Meinungsfreiheit

»Nicht den Mund verbieten lassen«

Herr Granovsky, die Polnische Liga gegen Diffamierung hat Sie angezeigt. Sie sollen im Dezember vergangenen Jahres in einem Artikel über das Massaker von Jedwabne der »polnischen Nation Schaden zugefügt« haben.
Das Delikt gibt es auf internationaler Ebene nicht, und juristisch hat diese Anschuldigung keine Wirkung. Das neue polnische »Holocaust-Gesetz« ist illegal. Außerdem garantiert der Paragraf 19 der Allgemeinen Menschenrechtserklärung, die auch Polen unterschrieben hat, das Recht auf freie Meinungsäußerung. Wir fühlen uns von der Liga, die den polnischen Staat vorschickt, verfolgt. Das Vorgehen ist nicht rechtmäßig.

Sind Sie von der Strafanzeige offiziell informiert worden?
Weder die Redaktion von Página/12 noch der Autor Federico Pavlovsky haben eine Anklage erhalten oder sind durch Polen informiert worden. Wir haben von der Anzeige lediglich durch die Liga selbst und aus den Medien erfahren. Die Anzeige zielt darauf ab, Zensur auszuüben. Aber wir lassen uns nicht den Mund verbieten. Die Liga versucht, mit einem illegalen Ins­trumentarium eine breite historische Debatte zu unterbinden. Im Fokus stehen alle, die sich weltweit im Internet äußern. Sie sollen von der polnischen Regierung eingeschüchtert werden, damit sie sich nicht weiter kritisch artikulieren.

Was sagen Sie zu dem Vorwurf, Sie würden Ihre Leser bewusst irreführen, um die »These vom polnischen Antisemitismus glaubhaft« zu machen?
Federico Pavlovsky hat in seinem exzellenten Beitrag in Página/12 über das Massaker von Jedwabne 1941 berichtet, bei dem Hunderte von polnischen Juden durch Polen getötet wurden. Es kann doch nicht sein, dass man dies bestrafen will.

Haben Sie eine Idee, warum gerade Página/12 als erste Zeitung im Zusammenhang mit dem »Holocaust-Gesetz« angezeigt wurde?
Es ist mir nach wie vor schleierhaft. Aber auf der Internetseite der Polnischen Liga gegen Diffamierung heißt es, dass man alle Artikel im Netz suchen werde, die gegen die polnische Ehre verstoßen. Ich will nicht weiter in dieses inquisitorische Denken eindringen. Wir lassen uns nicht zum Schweigen bringen, weder zu Themen in Polen noch darüber, was in Argentinien passiert. Es ist der Versuch, eine Debatte zu beenden, grausame Verbrechen nicht aufzuarbeiten, sondern sie zu verschweigen.

Fühlen Sie und die Redaktion sich eingeschüchtert?
Natürlich macht diese Anzeige Angst, auch innerhalb der Redaktion. Aber wir lassen uns nicht einschüchtern. Redaktion und Verlag von Página/12 werden darauf juristisch reagieren, auch auf internationaler Ebene. Denn dies ist der unrechtmäßige Versuch, die Pressefreiheit einzuschränken.

Mit dem Redakteur der argentinischen Tageszeitung Página/12 sprach Hans-Ulrich Dillmann.

Australien

Polizei: Angreifer in Sydney waren Vater und Sohn 

Weitere Details des judenfeindlichen Terroranschlags werden bekannt

von Denise Sternberg  14.12.2025

Hintergrund

Der Held von Sydney

Laut australischen Medien handelt es sich um einen 43-jährigen muslimischen Vater von zwei Kindern, der einen Laden für lokale Produkte betreibt

 14.12.2025

Jerusalem

Israels Regierungschef wirft Australien Tatenlosigkeit gegen Judenhass vor

Nach einem Anschlag in Sydney fordert Netanjahu von Australien entschlosseneres Handeln gegen Judenhass. Er macht der Regierung einen schweren Vorwurf

 14.12.2025

Kommentar

Müssen immer erst Juden sterben?

Der Anschlag von Sydney sollte auch für Deutschland ein Weckruf sein. Wer weiter zulässt, dass auf Straßen und Plätzen zur globalen Intifada aufgerufen wird, sollte sich nicht wundern, wenn der Terror auch zu uns kommt

von Michael Thaidigsmann  14.12.2025

Meinung

Blut statt Licht

Das Abwarten, Abwiegeln, das Aber, mit dem die westlichen Gesellschaften auf den rasenden Antisemitismus reagieren, machen das nächste Massaker nur zu einer Frage der Zeit. Nun war es also wieder so weit

von Sophie Albers Ben Chamo  14.12.2025 Aktualisiert

Anschlag in Sydney

Felix Klein: »Von Terror und Hass nicht einschüchtern lassen«

Zwei Männer töten und verletzen in Sydney zahlreiche Teilnehmer einer Chanukka-Feier. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung äußert sich zu der Tat

 14.12.2025

Terror in Sydney

Zivilist entwaffnet Angreifer und wird als »Held« gefeiert

Zwei Männer schießen auf Teilnehmer einer Chanukka-Feier in Sydney: Es gibt Tote und Verletzte. Ein Video soll nun den mutigen Einsatz eines Passanten zeigen

 14.12.2025

Australien

Merz: »Angriff auf unsere gemeinsamen Werte«

Bei einem Anschlag auf eine Chanukka-Feier in der australischen Metropole gab es viele Tote und Verletzte. Der Bundeskanzler und die Minister Wadephul und Prien äußern sich zu der Tat

 14.12.2025 Aktualisiert

Terror in Sydney

Zentralrat der Juden: »In Gedanken bei den Betroffenen«

Der Zentralrat der Juden und weitere jüdische Organisationen aus Deutschland äußern sich zu dem Anschlag auf eine Chanukka-Feier im australischen Sydney

 14.12.2025 Aktualisiert