Meinung

Gerechte unter allen Völkern

Das israelische Parlament will in dieser Legislaturperiode ein Gesetz verabschieden, wonach auch Juden, die andere Juden während des Holocaust gerettet haben, von der offiziellen Gedenkstätte Yad Vashem geehrt werden können. Auf den ersten Blick ein vernünftiger Gesetzentwurf: Wer kann schon gegen die Anerkennung jüdischer Retter sein?

Ist es nicht geradezu unfair, »nur« die »Gerechten unter den Völkern« zu ehren, nicht aber jüdische Einzelpersonen, die auch unter Einsatz ihres Lebens versuchten, Juden vor der Ermordung zu retten? Da will die Knesset doch nur für ausgleichende Gerechtigkeit sorgen, denkt man sich, zumal der Antrag von Regierung und Opposition gemeinsam vorgelegt wird.

auszeichnung Das Gesetz, das die »Gerechten unter den Völkern« würdigt, ist eine einzigartige Auszeichnung, die das Mitleid jenseits der ethnischen Grenzen nicht nur anerkennt, sondern auch offiziell würdigt. Die Gerechten unter den Völkern sind ein Symbol für transnationale Solidarität und werden in der Institution Yad Vashem ausgezeichnet, die es sich zur Aufgabe macht, begangene Verbrechen von Nichtjuden an Juden zu dokumentieren. Nicht zuletzt wurde der Staat Israel ja deswegen gegründet, weil universelle Werte Juden nicht schützen konnten.

Israel ist nun ein souveräner Staat und könnte souverän handeln. Doch dass die »Gerechten unter den Völkern« geehrt werden, ist schon lange nicht mehr selbstverständlich in diesem Land, in dem die ethnische Identität täglich wichtiger wird. Wenn das Gesetz verändert wird, gälte nicht mehr die Rettung an sich als wichtig, sondern die Identität des Retters.

Identitäten Im heutigen Israel gibt es nur noch »Wir«; es gibt kein »Mitleiden« mehr, sondern nur noch die Solidarität einer geschlossenen Gesellschaft. Mitleid und Solidarität seien nur unter denen möglich, so lautet der Subtext dieser Gesetzesnovelle, die identitätsverwandt sind.

Hinter dieser politischen Frage verbirgt sich ein strukturelles Problem – nämlich, ob »normale« Politik hier überhaupt möglich ist. Kann die Ausnahmeposition, die historisch entstanden ist, mit der eines normal handelnden souveränen Staates in Einklang gebracht werden? Schaut man sich die geplante Änderung des Gesetzes zu den »Gerechten unter den Völkern« an, muss man sagen: Wohl nicht!

Der Autor ist Professor für Soziologie in Tel Aviv.

Berlin/Potsdam

Zentralrat der Juden erwartet Stiftung für Geiger-Kolleg im Herbst

Zum Wintersemester 2024/25 soll sie ihre Arbeit aufnehmen

 26.07.2024

Potsdam

Neuer Name für das Abraham Geiger Kolleg bekannt geworden

Die Ausbildungsstätte für liberale Rabbiner soll nach Regina Jonas benannt werden

 26.07.2024

Meinung

Kein Symbol für den Frieden

Warum man bestimmte Israel-Ketten besser nicht tragen sollte

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Opinion

Francesca Albanese is Surrounded by Like-Minded People at the U.N.

The Special Rapporteur is not a neutral observer, but an anti-Israel activist

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Judenhass-Skandal

Kritiker werfen Albanese »Bilderbuch-Antisemitismus« vor

Immer öfter wird eine Entlassung der UNO-Beauftragten gefordert

von Imanuel Marcus  26.07.2024

Olympia

Brandanschläge legen französisches Schnellzugnetz lahm

Am Tag der Eröffnungszeremonie gab es im ganzen Land Brandanschläge auf das Schienennetz

 26.07.2024

Palm Beach

Trump empfängt Netanjahu in Florida

Das Treffen sorgt für Aufsehen

 26.07.2024

Meinung

Francesca Albanese ist bei der UN von Gleichgesinnten umgeben

Die Sonderberichterstatterin ist eine israelfeindliche Aktivistin

von Joshua Schultheis  26.07.2024

Brandenburg

AfD-Politiker wollte Robert Habeck ermorden

Der Mann war Hausmeister beim mittlerweile verbotenen »Compact«-Magazin

 26.07.2024