Jom Haschoa

Nie wieder Opfer

Israel hat das Recht, sich zu verteidigen: Raketenabwehrsystem »Iron Dome« Foto: Flash 90

Wir Juden haben schmerzlich erfahren: Wenn jemand unsere Ermordung ankündigt, sollten wir seine Worte ernst nehmen. Nie wieder werden wir unser Schicksal in fremde Hände legen. Doch genauso steht auch fest: Nie wieder darf die internationale Gemeinschaft tatenlos zuschauen, wenn ein Staat einen Genozid plant. Und der Iran plant einen solchen.

An diesem Jom Haschoa müssen wir deutlich machen: Das Mullah-Regime will Israel vernichten. Wenn die internationale Gemeinschaft ihr moralisches Kapital nicht verspielen will, muss sie endlich tätig werden – und entschlossener gegen den Iran und seine Vernichtungspläne vorgehen.

Dazu gehört zuallererst, Irans Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad wegen seiner Verbrechen gegen die Menschheit zu verhaften. Sobald er oder ein anderer Vertreter des Mullah-Regimes sich im Ausland aufhalten, müssen sie festgenommen und dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag überstellt werden. Dies ist unsere Pflicht. Ansonsten wären die Mahnungen des Westens zur Einhaltung der Menschenrechte bloß eine leere Phrase.

Fanatiker Gleichzeitig darf der Westen nicht versäumen, die iranische Opposition zu unterstützen. Das Mullah-Regime repräsentiert nur eine Hälfte der iranischen Gesellschaft. Die andere Hälfte – insbesondere die Jugend – will in Freiheit und Wohlstand leben. Sie ist es leid, von islamistischen Fanatikern regiert zu werden.

Nach langem Zögern ist die Europäische Union endlich tätig geworden. Angesichts der katastrophalen Menschenrechtslage im Iran hat die EU ihre Sanktionen gegen den Mullah-Staat verschärft. Viel zu lange haben der Westen im Allgemeinen und die EU im Besonderen der Brutalität des iranischen Regimes nichts entgegengesetzt. Den Islamisten in Teheran, die Oppositionelle, Konvertiten und Homosexuelle öffentlich hängen, muss mit Entschlossenheit begegnet werden.

Die nun beschlossenen Sanktionen dürfen jedoch nur ein erster Schritt sein. Jetzt müssen auch wegen Irans Atomprogramm weitere Strafmaßnahmen gegen das Regime folgen. Andernfalls wird Teheran schon bald die rote Linie überschritten haben, sodass die Fertigstellung seines Atomprogramms nicht mehr zu verhindern sein wird. Wenn ein Staat wie der Iran Israel mit Vernichtung droht und schon bald die Mittel dazu haben könnte, darf die internationale Gemeinschaft nicht untätig bleiben. Durch verbale Drohungen allein wird das Mullah-Regime seine nuklearen Ambitionen nicht aufgeben.

Plutonium Dass entschlossenes Handeln notwendig ist, beweist nicht zuletzt ein Blick auf die jüngsten Entwicklungen im Iran. Hat der Westen bislang allein auf die Urananreicherung in Fordo und Natans geblickt, belegen neue Satellitenbilder, dass der Iran in der Stadt Arak eine Schwerwasseranreicherungsanlage betreibt. Dort arbeitet das Regime mit Hochdruck daran, waffenfähiges Plutonium zu produzieren. Dies macht einmal mehr deutlich: Die jeweiligen Führungen im Iran täuschen die Weltgemeinschaft seit nun schon fast drei Jahrzehnten immer wieder aufs Neue.

Wenn die Staatengemeinschaft weiterhin so zögerlich reagiert, ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis das Mullah-Regime in den Besitz der Atombombe gelangt. Ob Sanktionen, politische Gespräche oder – als Ultima Ratio – bunkerbrechende Bomben auf die Atomanlagen etwas bewirken werden, ist zugegebenermaßen ungewiss. Es bleibt indes nichts anderes übrig, als es trotzdem zu versuchen. Die Weltgemeinschaft darf nichts unversucht lassen, um Teheran zu stoppen.

