Meinung

Österreich: Die Mimikry der FPÖ

Karl Pfeifer Foto: Miryam Gümbel

Oskar Deutsch, der Präsident der jüdischen Gemeinde Österreichs (IKG), hat sich jüngst eindeutig gegen einen Kontakt mit der rechtspopulistischen Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) ausgesprochen. Das war nicht immer so. Über Jahrzehnte galt die IKG als Filiale der sozialdemokratischen SPÖ, die in erster Linie deren Interessen vertrat.

Erst als es zu antisemitisch konnotierten Angriffen und Unterstellungen aus den Reihen der SPÖ gegen Simon Wiesenthal kam, der sich schon in den 70er-Jahren gegen eine enge Zusammenarbeit der SPÖ mit der FPÖ ausgesprochen hatte, änderte sich Anfang der 80er-Jahre die Haltung der IKG, die seither die Interessen ihrer vielschichtigen Gemeinde mit Nachdruck vertritt. Unter ihrem damaligen Präsidenten, Ariel Muzikant, hatte sich die IKG Anfang des Jahrtausends gegen eine Koalition zwischen der ÖVP und der FPÖ gewandt. Diesen Kurs setzt die IKG seither unbeirrt fort.

Antisemitismus Die FPÖ ihrerseits bemüht sich, offensichtlichen Antisemitismus in ihren Reihen nicht zu dulden, und gibt Erklärungen zugunsten Israels ab. Doch viele ihrer Funktionäre kommen aus rechtsextremistischen Burschenschaften und halten an deren Ideologie fest. Ihre Bemühungen führten aber immerhin dazu, dass die Führung der FPÖ von der israelischen Regierungspartei Likud nach Jerusalem eingeladen wurde, was die meisten Juden Österreichs nicht begeistert haben dürfte. Zumal im Monatsmagazin des Freiheitlichen Akademiker-Verbandes ehemalige Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen übel beschimpft und verleumdet wurden.

Es ist eine seltsame Lage in Österreich entstanden. Medien, Öffentlichkeit und Justiz reagieren auf antijüdische Hetze, die von muslimischen Hasspredigern kommt, nur sehr selten. Und deswegen versucht ausgerechnet die FPÖ, sich als Beschützer der Juden aufzuspielen.

Doch wer so wie die FPÖ gegen Minderheiten hetzt, kann kein zuverlässiger Partner der IKG sein. Auch dann nicht, wenn zwei abgehalfterte israelische Politiker sich, wie dieser Tage geschehen, mit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache und dem Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer hinsetzen, um über einen neuen Antisemitismus zu diskutieren, und ihnen damit einen Persilschein ausstellen.

Der Autor ist Schoa-Überlebender und Journalist in Wien.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  20.11.2025 Aktualisiert

Berlin

Messerangriff am Holocaust-Mahnmal: Prozess beginnt

Ein 19-jährigen Syrer soll dort im Februar einem spanischen Touristen lebensgefährlich verletzt haben. Aufgrund einer sofortigen Notoperation überlebte das Opfer

 20.11.2025

Washington D.C.

Trump unterschreibt Gesetz zur Freigabe von Epstein-Akten

Der Druck auf den US-Präsidenten wurde zu groß - nun hat er die Veröffentlichung von Akten zu einem Fall genehmigt, den er nicht loswurde. Was das bedeutet

von Anna Ringle, Franziska Spiecker, Khang Mischke, Luzia Geier  20.11.2025

Russischer Eroberungskrieg

Neuer US-Friedensplan: Ukraine unter Druck

Die USA haben Sanktionen gegen Russland verhängt, doch hinter den Kulissen scheint weiter verhandelt worden zu sein. Kiew trifft dies zu einem doppelt ungünstigen Zeitpunkt

 20.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025