Einspruch

Mehr Respekt fürs Judentum!

Dieter Graumann Foto: Das Portrait

Was ist los bei euch in Deutschland? Mit dieser Frage besorgter Juden aus dem Ausland werde ich immer wieder konfrontiert, seit das Kölner Landgericht die Beschneidung von Jungen als Körperverletzung verurteilt hat. Ich selbst stelle mir diese Frage auch: Was ist los bei uns, dass es zu solch einem Urteil kommen konnte? Ich hätte nie damit gerechnet, dass deutsche Richter sich derart unsensibel und respektlos über konstitutive Elemente von Religion hinwegsetzen, ja einen uralten und zentralen Bestandteil des Judentums einfach vom Tisch zu fegen versuchen. Damit ist jüdisches Leben, und muslimisches auch, in Deutschland hochgradig gefährdet.

Entwicklung Es ist völlig klar, dass wir diese Entwicklung nicht widerstandslos hinnehmen können. Viele jüdische Menschen sind sehr verunsichert. Um ihnen zu helfen, aber auch, um den zahlreichen Vorurteilen auf nicht-jüdischer Seite zu begegnen, hat der Zentralrat sofort entschlossen gehandelt.

Gefragt ist jetzt aber die Politik. Sie kann sich nicht um eine Entscheidung herumdrücken. Der Gesetzgeber muss jetzt handeln und eine überparteiliche Regelung auf den Weg bringen, nach der die Beschneidung von Jungen aus religiösen Gründen legal und legitim ist. Diese Forderung hat der Zentralrat der Juden in Briefen an Bundeskanzlerin Merkel, an den Bundesinnenminister und die Bundesjustizministerin, die Ministerpräsidenten und die Fraktionsvorsitzenden im Bundestag unmissverständlich deutlich gemacht. Es ist ausdrücklich zu begrüßen und zu loben, dass sowohl die Bundesregierung als auch die Oppositionsparteien (mit der bemerkenswerten Ausnahme der Linkspartei) jetzt entschlossen sind, diesem Wunsch zu folgen.

Wir Juden wollen uns nicht dafür rechtfertigen müssen, dass wir Juden sind. Und was die Liebe zu unseren Kindern angeht, so bedürfen wir schon gar keiner besserwisserischen Belehrungen. Mehr Respekt also für das Judentum – oder will man uns wirklich am Ende loswerden?

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Extremismus

Beobachtungsstelle: Tausende christenfeindliche Straftaten in Europa

Europa gilt immer noch als christlicher Kontinent. Doch Experten warnen: Christen sind von einem Klima wachsender Intoleranz bedroht. Auch in Deutschland muss die Lage Besorgnis erregen

 16.11.2025

Deutschland

Auktion von Besitztümern von NS-Opfern abgesagt

Im Online-Katalog waren unter anderem Dokumente und Post von NS-Verfolgten aus Konzentrationslagern sowie Täterpost zu finden

 16.11.2025 Aktualisiert

Meinung

Mit Martin Hikel geht einer, der Tacheles redet

Der Neuköllner Bürgermeister will nicht erneut antreten, nachdem ihm die Parteilinke die Unterstützung entzogen hat. Eine fatale Nachricht für alle, die sich gegen Islamismus und Antisemitismus im Bezirk einsetzen

von Joshua Schultheis  16.11.2025

Berlin

Merz verspricht Schutz jüdischen Lebens in Deutschland

Bei der diesjährigen Verleihung des Preises für Verständigung und Toleranz im Jüdischen Museum Berlin an Amy Gutmann und David Zajfman gab Bundeskanzler Friedrich Merz ein klares Versprechen ab

 16.11.2025

Meinung

Die Ukrainer brauchen unsere Hilfe

Die Solidarität mit ukrainischen Geflüchteten in Deutschland nimmt ab. Aus einer jüdischen Perspektive bleibt es jedoch wichtig, auch weiterhin nicht von ihrer Seite abzuweichen

von Rabbinerin Rebecca Blady  16.11.2025

Berlin

Angriff auf Leiter deutsch-arabischer Schule in Neukölln

Al-Mashhadani gilt als Kritiker islamistischer Netzwerke und setzt sich für einen arabisch-israelischen Austausch ein

 15.11.2025

Debatte

»Hitler hatte eine unentdeckte genetische sexuelle Störung«

Eine neue britische Dokumentation über Adolf Hitler sorgt für Diskussionen: Kann die Analyse seiner DNA Aufschluss über die Persönlichkeit des Massenmörders geben?

 15.11.2025

Deutschland

Auschwitz-Komitee: Geplante Auktion ist schamlos 

Ein Neusser Auktionshaus will einen »Judenstern« und Briefe von KZ-Häftlingen und deren Angehörigen versteigern. Das internationale Auschwitz-Komitee reagiert

 15.11.2025