Meinung

Netanjahu kann noch überraschen

Gut für mutige Entscheidungen war Bibi selten. Die Israelis nennen ihren Regierungschef gern beim Spitznamen »Feigling«. Weder machte Benjamin Netanjahu Schlagzeilen mit einem Durchbruch bei den Friedensgesprächen, noch traute er sich, das höchst umstrittene Armeegesetz anzurühren oder klar Stellung zu den Siedlungen zu beziehen. Wie schwer die See auch wurde, der Likud-Chef umschiffte alles. Bei so viel Ruhe wären selbst die alten Stoiker neidisch geworden. Doch vielleicht war Netanjahus Koalition gerade deshalb eine der stabilsten in der Geschichte Israels.

Da schien es zunächst verwunderlich, dass Netanjahu bis vor wenigen Tagen bereit war, die erfolgreiche Verbindung scheinbar leichten Herzens »zum Wohle des Volkes« zu kappen. Mit aalglattem Lächeln stimmte er zu Beginn der Woche Neuwahlen zu. Doch viele hielten dies wieder mal für den Weg des geringsten Widerstandes: Noch immer umgibt ihn die Aura der Befreiung von Gilad Schalit. Auch das Mantra, »es gebe bei den Palästinensern keinen Gesprächspartner«, glauben ihm viele Israelis. Ein guter Zeitpunkt also, seine fast sichere Wiederwahl anzusetzen.

Proteste Doch Moment! Bis zum Wahltermin wären es noch vier Monate gewesen. Und wir befinden uns hier im Nahen Osten! Da kann niemand mit Gewissheit sagen, was in den nächsten vier Tagen geschehen wird, geschweige denn in vier Monaten. Terror im Sinai, Probleme mit Jordanien und die Gefahr der Hamas sind nur einige äußere Faktoren. Heimische Proteste gegen horrende Lebenshaltungskosten, die in diesem Sommer sicher wieder aufflammen werden, kommen hinzu.

Wer Bibis Werdegang verfolgt hat, hätte bei seinem klaren »Ja« zum Ende der Koalition gleich argwöhnisch werden können. Und wirklich: Nur wenige Stunden nach seiner Ankündigung, die Knesset aufzulösen, ließ er es knallen. Und schoss allen, die sich bereits auf Neuwahlen eingestellt hatten, von hinten durch die Brust ins Auge. In einer Nacht- und Nebelaktion schnappte Netanjahu sich den vermeintlichen Koalitionsverweigerer Schaul Mofaz von der Kadima-Partei, gründete mit ihm eine große Einheitsregierung und band so gleich die größte Oppositionspartei ein.

Vieles wird Bibi vorgeworfen: Er habe kein Rückgrat und klebe an der Macht wie ein alter Kaugummi. Es mag sein, dass dieser israelische Regierungschef bei den anstehenden Problemen im Nahen Osten und in Israel zu wenig Mut aufbringt. Eines hat er aber auf jeden Fall: eine gehörige Portion Chuzpe, wenn es um seinen Machterhalt geht. Damit hat der »Feigling« doch alle überrascht.

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  18.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten beschmieren Kanzleramt

Die Täter, ein Mann und eine Frau, befinden sich bereits wieder auf freiem Fuß

 18.11.2025

Meinung

Die Gut-Wetter Freunde Israels sind zurück! 

De Wiederaufnahme der Waffenexporte ist richtig und notwendig. Doch das ändert nichts daran, dass die Bundesregierung das Vertrauen Israels und der Juden vorerst verloren hat

von Sarah Cohen-Fantl  18.11.2025

Berlin

Mehr als 500 Rechtsextremisten mit Haftbefehl gesucht

Nach knapp 40 von ihnen wird wegen Gewaltstraftaten gefahndet

 18.11.2025

Berlin

Deutsch-Israelische Gesellschaft kritisiert geplante deutsche Millionenhilfen für UNRWA

Volker Beck: »Hilfe darf nicht über einen Kanal erfolgen, der in die terroristischen Aktivitäten der Hamas verstrickt war und ist«

 18.11.2025

Deutschland

»Das ist Verrat am Vaterland«

Unionsfraktionschef Jens Spahn äußert sich einmal mehr klar zur AfD

 18.11.2025

Riad/Washington

USA liefern F-35-Kampfjets an Saudi-Arabien

Bislang wurden diese in der Region nur an den engen Verbündeten Israel abgegeben

von Christoph Meyer, Cindy Riechau, Franziska Spiecker  18.11.2025

USA

Clinton-Minister zieht sich wegen Kontakt zu Epstein zurück

Der Skandal um den verstorbenen Sexualstraftäter zieht weitere Kreise. Ein früherer Minister kündigt nun wegen seiner persönlichen Beziehung zu Epstein Konsequenzen an

 18.11.2025

New York

UN-Sicherheitsrat billigt Trumps Gaza-Plan

Die Resolution erhält 13 Stimmen, Russland und China enthalten sich. Trump: Es ist ein Moment wahrhaft historischen Ausmaßes

 18.11.2025