Meinung

»Liebe Erika Steinbach«

Erika Steinbach, Vorsitzende der Stiftung Desiderius-Erasmus, bewirbt auf dem Bundesparteitag der AfD ihre Stiftung. Foto: dpa

Schon länger bin ich entsetzt über Ihr Abdriften weit über die Grenzen des demokratischen Diskurses unserer Gesellschaft hinaus und über Ihre hasserfüllten Botschaften in vielen Ihrer Beiträge in den sozialen Netzwerken. Ich gehe normalerweise nicht auf derartige Postings auf Twitter von Ihnen ein, kann aber Ihre aktuelle Entgleisung zur Vertreibung der Deutschen aus den ehemaligen Ostgebieten und deren Einordnung als »Genozid« so nicht stehenlassen.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Ja, diese Vertreibung stellt auch in meinen Augen ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit dar und lässt sich nicht alleine mit der deutschen Kriegsschuld begründen, denn Unrecht bleibt Unrecht, auch wenn es historisch nicht für sich alleine steht. Und die Bewertung der Vertreibung als Konsequenz deutschen Unrechts abzutun, wie dies durchaus Teile des politischen Spektrums in der Bundesrepublik leisten, relativiert das Unrecht der Vertreibung der Deutschen in unzulässiger Weise. Auch Teile meiner Familie haben dieses Unrecht am eigenen Leib erfahren.

RELATIVIERUNG Was Sie jedoch mit der Bewertung als »Genozid« vollziehen, ist nichts anderes als die Relativierung von Völkermord, die Relativierung des Holocaust und damit eine nicht minder unzulässige Einordnung der Vertreibung. Da Sie Ihre Postings erkennbar in politischer Absicht veröffentlichen, muss ich Ihrem Versuch umso energischer widersprechen. Sie relativieren bewusst und setzen millionenfachen Massenmord in durchsichtiger Absicht mit dem Raub von Heimat gleich.

Sie versündigen sich damit nicht nur an jenen Menschen, die tatsächlich Opfer einer völkermordenden Ideologie geworden sind, sondern Sie missbrauchen selbst auch das Schicksal eben jener vertriebenen Deutschen, denen Sie angeblich Gehör verschaffen wollen. Dies ist in doppelter Weise schändlich.

»Nächstenliebe, Anstand und Respekt: Ihnen sind diese drei Tugenden abhandengekommen.«

Uwe Becker

Aus dem Unrecht der Vertreibung ist an anderer Stelle wieder neues Leben entstanden, so wie ganz persönlich in meinem Fall. Aus dem Völkermord an anderer Stelle sind Grabsteine übriggeblieben, und ich lasse es nicht kommentarlos zu, dass Sie mit Ihrer sicher wohlüberlegten Hetze Ihren Schmutz im Namen von Familien wie auch der meinen über die Gräber Dritter gießen.

Als jemand wie ich, der sich als wertkonservativ sieht und für den Nächstenliebe, Anstand und Respekt genau jene Tugenden sind, die ich als Pfeiler meiner Arbeit sehe, muss ich mein tiefes Bedauern darüber zum Ausdruck bringen, dass Ihnen in den zurückliegenden Jahren ganz offensichtlich alle drei Tugenden abhandengekommen sind.

Der Autor ist Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG), hessischer Beauftragter gegen Antisemitismus und CDU-Politiker.

Glosse

Gretas Törn

Wird es den zwölf Aktivisten, unter ihnen die Klima- und Palästina-Ikone Greta Thunberg, gelingen, Israels Seeblockade zu durchbrechen? Die Welt wartet gespannt

von Michael Thaidigsmann  06.06.2025

Bundestag

SPD-Rufe nach Prüfung von Waffenlieferungen an Israel lauter

Unterschiedliche Positionen zwischen Sozialdemokraten und Union werden immer deutlicher

 06.06.2025

Colorado

Angreifer von Boulder wollte »alle zionistischen Menschen töten«

Mohamed Sabry Soliman wird in 118 Punkten angeklagt

 06.06.2025

Rheinland-Pfalz

»Aus Beutebeständen« - NS-Raubgut in rheinland-pfälzischen Museen

Viele kleine Museen in Rheinland-Pfalz haben bisher nicht danach geforscht, ob NS-Raubgut in ihrem Besitz ist. In den Sammlungen von vier dieser mehr als 400 Museen sah eine Kunsthistorikerin nun genauer nach

von Norbert Demuth  06.06.2025

Washington D.C.

US-Regierung sanktioniert Richterinnen des Strafgerichtshofs

Amerika geht gegen den IStGH vor. Hintergrund ist auch der wegen angeblicher Kriegsverbrechen Israels ausgestellte Haftbefehl gegen Ministerpräsident Netanjahu

 06.06.2025

Berlin

Grüne-Jugend-Chefin nennt Hamas-Massaker »militärische Operation«

Jette Nietzard verharmlost den Terror der Hamas und verbreitet Verschwörungstheorien über Israel. Die JSUD verlangt ihren Rücktritt

von Imanuel Marcus  06.06.2025 Aktualisiert

Washington D.C.

Bundeskanzler Merz kritisiert Antisemitismus unter Migranten

Bei seinem Antrittsbesuch in Washington wird der Kanzler auf verschiedenste Themen angesprochen. Auch der Judenhass in der Bundesrepublik ist darunter

 06.06.2025

Interview

»Es findet ein Genozid statt« – »Israel muss sich wehren«

Henryk M. Broder und Hamed Abdel-Samad über ihre langjährige Freundschaft, was sie verbindet – und was sie nach dem 7. Oktober 2023 trennt

von Philipp Peyman Engel  06.06.2025 Aktualisiert

Berichterstattung

Reporter ohne Grenzen fordert Medienzugang zum Gazastreifen

Ausländischen Journalisten ist der Zutritt zum Gazastreifen seit Kriegsbeginn weitestgehend verboten. Laut Reporter ohne Grenzen muss damit Schluss sein

 05.06.2025