Sport

Judo-Weltverband schließt Iran von Wettkämpfen aus

Der iranische Judo-Weltmeister Saeid Mollaei Foto: imago images / Xinhua

Der Judo-Weltverband schließt Iran endgültig von allen internationalen Wettkämpfen aus. Die Entscheidung begründete der IJF am Dienstag in Lausanne damit, dass der Iran sich weigert, seine Athleten gegen Judoka aus Israel kämpfen zu lassen.

Bei der Weltmeisterschaft im August in Tokio war der Iraner Saeid Mollaei von iranischen Funktionären angewiesen worden, in der Klasse bis 81 Kilogramm aufzugeben, um einen Kampf gegen den Israeli Sagi Muki zu vermeiden.

ANGST Mollaei traute sich nach der von ihm ignorierten Anordnung nicht mehr in sein Heimatland zurück. »Ich habe Angst davor, was meiner Familie und mir passieren könnte«, sagte der 27-Jährige Anfang September.

Weil Mollaei eine strikte Anweisung der Regierung nicht befolgte und am 28. August zum Halbfinale gegen den Belgier Matthias Casse antrat, drohen dem Ex-Weltmeister und seiner Familie im Iran Repressionen. Mollaei soll sich laut Medienberichten mit einem deutschen Visum in Berlin aufhalten. Möglicherweise wird der Iraner bei den Olympischen Spielen 2020 in Tokio unter einer anderen Flagge starten.

Vor dem Halbfinale, das er laut Anweisung Teherans absichtlich verlieren sollte, bekam der Judoka noch einen einschüchternden Anruf von Irans NOK-Chef.

Titelverteidiger Mollaei wurde am Tag des Halbfinal-Kampfes vom stellvertretenden iranischen Sportminister Davar Zani angewiesen, sich von der WM zurückzuziehen. Denn im Fall des Finaleinzugs hätte Mollaei gegen den Israeli Sagi Muki antreten müssen - dies sollte unbedingt verhindert werden. Mollaei kämpfte dennoch gegen Casse, verlor das Duell aber und wurde WM-Fünfter.

ELTERN Kurz vor dem Halbfinale, das er laut Anweisung Teherans absichtlich verlieren sollte, bekam der Judoka noch einen Anruf von Irans NOK-Chef Reza Salehi Amiri. Der Sportfunktionär teilte ihm mit, dass Sicherheitskräfte beim Haus seiner Eltern waren.

Mollaei macht sich nun große Sorgen. »Ich habe heute vom Weltmeistertitel geträumt. Aber das war nicht mein Schicksal«, sagte er Anfang September in dem Interview. »Ich konnte nicht kämpfen wegen der Gesetze in meinem Land und weil ich Angst vor den Konsequenzen für meine Familie und mich selbst habe«, sagte der Athlet. »Alles, was ich heute getan habe, war für mein Leben, für ein neues Leben«, sagte Mollaei.

Seit mehreren Jahrzehnten treten iranische Sportler nicht gegen israelische Kontrahenten an.

Erst im Mai hatte das Nationale Olympische Komitee des Iran angekündigt, die olympische Charta und ihr Diskriminierungsverbot uneingeschränkt zu respektieren. Damit stünde in Zukunft Wettkämpfen zwischen iranischen und israelischen Sportlern nichts mehr im Weg.

Seit mehreren Jahrzehnten treten iranische Sportler nicht gegen israelische Kontrahenten an, weil der Iran Israel als Staat nicht anerkennt. Auch im Judo kam es in der Vergangenheit immer wieder zu plötzlichen Verletzungen oder anderen Vorkommnissen, damit Iraner ein Duell mit einem Israeli boykottieren konnten.  dpa/ja

Regierung

Mit Davidstern ins Kabinett

Karin Prien wird Deutschlands erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln. Erst seit wenigen Jahren spricht die CDU-Politikerin öffentlich über ihre Familiengeschichte

von Michael Thaidigsmann  30.04.2025

Iran

Mullahs lassen angeblichen Mossad-Informanten hinrichten

Die Zahl der Hinrichtungen hat in den vergangenen Jahren drastisch zugelegt

 30.04.2025

Buenos Aires

Argentinien stellt Dokumente über geflohene Nazis online

Viele hochrangige Nationalsozialisten flohen nach dem Zweiten Weltkrieg vor Strafverfolgung – vor allem nach Südamerika. In Argentinien sind Dokumente zu den NS-Tätern nun digital zugänglich

 30.04.2025

Hanau

Antisemitisches Plakat an Schule: Staatsschutz ermittelt

In einem angrenzenden Park gab es eine Veranstaltung der Jüdischen Gemeinde. Besteht ein Zusammenhang?

 30.04.2025

Jom Hasikaron

Israel gedenkt der Terroropfer und Kriegstoten

Seit dem 7. Oktober 2023 sind 850 israelische Soldaten und 82 Sicherheitskräfte getötet worden

 30.04.2025

Josef Schuster

»Was bedeutet die Schoa heute noch für Deutschland?«

In seiner Rede zum 80. Jahrestag der Befreiung des KZ Bergen-Belsen reflektiert der Zentralratspräsident die Herausforderungen und Gefahren, vor denen die Erinnerung an die Schoa heute steht. Eine Dokumentation

von Josef Schuster  29.04.2025

Mauthausen

Überlebenswunderkind Eva Clarke: Geburt im KZ vor 80 Jahren

Es war eines der größten und gefürchtetsten Konzentrationslager der Nazizeit. Im Mai 1945 wurde es von US-Soldaten befreit. Unter den Überlebenden waren eine Mutter und ihr Neugeborenes

von Albert Otti  29.04.2025

Umfrage

Mehrheit hält AfD wegen deutscher Geschichte für unwählbar

Zum 80. Jahrestag des Kriegsendes fragt die »Memo«-Studie Menschen in Deutschland nach dem Blick zurück

 29.04.2025

Potsdam

Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert besseren Schutz für Synagoge

Vermutlich wurde in Halle ein zweiter Anschlag auf die Synagoge verhindert. Brandenburgs CDU-Chef Redmann fordert deshalb dazu auf, auch die Potsdamer Synagoge besser zu schützen

 29.04.2025