RIAS Berlin

Hass bleibt auf zu hohem Niveau

Foto: RIAS

Die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS) hat ihre neuen Zahlen zum ersten Halbjahr 2019 vorgelegt. 404 antisemitische Vorfälle wurden bei der Stelle gemeldet. Das ist im Vergleich zum ersten Halbjahr 2018 ein Rückgang (579 Vorfälle). Das aber, so RIAS, ist »mit Vorsicht zu betrachten«.

Schaut man genauer hin, lässt sich die Vermutung eines generellen Rückgangs von Antisemitismus nicht halten: Weniger Fälle waren es vor allem im Bereich von Beleidigungen im Internet. Die Zahl der von solchen Vorfällen betroffenen Juden blieb hingegen nahezu gleich: 55 Personen waren es im ersten Halbjahr 2019. Zudem weist RIAS darauf hin, dass es immer noch zu Nachmeldungen kommt, die dann zu einer veränderten Statistik führen.

ERFASSUNG Auf einen weiteren Punkt weisen die Experten von RIAS hin. Die hohen Zahlen von 2018 belegten einen dramatischen Anstieg; ein ähnlich bedeutender Rückgang ist jedoch nicht zu verzeichnen. RIAS erfasste 2019 insgesamt 13 antisemitische Angriffe auf Personen, 2018 waren es 23, aber 2017 neun.

Die hohen Zahlen von 2018 belegten einen dramatischen Anstieg.

Ähnliches lässt sich von konkreten antisemitischen Bedrohungen oder von Sachbeschädigungen berichten: Die Zahlen sind konstant hoch, auch wenn sie ein bisschen zurückgegangen sind. Nimmt man die verschiedenen ausgewerteten Bereiche zusammen, zieht RIAS das Fazit: »Pro Tag erfuhren wir im Schnitt von mehr als zwei antisemitischen Vorfällen.«

Im nun vorgelegten Halbjahresbericht gehen die RIAS-Experten auch auf eine inhaltliche Einordnung der Vorfälle ein. Auffällig ist, »dass Stereotype des israelbezogenen Antisemitismus deutlich seltener verwendet wurden«, heißt es. Im ersten Halbjahr 2018 waren es 51,8 Prozent aller gemeldeten Delikte, in diesem Halbjahr noch 39,6 Prozent.

ISRAEL Doch auch hier kann RIAS keine Entwarnung geben. Vielmehr verweisen sie darauf, dass es 2018 für Israelhasser mit dem 70. Geburtstag des jüdischen Staates und dem Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem zwei bedeutende Anlässe gab, auf sich aufmerksam zu machen.

Noch ein weiterer Punkt aus dem Bericht lässt aufhorchen: Der Anteil von Vorfällen aus dem rechten und rechtsextremen politischen Lager ist von 20,7 auf 29,7 Prozent gestiegen. Das bedeutet zwar nur einen prozentualen Anstieg – wegen des allgemeinen Rückgangs fällt es stärker auf, dass es in absoluten Zahlen etwa gleich blieb -, aber 120 gemeldete Fälle im Jahr sind kein Grund zur Beruhigung.  ja

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Entscheidung

Uni Jena lehnt Prüfung von Kontakten mit israelischen Hochschulen ab

Die Friedrich-Schiller-Universität Jena wird Kooperationen mit israelischen Hochschulen nicht auf mögliche Verbindungen zum Militär überprüfen. Der Senat lehnte einen entsprechenden Antrag von Teilen der Professorenschaft ab

 27.11.2025

Berlin

Der falsche Konsens

Der israelische Militärhistoriker Danny Orbach stellt im Bundestag eine Studie und aktuelle Erkenntnisse zum angeblichen Genozid im Gazastreifen vor – und beklagt eine einseitige Positionierung von UN-Organisationen, Wissenschaft und Medien

 27.11.2025

Berlin

Prozess um Angriff am Holocaust-Mahnmal: »Tat zugegeben«

Polizisten berichten von der Begegnung mit dem Angeklagten wenige Stunden nach der Tat

 27.11.2025

Debatte um Hamas-Nähe

Mitglieder des ZDF-Kontrollgremiums fordern Konsequenzen

Nachdem ein mutmaßlicher Terrorist über eine Partnerfirma an Produktionen des öffentlich-rechtlichen Senders mitgewirkt hat, soll der Fall nun parlamentarisch aufgearbeitet werden

 27.11.2025

Berlin

Späte Gerechtigkeit? Neue Schiedsgerichte zur NS-Raubkunst

Jahrzehnte nach Ende der Nazi-Zeit kämpfen Erben jüdischer Opfer immer noch um die Rückgabe geraubter Kunstwerke. Ab dem 1. Dezember soll es leichter werden, die Streitfälle zu klären. Funktioniert das?

von Cordula Dieckmann, Dorothea Hülsmeier, Verena Schmitt-Roschmann  27.11.2025

USA

Staatsanwaltschaft rollt den Fall Etan Patz neu auf

Der jüdische Junge Etan Patz verschwindet am 25. Mai 1979 auf dem Weg zur Schule. Jahre später wird er für tot erklärt

 26.11.2025

Urteil

Verbot des Berliner Palästina-Kongresses war rechtswidrig

Das Berliner Verwaltungsgericht hat das Verbot eines Palästina-Kongresses nachträglich für rechtswidrig erklärt

 26.11.2025

Hans-Jürgen Papier

»Es ist sehr viel Zeit verloren gegangen«

Der ehemalige Präsident des Bundesverfassungsgerichts zieht eine Bilanz seiner Arbeit an der Spitze der »Beratenden Kommission NS-Raubgut«, die jetzt abgewickelt und durch Schiedsgerichte ersetzt wird

von Michael Thaidigsmann  26.11.2025