FDP

Liberale Jugendsünden

»Religion reformieren«: Lasse Becker Foto: dpa

Die Beschneidung aus religiösen Gründen im Kleinkindalter soll verboten, die Leugnung des Holocausts hingegen legalisiert werden. Jedenfalls, wenn es nach dem Willen vieler Mitglieder der FDP-Jugendorganisation Junge Liberale (Julis) geht. Nach Ansicht der Julis führt die Beschneidung zu einer Schädigung des Kindes »hinsichtlich seiner sexuellen Empfindsamkeit im Erwachsenenalter«. So steht es in einem Beschluss, der beim Bundeskongress in Halle/Saale kürzlich mit großer Mehrheit verabschiedet wurde.

Mit seinen Forderungen zieht sich der FDP-Nachwuchs den Unwillen der Mutterpartei zu. Dabei war ein noch weitergehender Antrag des Saar-Landesverbands (»Mein Penis gehört mir!«) wegen »fehlender Sachlichkeit« abgelehnt worden. Ein Entwurf, der für die Legalisierung der Beschneidung plädierte, wurde hingegen abgeschmettert – obwohl es darin klassisch liberal geheißen hatte, es dürfe keine »staatliche Lufthoheit über den Kinderbetten« geben: »So wie sich jeder Liberale als Individuum gegen Religiosität entscheiden kann, will jeder Liberale seinen Mitbürgern das Recht auf eine freie Religionsausübung belassen.«

Kabinett Die Bundes-FDP setzt sich, anders als ihr Nachwuchs, für die Straffreiheit der Brit Mila und des muslimischen Beschneidungsrituals ein. Ein entsprechender Gesetzentwurf der liberalen Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger wurde jüngst vom Bundeskabinett gebilligt. Vermutlich Anfang November wird er im Bundestag behandelt.

Zeitgleich plädieren immer mehr Jungliberale für eine Legalisierung der Holocaustleugnung, die nicht nur in Deutschland als »Volksverhetzung« unter Strafe steht. Eine entsprechende Forderung hatte der Landesverband Bayern unlängst beschlossen. Lasse Becker, Juli-Bundesvorsitzender, will das zwar nicht, sagt aber: »Grundsätzlich sehen wir Meinungsverbote sehr kritisch.« Becker möchte Schoaleugner »lieber durch sachliche Argumente entlarven«.

Einen Widerspruch, Nazis zu mehr Rechten zu verhelfen, Juden und Muslime hingegen in ihrer Freiheit einzuschränken, erkennt Becker nicht: Religionsgemeinschaften seien angehalten, »ihre vor der Religionsmündigkeit ansetzenden Rituale noch einmal selbstkritisch zu hinterfragen und gegebenenfalls zu reformieren«. Die Bundes-FDP hält sich zurück. »Zu einzelnen Positionierungen der Jungen Liberalen, die keinen Einfluss auf die Beschlusslage der Partei haben«, nehme man keine Stellung, sagte ein Sprecher der Jüdischen Allgemeinen.

Beschneidungen

Polizei in Antwerpen durchsucht jüdische Wohnungen

Im Rahmen einer Razzia gegen angeblich illegaler Beschneidungen hat die Polizei in Antwerpen am Mittwochmorgen die Wohnungen von drei jüdischen Bewohnern durchsucht

 15.05.2025

Düsseldorf

NRW und Israel feiern ihre Völkerfreundschaft

Wüst und Prosor: Es müsse alles getan werden, damit alle so schnell wie möglich wieder nach Hause kommen

 15.05.2025

USA

»Ben and Jerry’s«-Mitbegründer bei Gaza-Protest festgenommen

Ben Cohen ist bekannt für seine scharfe Kritik an Israel

 15.05.2025

Interview

»Es hätte viel kürzer und klarer sein müssen«

Peter Neumann über das AfD-Gutachten des Verfassungsschutzes, die internationale Debatte darüber und ein mögliches Verbotsverfahren gegen die rechtsextreme Partei

von Nils Kottmann  15.05.2025

Schleswig-Holstein

Drastischer Anstieg bei antisemitischen Vorfällen im Norden

Der Landesbeauftragte für jüdisches Leben und gegen Antisemitismus, Gerhard Ulrich, verwies auf den Krieg in Gaza

 15.05.2025

Berlin

»So monströs die Verbrechen der Nazis, so gigantisch dein Wille, zu leben«

Leeor Engländer verabschiedet sich in einer berührenden Trauerrede von Margot Friedländer. Wir dokumentieren sie im Wortlaut

von Leeor Engländer  15.05.2025

Trauerfeier

Die unbeugsame Berlinerin

Nach dem Tod von Margot Friedländer trauert ganz Berlin um eine besondere Frau, die als Holocaust-Überlebende unermüdlich für Menschlichkeit eintrat. Bei ihrer Beisetzung nahmen hochrangige Gäste nun Abschied

von Sigrid Hoff  15.05.2025

Kommentar

Journalistisch falsch, menschlich widerlich

»News WG«, ein Format des Bayerischen Rundfunks, hat eine Umfrage darüber gestartet, ob man Yuval Raphael, eine Überlebende der Massaker des 7. Oktobers, vom ESC ausschließen soll

von Johannes Boie  15.05.2025

Berlin

Friedrich Merz: Deutschland muss Schutzraum für Juden sein

Auch bekräftigt der neue Kanzler: »Wir stehen unverbrüchlich an der Seite Israels.«

 15.05.2025