Das Jüdische Museum in Berlin hat am Samstagabend den Preis für Verständigung und Toleranz 2025 verliehen. Geehrt wurden diesmal die ehemalige US-Botschafterin Amy Gutmann und der israelische Physiker Daniel Zajfman.
Bundeskanzler Friedrich Merz nutzte seine Rede des Abends, um erneut den Schutz jüdischen Lebens in Deutschland gegen zunehmende Anfeindungen und Übergriffe zuzusagen. »Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um Antisemitismus mit all seinen neuen und alten Gesichtern konsequent zu bekämpfen«, so der CDU-Vorsitzende.
Deutschland werde auch Israel beistehen, »dessen Existenzrecht nach wie vor immer lauter auch auf deutschen Straßen infrage gestellt wird«, versicherte der Kanzler. Zugleich müsse in alle Ebenen der Gesellschaft hinein klar sein, dass der Kampf gegen Antisemitismus eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe für alle sei. »Wenn Jüdinnen und Juden, die hier in Deutschland ihre Heimat haben, heute sagen, dass sie um ihre Heimat zu fürchten beginnen, dass sie fürchten, wieder entwurzelt zu werden, dann brauchen wir darauf eine klare Antwort der alltäglichen Solidarität und auch der Zivilcourage«, sagte Merz.
Förderung der Menschenwürde
Das Jüdische Museum in Berlin vergibt den Preis für Verständigung und Toleranz seit 2002 alljährlich an Persönlichkeiten aus der Kultur, Politik und Wirtschaft, die sich besonders um die Förderung der Menschenwürde, der Völkerverständigung, der Integration von Minderheiten und des Zusammenlebens unterschiedlicher Religionen und Kulturen verdient gemacht haben.
Gutmann war von 2022 bis 2024 US-Botschafterin in Berlin. »Für viele Deutsche ist sie das Gesicht einer Epoche, in der noch Verlässlichkeit und Vertrauen die transatlantischen Beziehungen prägten«, sagte die Direktorin des Jüdischen Museums, Hetty Berg.
Schweigen sei nicht Gold, betonte Gutmann in ihrer Dankesrede angesichts des Erstarkens von Antisemitismus, Hass und Gewalt: »Unsere Freiheit und unsere Demokratien hängen davon ab, dass Menschen ihre Stimme erheben und zusammen Hass und Grausamkeit bekämpfen. Toleranz und Verständnis allein funktionieren nicht.«
Wahrer Frieden entsteht langsam in Herzen und Köpfen
Zajfman, der bis 2019 als Präsident das Weizmann Institute of Science leitete und weiterhin eng mit der deutschen Max-Planck-Gesellschaft zusammenarbeitet, sei »nicht nur ein visionärer Forscher, sondern zeit seines Lebens auch ein Wanderer und Vermittler zwischen dem Nahen Osten und Deutschland«, so Berg weiter. »Er ist in beiden Welten zu Hause und hat unzählige Kooperationen gestiftet.«
Zajfman rief Israelis und Palästinenser nach dem Gaza-Krieg zum Dialog auf. Miteinander zu reden, bedeute nicht, zu vergessen oder zu entschuldigen. »Es bedeutet, die Möglichkeit einer anderen Zukunft nicht aufzugeben.« Zajfman mahnte: »Wahrer Frieden wird nicht von Generälen verkündet oder nur auf Papier unterzeichnet. Er entsteht langsam in Herzen und Köpfen, wenn Menschen sich entscheiden, einander wieder als Menschen zu sehen.«
Unter den früheren Preisträgern sind Altkanzlerin Angela Merkel, die frühere US-Außenministerin Madeleine Albright, der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau, der Dirigent Daniel Barenboim, die Schauspielerin Iris Berben und die Autorin Herta Müller. dpa/ja