Antisemitismus

Kritik an Anti-Corona-Video mit Farid Bang

Sabine Leutheusser-Schnarrenberger, Antisemitismusbeauftragte von Nordrhein‐Westfalen Foto: dpa

Die Zusammenarbeit der Stadt Düsseldorf mit dem umstrittenen Rapper Farid Bang sorgt für Diskussionen. »Die Vorbildfunktion eines Musikers wie Farid Bang muss hinterfragt und diskutiert werden, wenn er Antisemitismus propagiert und zudem immer wieder auch mit gewaltverherrlichenden und frauenfeindlichen Texten provoziert«, sagte die nordrhein-westfälische Antisemitismusbeauftragte, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP), der »Rheinischen Post« (Donnerstag).

Die Stadt hatte den Rapper beauftragt, junge Menschen in einem Video dazu anzuhalten, die Corona-Regeln zu beachten. Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) sagte, der Rapper helfe beim Erreichen der richtigen Zielgruppe.

Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) sagte, der Rapper helfe beim Erreichen der richtigen Zielgruppe.

Laut Stadt hat sich Geisel vor den Dreharbeiten ausführlich mit dem Musiker unterhalten und über die Antisemitismusvorwürfe gesprochen, die 2018 unter anderem wegen der Liedzeile »mein Körper ist definierter als von Auschwitzinsassen« in dem Song »0815« aufgekommen waren. Bang habe sich mehrfach dafür entschuldigt.

SCHOA »Nichts liegt mir ferner, als die Erinnerung an die Holocaust-Opfer zu verhöhnen«, sagte der Rapper der Stadt zufolge. Leutheusser-Schnarrenberger betonte: »Die Wahl des Rappers Farid Bang für ein öffentliches Projekt, das gerade beim Thema Coronavirus aufklären soll, ist schwer zu ertragen.« Die Aktion sei ein Affront gegen alle, die sich für eine offene und tolerante Gesellschaft einsetzten.

Die Aktion sei ein Affront gegen alle, die sich für eine offene und tolerante Gesellschaft einsetzen, sagt Leutheusser-Schnarrenberger.

Die Jüdische Gemeinde Düsseldorf erklärte, sie verstehe die Bedeutung einer zielgerichteten Ansprache bestimmter Gruppen, vor allem beim Thema Coronavirus. »Eine Vorbildfunktion von Farid Bang in diesem Zusammenhang vor dem Hintergrund seiner Texte und Aussagen kann und muss jedoch sicherlich kontrovers diskutiert werden.«

VERTRAUEN Anders als ein Stadtsprecher erklärt habe, sei die Zusammenarbeit mit dem Rapper nicht vorab mit der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf abgestimmt worden. Gleichzeitig betonen die Verantwortlichen der Jüdischen Gemeinde das gute Verhältnis zur Stadt.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

»Wir arbeiten vertrauensvoll und im Dialog miteinander mit der Stadt Düsseldorf zusammen, sowohl auf politischer Ebene wie auch auf Fachebene. Und wir sind der Überzeugung, dass wir in Zeiten mit steigendem Antisemitismus diesen Weg weiterhin im Interesse eines sicheren und wachsenden jüdischen Lebens in unserer Stadt weitergehen wollen und werden«, so Gemeindedirektor Michael Rubinstein. »Das Video der Stadt Düsseldorf mit dem Rapper Farid Bang darf nicht von Dritten dazu genutzt werden, um diese besondere Beziehung zu diskreditieren.«

»Für Menschengruppen, die Farid Bangs Beleidigungen permanent ausgesetzt sind, ist das ein Schlag ins Gesicht.«

Anna Staroselski, Präsidentin der JSUD

Die Jüdische Studierendenunion Deutschland JSUD verurteilte das gemeinsame Video des Düsseldorfer Oberbürgermeisters mit dem umstrittenen Rapper Farid Bang.

Anna Staroselski, Präsidentin der JSUD, sagte der Jüdischen Allgemeinen über das Video: »Von einem Politiker wie dem Düsseldorfer Oberbürgermeister würde man in einem solch wichtigen Amt eine klare Haltung gegen Antisemitismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie erwarten, stattdessen aber Lobeshymnen in Richtung Farid Bang zu hören, ist wirklich enttäuschend.«

Es bedürfe keiner großen Anstrengung bei der Recherche, um auf die menschenverachtenden Aussagen des Künstlers zu stoßen, so Staroselski weiter. »Für Menschengruppen, die Farid Bangs Beleidigungen permanent ausgesetzt sind, ist das ein Schlag ins Gesicht. Herrn Geisel scheint das offenbar egal zu sein.« epd/ja

Kommentar

Wenn Ideologen mehr zu wissen scheinen als Expertinnen

Der Antisemitismusbekämpfer und bisherige Bezirksbürgermeister von Berlin-Neukölln, Martin Hikel, ist abgestraft worden, weil er die Grundwerte der sozialdemokratischen Partei vertreten hat

von Renée Röske  21.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  21.11.2025

Deutschland

»Hitler ist niedergekämpft worden. Unsere Städte mussten in Schutt und Asche gelegt werden, leider«

Militanter Linker, Turnschuhminister, Vizekanzler und Außenminister: Das sind die Stationen im Leben des Grünenpolitikers Joschka Fischer. Warum er heute vom CDU-Kanzler Konrad Adenauer ein anderes Bild als früher hat

von Barbara Just  21.11.2025

Berlin

Bundesinnenministerium wechselt Islamismusberater aus

Beraterkreis statt Task Force: Die schwarz-rote Bundesregierung setzt einen anderen Akzent gegen islamistischen Extremismus als die Ampel. Ein neues Expertengremium, zu dem auch Ahmad Mansour gehören wird, soll zunächst einen Aktionsplan erarbeiten

von Alexander Riedel  21.11.2025

TV-Kritik

Allzu glatt

»Denken ist gefährlich«, so heißt eine neue Doku über Hannah Arendt auf Deutsch. Aber Fernsehen, könnte man ergänzen, macht es bequem - zu bequem. Der Film erklärt mehr als dass er zu begeistern vermag

von Ulrich Kriest  21.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  21.11.2025 Aktualisiert

Vor 80 Jahren

Zentralrat der Juden: Nürnberger Prozesse waren Wendepunkt

Es waren hochrangige NS-Kriegsverbrecher, die vor 80 Jahren in Nürnberg vor Gericht standen. Was diese Prozesse aus Sicht des Zentralrats der Juden bedeuten - auch heute

von Leticia Witte  21.11.2025

Paris

EJC warnt vor wachsender Radikalisierung junger Menschen im Netz

»Hass ist viral gegangen«, sagt Moshe Kantor, der Präsident der Organisation

 21.11.2025

Berlin

Israelisches Schutzsystem soll neue Leopard-2-Flotte sicherer machen

Das »Hard-Kill-Abwehrsystem« Trophy erkennt anfliegende Raketen und macht diese unschädlich

 21.11.2025