Einspruch

Ist das mein Präsident?

Toby Axelrod Foto: Gregor Zielke

Einspruch

Ist das mein Präsident?

Toby Axelrod hat Angst um die amerikanische Gesellschaft und das Zusammenleben

von Toby Axelrod  14.08.2017 18:14 Uhr

Die schlimmen Ereignisse des vergangenen Wochenendes und die Reaktion des amerikanischen Präsidenten darauf haben mich in meiner Sorge bestärkt, dass das Schlimmste noch kommen kann.

Bei allen Unterschieden zwischen früheren Amtsinhabern: Nie zuvor hatte ich das Gefühl, dass es einen US-Präsidenten geben könnte, der die Grundwerte unserer Gesellschaft derart ignoriert. Dieses Gefühl habe ich jetzt. Der Mann, der mein Präsident ist, musste von seinem Stab und seiner Partei erst dazu gedrängt werden, mörderischen Rechtsextremismus beim Namen zu nennen – um dann einen Tag später doch wieder einen Rückzieher zu machen!

Misogynie Und doch gibt es immer noch Trump-Anhänger, die das nicht sehen wollen. Vielleicht ekeln sie sich vor seinen Prahlereien, seinen schlechten Manieren, seiner Hetze, seiner Misogynie und vielleicht auch vor seinen merkwürdigen Aussagen über Juden und andere Minderheiten. Und dennoch scheinen diese Immer-noch-Trump-Unterstützer bereit zu sein, die Seele Amerikas für etwas zu verkaufen, das sie für ein höheres Gut halten. Man müsse ihm eben nur eine Chance geben.

Wie viel Chancen denn noch? Wenn seine engsten Berater mit der extremistischen Alt-Right-Bewegung verbunden sind, wenn tollwütige Antisemiten wie David Duke, der in Charlottesville die Neonazis aufstachelte, ihre Bewunderung für Trump ausdrücken – dann müssen wir deutlich sagen, was Trump ist: ein Handlanger der extremen Rechten.

Dieser Handlanger macht den Hass und die Hasser erst groß. In dieser Atmosphäre konnte der Mord in Charlottesville geschehen. Er hat die Zahl der Fälle von Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit anwachsen lassen, er hat die Diffamierung der Medien als »Fake News« – das deutsche Wort dürfte »Lügenpresse« sein – wirksam werden lassen. Ich habe Angst um unsere Gesellschaft. Die Zivilisation ist nur durch einen sehr dünnen Firnis geschützt.

Die Autorin ist Deutschland-Korrespondentin der Jewish Telegraphic Agency.

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 25.11.2025

TV-Tipp

Ein äußerst untypischer Oligarch: Arte-Doku zeigt Lebensweg des Telegram-Gründers Pawel Durow

Der Dokumentarfilm »Telegram - Das dunkle Imperium von Pawel Durow« erzählt auf Arte und in der ARD-Mediathek die Geschichte der schwer fassbaren Messengerdienst-Plattform-Mischung und ihres Gründers Pawel Durow

von Christian Bartels  25.11.2025

Israel

Antisemitismus-Beauftragter wirft Sophie von der Tann Verharmlosung der Hamas-Massaker vor

Die ARD-Journalistin soll in einem Hintergrundgespräch gesagt haben, dass die Massaker vom 7. Oktober eine »Vorgeschichte« habe, die bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches zurückreiche

 25.11.2025

Interview

»Weder die Verwaltung noch die Politik stehen an meiner Seite«

Stefan Hensel hat seinen Rücktritt als Antisemitismusbeauftragter Hamburgs angekündigt. Ein Gespräch über die Folgen des 7. Oktober, den Kampf gegen Windmühlen und kleine Gesten der Solidarität

von Joshua Schultheis  25.11.2025

Ramallah

Nach Hammer-Angriff auf Israeli - mutmaßlicher Täter getötet

Vor mehr als einem Jahr kam ein israelischer Wachmann im Westjordanland bei einem Angriff ums Leben. Seitdem haben israelische Sicherheitskräfte nach dem flüchtigen Täter gesucht

 25.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 25.11.2025

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Berlin

RIAS: Polizei erfasst antisemitische Taten lückenhaft

Der Bundesverband sagt, es gebe strukturelle Probleme, Unsicherheiten im Umgang mit Betroffenen und ein insgesamt unzureichendes Bild antisemitischer Hasskriminalität in den offiziellen Statistiken

 25.11.2025