Karlsruhe

»Gefahr für die Demokratie«

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann Foto: dpa

Herr Minister, sehen Sie nach der mündlichen Verhandlung beim Bundesverfassungsgericht Fortschritte auf dem Weg zu einem Verbot der NPD?
Ja, ganz klar. Wir konnten durch das Abschalten der sogenannten V-Leute ein entscheidendes Verfahrenshindernis aus dem Weg räumen. Die vom NDP-Anwalt vollmundig angekündigten »Knaller« zündeten nicht, waren allesamt Blindgänger. Das zog sich durch die ganze Verhandlung. Auch haben wir sehr gute Argumente, die die Gefährlichkeit der NPD belegen.

Ein Urteil wird erst in einigen Monaten verkündet werden. Welchen Richterspruch erwarten Sie?
Ich hoffe natürlich auf ein Verbot der NPD. Das wäre für mich ein ganz wichtiges Signal, dass unser Rechtsstaat mit aller Konsequenz gegen die ekelhaften Umtriebe der NPD vorgeht.

Zentralratspräsident Josef Schuster meinte, dass in dem Prozess das wahre Gesicht dieser menschenverachtenden Partei enthüllt werde. Ist das bislang gelungen?
An den drei Verhandlungstagen ist aus meiner Sicht sehr deutlich geworden, dass die NPD ganz klar eine rassistische, fremdenfeindliche und antisemitische Partei ist. Immer wieder haben die Vertreter der NPD in der Verhandlung ihre menschenverachtende Ideologie entlarvt. Es hat sich der wahre Charakter der NPD enthüllt. Insbesondere auch die krude Ideologie zur Volksgemeinschaft ist mehr als unerträglich. Sie verweigert jedem Ausländer den Schutz seiner Menschenwürde und steht völlig im Gegensatz zu unserer freiheitlich demokratischen Grundordnung. Es gibt für mich keine Zweifel, dass die NPD eindeutig verfassungsfeindlich ist und endlich verboten gehört. Dem unsäglichen Treiben in der Tradition des Nationalsozialismus müssen wir schnell ein Ende setzen.

Sachsens Ministerpräsident Tillich sagte, die Bundesländer sehen sich in ihrem Verbotsantrag bestätigt. Teilen Sie seine Auffassung?
Ja. Die NPD ist eine Partei, die eine Stimmung der Intoleranz verbreitet und die deshalb für die Demokratie in unserem Land langfristig von erheblicher Gefahr ist. Die NPD spielt zweifelsohne eine führende Rolle in der rechtsextremistischen Szene. Es geht um die geistige Brandstiftung, die von der NPD ausgeht. Das ist für mich in der Verhandlung erneut deutlich geworden. Nachdem nun auch alle Verfahrenshindernisse beseitigt sind, sehen wir uns mit unserem Verbotsantrag weiter auf dem richtigen Weg.

Es ist der zweite Anlauf der Politik, die NPD zu verbieten. Was, wenn sie wieder scheitert?
Wir werden den Rechtsextremismus weiterhin auf allen Ebenen und mit allen möglichen staatlichen Mitteln konsequent bekämpfen. Rechtsextremismus und Antisemitismus, Ausländerhass und Fremdenfeindlichkeit dürfen keinen Platz in unserer Gesellschaft haben.

Das Interview mit dem bayerischen Innenminister führte Detlef David Kauschke.

Niedersachsen

Moscheen in Hannover mit »Israel«-Schriftzügen besprüht

Unbekannte haben »Israel«-Schriftzüge auf mehrere Moscheen in Hannover geschmiert. Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter und die jüdische Gemeinde reagieren entsetzt

 11.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von Janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025