Belgien

Hässliche Juden als Preistreiber

Darstellungen von Juden beim Karneval in der flämischen Kleinstadt Aalst (März 2019) Foto: Getty Images / istock

Riesige Skulpturen aus Pappmaché, die orthodoxe Juden zeigen. So etwas fand sich am Sonntag auf einem Karnevalswagen in der flämischen Kleinstadt Aalst. Geschaffen wurden die Skulpturen, wie die zuständige Karnevalsgruppe Vismooil’n mitteilte, um gegen die steigenden Preise in Belgien zu protestieren.

Belgische Medien zitieren ein Vismooil’n-Mitglied: »Alles ist so teuer geworden.« Wenn man nichts unternehme, habe man demnächst kein Geld mehr. »Also sind wir alle still geworden, bis wir uns schlau für das Sabbatjahr entschieden haben, und das war es. So einfach.« So lautete auch der Titel des Wagens: »Sabbatjahr«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

STREJMEL Zu sehen sind zwei als besonders hässlich gezeichnete Figuren orthodoxer Juden mit Strejmel, die auf Goldmünzen stehen. Einer der beiden raucht, grinst und steckt mit einer Hand Geld ein, eine weiße Ratte sitzt auf seiner Schulter. Auch eine Mesusa ist auf dem Wagen zu sehen.

Zwei orthodoxe Juden stehen
auf Goldmünzen. Einer raucht,
grinst und steckt Geld ein.

FJO und CCOJB, die Dachverbände der flämischen und französischsprachigen Juden in Belgien, legten unmittelbar nach Bekanntwerden des Vorfalls Beschwerde ein. »In einer Demokratie wie Belgien gibt es keinen Platz für solche Dinge, ob Karneval ist oder nicht«, heißt es in einem Schreiben an Unia, das unabhängige Zentrum für Chancengleichheit, das sich in Belgien koordinierend um den Kampf gegen Antisemitismus kümmert.

»Schockierend« nannte der niederländische Oberrabbiner Binyomin Jacobs den Wagen. Er erinnere ihn an »typische, antisemitische Karikaturen aus dem Jahr 1939«, wie er der Nachrichtenagentur JTA sagte.

ZYKLON B Von einem antisemitischen Vorfall beim Karneval in Aalst wurde schon 2013 berichtet. Da erinnerte ein Umzugswagen an einen Eisenbahnwaggon, mit dem Juden deportiert worden waren. Karnevalisten marschierten damals in SS-Uniformen, es waren zudem noch Plakate zu sehen, die flämische Politiker mit Kanistern zeigten, auf denen »Zyklon B« stand.

In der belgischen Öffentlichkeit wurde der Vorfall im 2019er-Zug überwiegend verurteilt. Größere Aufmerksamkeit erhielt jedoch die Nachricht, dass ein Autofahrer noch während des Umzugs mit seinem Wagen in die für Karnevalisten gesperrte Zone hineinfahren wollte.

Das Kfz-Kennzeichen war geschwärzt, bei der Festnahme entdeckten die Polizisten Waffen und Baseballschläger im Wageninnern. Das teilte der Bürgermeister der Stadt Aalst, Christoph D’Haese, von der flämisch-nationalistischen Partei Nieuw-Vlaamse Alliantie (N-VA) mit.  ja

Niedersachsen

Moscheen in Hannover mit »Israel«-Schriftzügen besprüht

Unbekannte haben »Israel«-Schriftzüge auf mehrere Moscheen in Hannover geschmiert. Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter und die jüdische Gemeinde reagieren entsetzt

 11.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von Janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025