Einspruch

Kluges Handeln ist gefragt

Arye Sharuz Shalicar Foto: Uwe Steinert

Man stelle sich vor: In Deutschland gäbe es parallel zu Bundeswehr und Bundespolizei eine zweite Militär- und Polizeitruppe, die der deutschen an Qualität und Quantität überlegen ist und die nicht aus Berlin gesteuert wird, sondern, sagen wir: aus Ankara. Es ist, zugegeben, ein absurdes Szenario.

Nur: Im Libanon ist etwas Ähnliches Realität. Parallel zur libanesischen Armee hat sich die schiitische Terrormiliz Hisbollah mit enormer Unterstützung aus Teheran zur zentralen Macht im Staat entwickelt. Aus Auseinandersetzungen zwischen den beiden ist die Hisbollah jedes Mal als Sieger hervorgegangen.

»staat im staate« Diese Entwicklung ist eine Katastrophe – auch für die verschiedenen Ethnien im Libanon. Jüngster Beweis, dass die Hisbollah auf libanesischem Territorium tun und machen kann, was sie will, ist der Rücktritt des Premierministers Saad Hariri vor wenigen Tagen. Er, der kritisierte, dass die Hisbollah sich als »Staat im Staate« aufführt, fühlte sich bedroht und musste sich nach Saudi-Arabien absetzen – wohl wissend, dass ihn die nominellen libanesischen Sicherheitsbehörden zu Hause nicht mehr schützen können. Schon sein Vater Rafik kam 2005 bei einem Anschlag ums Leben.

Und was im Libanon passiert, ist keine lokale Entwicklung. Auf der einen Seite steht der Iran und stützt die Hisbollah. Auf der anderen Seite fühlen sich sunnitische Regionalmächte wie Saudi-Arabien bedroht und versuchen gegenzuhalten.

Israel ist sich bewusst, dass der Nahe Osten an einem Wendepunkt angelangt ist. Es kommt auf kluges strategisches Handeln an, international und regional. Und in Jerusalem ist jedem bewusst: Der Ernstfall kann jederzeit eintreten. Tatsächlich kann diese Dynamik demnächst in einem umfassenden Krieg zwischen dem Iran (und seinen Verbündeten) und Saudi-Arabien (und seinen Verbündeten) enden. Und den könnte Israel, selbst wenn es wollte, nicht von der Zuschauertribüne aus verfolgen.

Der Autor ist Abteilungsleiter im israelischen Ministerium für Nachrichtendienste.

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025

Berlin

Bericht über Missbrauch internationaler Hilfe durch Hamas im Bundestag vorgestellt

Olga Deutsch von der Organisation NGO Monitor sagt, während die Bundesregierung über Beiträge zum Wiederaufbau Gazas berate, sei es entscheidend, auf bestehende Risiken hinzuweisen

von Imanuel Marcus  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025

New York

Antisemitische Äußerungen: Mitglied von Mamdanis Team tritt zurück

Die Tiraden von Catherine Almonte Da Costa sorgen für Entsetzen

 19.12.2025