Nach den Anschlägen

Rabbiner vermisst Solidarität mit Juden

Rabbiner Julian-Chaim Soussan Foto: Marco Limberg

Der Frankfurter Gemeinderabbiner Julian-Chaim Soussan vermisst nach dem Terroranschlag auf einen jüdischen Supermarkt in Paris die Solidarität der Mehrheitsgesellschaft.

Der Anschlag auf die Mitarbeiter des Satire-Magazins »Charlie Hebdo« habe in ganz Westeuropa eine Welle der Solidarisierung ausgelöst, weil alle erkannt hätten, dass jeder frei denkende und freiheitsliebende Mensch damit getroffen worden sei, sagte Soussan am Freitag dem Evangelischen Pressedienst.

Dagegen hätten sich nur wenige mit den vier jüdischen Opfern solidarisiert. »Ich hätte mir gewünscht, dass wir alle ›Je suis Juif!‹ (Ich bin Jude) am Revers getragen hätten. Denn Angriffe auf Juden sind Angriffe auf uns alle.«

Attacken Im vergangenen Jahr hat es nach den Worten von Soussan in Westeuropa etliche brutale Attacken auf Juden gegeben. Er erinnert an den Anschlag auf das Jüdische Museum in Brüssel mit vier Toten und auf eine jüdische Schule im französischen Toulouse, bei dem ein Lehrer und drei Schüler ermordet wurden.

Auch in Deutschland habe es zahlreiche antisemitische Vorfälle gegeben, aber keine Solidaritätsmärsche – es sei denn, sie wurden von Jüdischen Gemeinden organisiert. »Wo war der Protest, als ein Rabbiner in Berlin vor den Augen seiner Tochter verprügelt wurde, und wo der kollektive Aufschrei der Mehrheitsgesellschaft, als diesen Sommer auf deutschen Straßen der Ruf ›Juden ins Gas‹ ertönte?«, fragte Soussan. epd

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025

Berlin

Bericht über Missbrauch internationaler Hilfe durch Hamas im Bundestag vorgestellt

Olga Deutsch von der Organisation NGO Monitor sagt, während die Bundesregierung über Beiträge zum Wiederaufbau Gazas berate, sei es entscheidend, auf bestehende Risiken hinzuweisen

von Imanuel Marcus  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025