Angesichts der Drohungen aus dem Iran hat Israel alles Recht der Welt, sich zu verteidigen. Wer auch immer es wagt, den jüdischen Staat zu attackieren, begeht ein Verbrechen. Wir Juden müssen alles dafür tun, Israel zu schützen und zu stärken. Und noch wichtiger: Wir müssen alles dafür tun, dass auch die internationale Gemeinschaft alles für die Sicherheit Israels unternimmt. Israel ist das Herz und die Seele von uns Juden – sowohl historisch als auch religiös.

Ruanda Als Überlebender der Schoa habe ich mich immer wieder gefragt: Hat die Welt nach 1945 etwas aus ihren Fehlern gelernt? Ich fürchte, nein. Sonst hätte es nicht die Völkermorde in Kambodscha oder Ruanda gegeben. Sonst würde sie sich heute geschlossen vor Israel stellen. Für mich als Opfer der Schoa ist diese Entwicklung zutiefst frustrierend.

Dennoch blicke ich optimistisch in die Zukunft. Früher oder später wird es auch zwischen Iran und Israel Frieden geben. Ich glaube zwar nicht, dass ich diesen Moment noch erleben werde. Ich bin fast 85 Jahre alt. Dass dieser Moment aber kommen wird, davon bin ich überzeugt. Die Geschichte lehrt uns, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis eine Diktatur gestürzt wird. Und die Geschichte zeigt ebenso: Je größer der Druck auf das betreffende Regime war, desto schneller ging es seinem Ende entgegen.

Der Autor ist Friedensnobelpreisträger und lebt als Schriftsteller in den USA.

Brüssel

Genozid-Debatte: EU-Kommission distanziert sich von Ribera

Die Europäische Kommission will sich die Einschätzung ihrer spanischen Vizepräsidentin nicht zu eigen machen, wonach Israel einen Genozid an den Palästinensern verübe

 05.09.2025

Schweden

Jazz-Musiker David Hermlin wirft Festival Cancelling vor

Der Musiker habe auf einem Swing-Festival propalästinensischen Aktivisten Fragen gestellt. Plötzlich sei ihm »Einschüchterung« vorgeworfen worden

 05.09.2025

Besuch

Neue Schulpartnerschaften zwischen Israel und Hessen

Solidarität in schwierigen Zeiten: Hessens Bildungsminister Schwarz besucht Israel und vereinbart mit seinem dortigen Amtskollegen eine neue Kooperation

von Matthias Jöran Berntsen  05.09.2025

Bericht

Senat: Rund 200 Hamas-Aktivisten in Berlin

Der ebenfalls als terroristische Organisation eingestuften »Volksfront zur Befreiung Palästinas« (PFLP) würden rund 30 Personen zugerechnet

 05.09.2025

München

Israelische Konsulin warnt vor wachsendem Judenhass

»Da wünsche ich mir mehr Haltung«, sagt Talya Lador-Fresher

 05.09.2025

Frankfurt am Main

Vor 80 Jahren: Erster Gottesdienst in Westendsynagoge

Ein Besuch in der größten Synagoge der Stadt und ein Gespräch über Verbundenheit sowie den 7. Oktober

von Leticia Witte  05.09.2025

Paris

EU-Kommissionsvize greift Israel scharf an

Teresa Ribera spricht bei einem Votrag in Zusammenhang mit dem Vorgehen des jüdischen Staates gegen den Terror in Gaza von einem »Genozid«

 05.09.2025

Diplomatie

Israel: Kein Macron-Besuch ohne Kurswechsel Frankreichs

Warum Staatspräsident Macron in Israel derzeit offiziell unerwünscht ist

 04.09.2025

Ferdinand von Schirach

»Sie werden von mir kein Wort gegen Israel hören«

Der Jurist und Schriftsteller war zu Gast bei Markus Lanz - es war eine in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerte Sendung

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025