Vatikan

Jüdischer Weltkongress: Sorge über Papstwort zu Genozid

David Koschitzky Foto: Uwe Steinert

Eine Delegation des Jüdischen Weltkongresses (WJC) hat im Vatikan Bedenken über Äußerungen von Papst Franziskus zu möglichen Genozid-Vorwürfen gegen Israel vorgebracht. Die Vertretung des weltweiten Judentums hatte um das Treffen gebeten, nachdem Papst-Zitate aus einem neuen Buch bekannt wurden, in dem er für eine sorgfältige Prüfung solcher Vorwürfe plädiert.

Miroslaw Stanislaw Wachowski, Untersekretär des Vatikanischen Staatssekretariats, erklärte bei dem Treffen, die Worte des Papstes seien in Medienberichten aus dem Kontext gerissen und falsch interpretiert worden, wie der Jüdische Weltkongress am Freitag mitteilte.

Die von David Koschitzky (WJC Nordamerika) angeführte Delegation in Vertretung von Weltkongress-Präsident Ronald S. Lauder lobte demnach bei dem Treffen auch den langjährigen Dialog zwischen dem Heiligen Stuhl und dem Jüdischen Weltkongress, der auf das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) und insbesondere auf die Erklärung »Nostra Aetate« von 1965 zurückgeht.

Selbstverteidigungskrieg gegen Terror

Ebenso würdigte die Gruppe das anhaltende Engagement von Papst Franziskus und dem Heiligen Stuhl, alle Erscheinungsformen des Antisemitismus zu verurteilen.

Lesen Sie auch

Papst Franziskus schreibt in dem Buch »Hoffnung enttäuscht nie. Pilger auf dem Weg zu einer besseren Welt« von Hernan Reyes Alcaide (Edizioni Piemme): »Nach Ansicht einiger Experten weist das Geschehen in Gaza die Merkmale eines Völkermords auf. Wir sollten sorgfältig prüfen, ob es in die von Juristen und internationalen Gremien formulierte technische Definition passt.«

Israel, das sich in einem Selbstverteidigungskrieg gegen die Terrorgruppe Hamas im Gazastreifen befindet, erwähnt der 87-Jährige nicht. Die Zeitung »La Stampa« hatte am 17. November Auszüge aus dem Buch veröffentlicht.

»Technische Kriterien«

Bereits am 21. November hatte Parolin die Kritik an der Forderung des Papstes, den Genozid-Vorwurf gegen Israel zu prüfen, zurückgewiesen. »Der Papst hat gesagt, was die Position des Heiligen Stuhls ist, und das ist, dass wir diese Dinge untersuchen müssen, weil es technische Kriterien gibt, um das Konzept des Völkermords zu definieren«, sagte der Kardinalstaatssekretär vor Journalisten in Rom.

Während Israel die Hamas bekämpft, die weiterhin 97 Geiseln in ihrer Gewalt hat, den jüdischen Staat erklärtermaßen vernichten will und weitere Massaker im Stil des 7. Oktober 2023 angekündigt hat, schützen die Streitkräfte (IDF) die Zivilbevölkerung Gazas so gut es geht. Die Bewohner werden vor Angriffen gegen den Terror jeweils zur Flucht aufgefordert, Fluchtrouten und humanitäre Zonen werden eingerichtet und Hilfsgüter zur Verfügung gestellt. kna/ja

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Faktencheck

Berichte über israelischen Pass Selenskyjs sind Fälschung

Ukrainische Behörden ermitteln wegen hochrangiger Korruption. Doch unter diesen Fakten mischen sich Fälschungen: So ist erfunden, dass bei einer Razzia ein israelischer Pass Selenskyjs gefunden wurde

 20.12.2025

Analyse

Ankaras Machtspiele

Manche befürchten schon einen »neuen Iran«. Warum Israel die Türkei zunehmend als Bedrohung wahrnimmt

von Ralf Balke  20.12.2025

Bundestag

Zentralrat verteidigt Weimers Gedenkstättenkonzept

Der Ausschuss für Kultur und Medien hörte Experten zu der Frage an, ob über den Holocaust hinaus auch andere Verbrechen Teil der deutschen Erinnerungskultur sein sollen

 19.12.2025

Frankreich

Drei Jahre Haft für antisemitisches Kindermädchen

Ein französisches Gericht hat eine Algerierin zur einer Gefängnisstrafe verurteilt, weil sie einer jüdischen Familie Reinigungsmittel ins Essen, Trinken und die Kosmetika mischte

 19.12.2025

Berlin

Bericht über Missbrauch internationaler Hilfe durch Hamas im Bundestag vorgestellt

Olga Deutsch von der Organisation NGO Monitor sagt, während die Bundesregierung über Beiträge zum Wiederaufbau Gazas berate, sei es entscheidend, auf bestehende Risiken hinzuweisen

von Imanuel Marcus  19.12.2025

Meinung

Heute Juden, morgen Christen

Judenhass führt konsequent zum Mord. Dafür darf es kein Alibi geben

von Rafael Seligmann  19.12.2025

Tel Aviv/Berlin

Israel unterzeichnet weiteren Vertrag mit Deutschland über Raketenabwehr

Es handelt sich um das größte Rüstungsgeschäft in der Geschichte des jüdischen Staates

 19.12.2025

Sydney/Canberra

Nach Terroranschlag von Bondi Beach: Australien plant nationalen Trauertag

Die Regierung kündigt zudem umfassende Maßnahmen an. Dazu gehört eine landesweite Rückkaufaktion für Schusswaffen

 19.12.2025