Washington D.C.

»Ich liebe Hitler«: Antisemitismus-Skandal bei »Jungen Republikanern«

Foto: picture alliance / Anadolu

In internen Telegram-Chats führender Mitglieder der »Young Republicans« in mehreren US-Bundesstaaten sind antisemitische, rassistische und gewaltverherrlichende Äußerungen aufgetaucht. Wie das Magazin »Politico« berichtet, handelt es sich um mehr als 2900 Seiten mit Nachrichten aus einem Zeitraum von sieben Monaten.

In den Unterhaltungen, an denen Nachwuchspolitiker aus New York, Kansas, Arizona und Vermont beteiligt waren, fielen Begriffe und Formulierungen, die an NS-Vokabular erinnern. So schrieb Peter Giunta, damaliger Vorsitzender der New York State Young Republicans: »Jeder, der mit Nein stimmt, kommt in die Gaskammer.« Ein anderer Teilnehmer antwortete: »Können wir die Duschen reparieren?«

Giunta reagierte in einer weiteren Diskussion mit den Worten: »Großartig. Ich liebe Hitler.« Andere Teilnehmer äußerten sich abfällig über Schwarze, bezeichneten sie als »Affen« oder »die Wassermelonen-Leute« und machten Witze über Vergewaltigung. In mehreren Beiträgen wurde der Holocaust verharmlost, Sklaverei verteidigt und Gewalt gegen politische Gegner befürwortet.

Entsetzen und Rücktritte

Wie »Politico« berichtet, stammen viele der Beteiligten aus Parteistrukturen der Republikaner und bekleiden dort offizielle Ämter. Einer der Chat-Teilnehmer arbeitet demnach sogar im Umfeld der Trump-Regierung. Nach Bekanntwerden der Inhalte wurden erste personelle Konsequenzen gezogen – mindestens ein Teilnehmer verlor seinen Job, ein anderer erhielt ein bereits zugesagtes Arbeitsangebot nicht.

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Die Enthüllungen sorgten parteiübergreifend für Empörung. Der republikanische Minderheitsführer im Senat von New York, Rob Ortt, erklärte: »Ich war schockiert und angewidert, als ich von den rassistischen, antisemitischen und frauenfeindlichen Kommentaren erfuhr. Dieses Verhalten ist unentschuldbar und hat in unserer Partei keinen Platz.«

Auch die republikanische Kongressabgeordnete Elise Stefanik, die Giunta noch im Sommer für seine »großartigen Führungsqualitäten« gelobt hatte, distanzierte sich. Ihr Sprecher betonte, die Abgeordnete sei »zutiefst entsetzt über die widerlichen und antisemitischen Äußerungen« und fordere alle Verantwortlichen zum Rücktritt auf.

»Ein enthemmtes Klima«

Giunta selbst wies die Vorwürfe zurück. Die Veröffentlichung der Chat-Protokolle sei Teil einer »koordinierten Schmutzkampagne«, erklärte er. Zugleich entschuldigte er sich bei jenen, »die durch die inakzeptable Sprache beleidigt wurden«, und behauptete, die Nachrichten könnten »manipuliert oder verfälscht« worden sein.

Laut Einschätzung von Soziologen, die »Politico« zitierte, spiegelt der Fall eine zunehmende Verrohung des politischen Diskurses in den USA wider. »Je offener und enthemmter das politische Klima – wie es durch Donald Trump und den Rechtsruck der Republikaner geworden ist –, desto mehr trauen sich Menschen, rassistische oder antisemitische Witze zu machen«, sagte Joe Feagin von der Texas A&M University. »Das ist erschreckend, weil viele dieser Personen später politische Entscheidungen treffen werden.«

Einer der Teilnehmer schrieb in einem der geleakten Chats einen zutreffenden Satz: »Wenn dieser Chat jemals geleakt wird, sind wir erledigt.« im

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