Meinung

Israel: Vom Paria zum Partner

Israel habe eine glorreiche Zukunft in den Vereinten Nationen vor sich, sagte Benjamin Netanjahu jüngst in seiner viel beachteten und gewürdigten Rede vor der UN-Generalversammlung. Israels Premier tat das in der ihm eigenen Mischung aus Ironie und Überzeugung. Und er hat allen Grund zur Annahme, dass seine Ausblicke in eine bessere Zukunft des jüdischen Staates in der Völkerfamilie diesmal nicht als seine übliche Rhetorik abgetan und ignoriert werden.

Denn es deutet sich in der Tat ein Paradigmenwechsel an: Das Bild Israels in der Welt changiert beinahe unmerklich, aber stetig vom Paria zum Partner. Immer mehr Staaten sehen Israel mittlerweile eher als Lösung denn als Problem – sei es in medizinischer, wissenschaftlicher, wirtschaftlicher oder geostrategischer Hinsicht. Heimlich, still und leise geben sich die Emissäre arabischer Potentaten bei Geheimtreffen mit israelischen Gesprächspartnern die Klinke in die Hand. Immer mehr Länder holen sich bei Israel Rat in Sachen Terrorprävention und -bekämpfung.

konflikte Wie Netanjahu stolz betonte, hat sich die Zahl der Staaten, zu denen Israel diplomatische Beziehungen unterhält, seit seiner Zeit als UN-Botschafter vor 30 Jahren verdoppelt – auf mittlerweile 160. Und die globale Lage mit der permanenten Bedrohung durch den Terrorismus von IS & Co. bringt immer mehr Staaten zu der Erkenntnis, dass eine Partnerschaft mit Israel zukunftsträchtiger ist als ewige Konflikte es sind.

Das wissen Amerikas Politiker, und das weiß auch Bibi Netanjahu. Deshalb hat er sich mit dem noch amtierenden und sämtlichen potenziellen Präsidenten getroffen. Getreu dem Motto: Meine Präferenzen spielen keine Rolle, ihr alle müsst mit mir, müsst mit Israel, wie es ist und dasteht in der Welt, klarkommen.

perspektivensucher Das ist ein ganz neues Selbstbewusstsein, gespeist aus den Krisen dieser Welt. Und es ist auch – zumindest für einige Betrachter – ein neues Gesicht, das Netanjahu zeigt. Das des abwägenden, intellektuellen Perspektivensuchers nämlich, der zwar noch seine Salven gegen die Terrorbrüder Fatah und Hamas abzufeuern weiß, ansonsten aber den Dialog sucht und dabei langen Atem beweist.

Dass dies die wahre Seite des Harvard- und MIT-Absolventen ist, mag manchen Hardlinern in Ramallah, die ihn auch so gern als solchen verkauft haben, schwerfallen zu akzeptieren – für Israel und die Welt kann der Wandel durch Annäherung nur von Vorteil sein. Und für Netanjahu auch; innen- wie außenpolitisch, egal, wer demnächst im Weißen Haus regiert.

Der Autor ist Journalist und Publizist in Hamburg.

Extremismus

BSW-Chefin Wagenknecht will Brandmauer zur AfD einreißen 

Gespräche zwischen BSW und AfD? Landespolitiker in Thüringen haben es vorgemacht. Selbstverständlich sei das auch auf Bundesebene möglich, sagen beide Seiten

von Torsten Holtz  04.07.2025

Medien

Eurovision künftig ohne Israel?

Die Regierung droht mit der Schließung des öffentlich-rechtlichen Senders Kan. Das könnte das Aus für die Teilnahme am weltgrößten Gesangswettbewerb sein

von Sabine Brandes  04.07.2025

Berlin

Russland steuert Hetzkampagne gegen Nicholas Potter

Das Propaganda-Portal »Red« ist Treiber der Diffamierungskampagne gegen den Journalisten. Das Auswärtige Amt ist sich nun sicher, dass Russland hinter dem Portal steht

 04.07.2025

USA

Edan Alexander bedankt sich bei Donald Trump

Die freigelassene Geisel Edan Alexander trifft erstmals US-Präsident Trump. Um sich zu bedanken und auch, um darauf zu drängen, alle verbleibenden Geiseln so schnell wie möglich nach Hause zu holen

 04.07.2025

Rassistischer Polizist bleibt im Dienst

Gericht »nicht auf rechtem Auge blind«

Der Verwaltungsgerichtshof München steht in der Kritik, weil er einen ehemaligen Personenschützer von Charlotte Knobloch im Dienst belassen hat - obwohl dieser Juden in KZs wünschte. Jetzt wehrt sich das Gericht

 04.07.2025 Aktualisiert

Berlin

Wie viel Migration verträgt das Klassenzimmer – und sind Grenzen nötig?

Bundesbildungsministerin Prien hält eine Obergrenze für Schüler mit Migrationshintergrund für denkbar

 04.07.2025

Österreich

Hitler-Geburtsort Braunau benennt Straßennamen mit NS-Bezug um

Ausgerechnet in Adolf Hitlers Geburtsort gibt es bis dato nach Nationalsozialisten benannte Straßen. Das soll sich ändern - und trifft bei einigen Politikern auf Widerstand

 03.07.2025

Hamburg

Hamas-Anhänger tritt bei staatlich gefördertem Verein auf

Das Bündnis Islamischer Gemeinden in Norddeutschland wird durch das Programm »Demokratie leben« gefördert und lud einen Mann ein, der Sinwar als »Märtyrer« bezeichnet hat

 03.07.2025

«Stimme der verstummten Millionen»

Anita Lasker-Wallfisch blickt ernüchtert auf die Welt

Sie gehörte dem Mädchen-Orchester von Auschwitz an, überlebte das Lager und später das KZ Bergen-Belsen. Am 17. Juli wird die Cellistin Anita Lasker-Wallfisch 100. Und ist verzweifelt angesichts von Antisemitismus, Rechtsruck und Krieg, sagt ihre Tochter

von Karen Miether  03.07.2025