Aus Sicht des orthodoxen Rabbiners Julian-Chaim Soussan ist die Religionszugehörigkeit von Ministerin Karin Prien (CDU) nachrangig. »Als Ministerin für Bildung und Familie kann sie auf sehr viele, schöne jüdische Werte zurückgreifen. Wenn sie dieses ‚Erbe‘ nutzt, umso besser«, sagte er. »Aber sie wird wahrscheinlich nicht deshalb eine bessere oder schlechtere Ministerin sein, weil sie jüdische Wurzeln hat.«
Insofern macht es für den Frankfurter Rabbiner auch keinen Unterschied, ob Prien nach jüdischem Gesetz jüdisch sei oder nicht: »Sondern ich hoffe und wünsche mir, dass sie einfach einen guten Job macht«, sagte Soussan, der auch Mitglied im Vorstandsbeirat der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland ist. »Ich glaube, dass wir an den Punkt kommen müssen, wo es für die Öffentlichkeit bedeutungslos sein sollte, welcher religiösen Zugehörigkeit man angehört.«
Prien ist die erste Bundesministerin der Bundesrepublik mit jüdischen Wurzeln. Sie ist jedoch nach jüdischem Religionsgesetz keine Jüdin. Die Zugehörigkeit zum Judentum wird über die Mutter weitergegeben. Prien hat zwei jüdische Großväter.