Codewort für »Kampftruppe Adolf Hitler«. Mehrere mutmaßliche Mitglieder der Gruppe haben gegen das Verbot gemeinsam Klage eingereicht. dpa

Gedenkstätten

70 Länder auf neuem Gedenkstein in Neuengamme

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes und der Befreiung der Häftlinge wird da Gedenkzeichen am Sonntag eingeweiht

 02.05.2025

80 Jahre Befreiung

Ende und Anfang: Der 8. Mai und die Deutschen

Der von Deutschland entfachte Zweite Weltkrieg endete 1945 mit der Kapitulation. Morden und Diktatur waren vorbei. Warum tun sich bis heute so viele schwer damit?

von Verena Schmitt-Roschmann  02.05.2025

Berlin

Pressefreiheit-Rangliste: Deutschland nicht mehr in Top Ten

In der Bundesrepublik sind insbesondere Journalisten gefährdet, die sich mit rechtsextremen Milieus beschäftigten

 02.05.2025

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  01.05.2025

Deutschland

Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette und der angebliche »Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung«

Lange lebte die frühere RAF-Terroristin Klette im Untergrund, ehe sie in Berlin verhaftet wurde. Am 1. Mai ist sie in Gedanken wieder in ihrer Kreuzberger Community

 01.05.2025

Justiz

100 Jahre alter früherer KZ-Wachmann gestorben

Dem Mann sollte möglicherweise der Prozess wegen Beihilfe zum Mord im KZ Sachsenhausen gemacht werden

 01.05.2025

Besuch

Tel Aviv und Berlin unterzeichnen bald Städtepartnerschaft

Am Montag wird der Bürgermeister der israelischen Metropole, Ron Huldai, im Roten Rathaus erwartet

 01.05.2025

Nahost

Heftige Gefechte in Syrien: Erneut mehrere Tote. Jetzt schaltet sich Israel ein

Eine Tonaufnahme löst in Syrien erneut eine Welle der Gewalt aus. Mehrere Menschen werden getötet

von Amira Rajab, Nehal ElSherif  30.04.2025

Bergen-Belsen

Die Lebenden und die Toten

Das Lager war ein Ort des Sterbens, doch hier wurden auch Menschen geboren. Überlebende, Angehörige und sogenannte DP-Babys trafen sich nun zum gemeinsamen Gedenken. Unsere Autorin war dabei

von Amie Liebowitz  30.04.2025