Die Holocaust-Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen, die Wilhelm-Leuschner-Medaille. Sie sei eine der wichtigsten Mahnerinnen gegen das Vergessen der Verbrechen des totalitären NS-Regimes gewesen, sagte Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) am Mittwoch in Wiesbaden. Der Vorstandsvorsitzende der Margot-Friedländer-Stiftung, Karsten Dreinhöfer, wird die Medaille am 1. Dezember entgegennehmen.
Friedländer, deren Vater aus Hessen stammte, überlebte den Nationalsozialismus im Konzentrationslager Theresienstadt. Ihr Appell an Menschlichkeit und Verständnis sei ein herausragender Teil der Erinnerungskultur des Landes geworden, sagte Rhein. Friedländer habe sich ganz im Sinne des Widerstandskämpfers Wilhelm Leuschner in außergewöhnlicher Weise für Freiheit und soziale Gerechtigkeit eingesetzt.
Friedländer setzte sich für Menschlichkeit ein
Margot Friedländer war im vergangenen Mai im Alter von 103 Jahren gestorben. Sie wurde am 5. November 1921 in Berlin als Tochter des aus dem hessischen Langen stammenden Kaufmanns Arthur Bendheim und dessen Frau Auguste Gross geboren. Die jüdische Familie erlitt ab 1933 Ausgrenzung, Entrechtung und Verfolgung durch den NS-Staat.
Margot Friedländer wurde 1944 verhaftet und in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht. Gemeinsam mit ihrem Mann Adolf Friedländer siedelte sie nach ihrer Befreiung in die USA über. Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1997 begann Margot Friedländer mit einer intensiven Erinnerungsarbeit. 2010 kehrte sie dauerhaft nach Berlin zurück und wurde zu einer prägenden Stimme gegen das Vergessen der NS-Verbrechen.
Die von ihr 2023 ins Leben gerufene Margot-Friedländer-Stiftung setzt ihre Zeitzeugenarbeit für Toleranz und Menschlichkeit sowie gegen Demokratiefeindlichkeit und Antisemitismus fort. epd