Ron Prosor

»Für mich schließt sich ein Kreis«

Montagnachmittag, 15 Uhr auf dem Bebelplatz in Berlin-Mitte. Der Himmel ist leicht bedeckt, aber die Sonne schimmert durch die Wolken. Israels neuer Botschafter in Berlin, Ron Prosor, hat einen symbolischen Ort für sein erstes öffentliches Statement in Berlin gewählt: Auf dem Bebelplatz hatten die Nazis am 10. Mai 1933 mehr als 20.000 Bücher politisch unliebsamer Autoren verbrennen lassen – viele von ihnen waren Juden.

MISSION Ron Prosor sagt auf Deutsch: »Ich freue mich, hier zu sein.« Dann wechselt er für die erste Hälfte seiner gut zehnminütigen Ansprache ins Hebräische. Er habe sich dafür entschieden, direkt vom Bundespräsidialamt, wo er am Vormittag sein Beglaubigungsschreiben an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier übergeben hatte, zum Bebelplatz zu kommen, um eine nationale und eine persönliche Mission zu verbinden, sagt der 63-Jährige.

Ron Prosor gilt als einer der profiliertesten israelischen Diplomaten.

Er erinnert an Heinrich Heine, dessen Bücher an diesem Ort von den Nazis verbrannt wurden, und an dessen prophetisches – so Prosor – Zitat aus der Tragödie Almansor von 1821: »Das war ein Vorspiel nur, dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen.«

FAMILIENGESCHICHTE Für den Diplomaten ist Berlin keine Stadt wie jede andere. Sein Großvater Berthold Proskauer war Offizier in der Reichswehr: »Er hat sich sein ganzes Leben lang als Preuße bezeichnet.« Prosors Vater Uri wurde 1927 in Berlin in der Eisenzahnstraße 3 als Ulrich Proskauer geboren, sechs Jahre später floh die Familie nach Palästina – wenige Monate nach der Bücherverbrennung. Für ihn als Sohn deutscher Juden und als neuer israelischer Botschafter, betont Ron Prosor, schließe sich in Berlin ein Kreis.

Der Diplomat, der 1958 in Kfar Saba geboren ist, sieht den Ausbau des Jugendaustausches zwischen beiden Ländern als eines seiner wichtigsten Ziele – das erklärt er auf Hebräisch und anschließend auch in flüssigem Deutsch.

»Die Kinder und Jugendlichen sind unsere Zukunft«, sagt Prosor. »Sie sind die Zukunft unserer Beziehungen.«

»Lasst uns alles tun, um die direkten Begegnungen von israelischen und deutschen jungen Menschen zu fördern«, betont Prosor. Er selbst werde dafür seine ganze Kraft einsetzen: »Die Kinder und Jugendlichen sind unsere Zukunft. Sie sind die Zukunft unserer Beziehungen.«

JUGENDAUSTAUSCH Prosor wird auf dem Bebelplatz unter anderen von seiner Frau Hadas, seinem Sohn Lior und mehreren Jugendlichen begleitet, die im israelisch-deutschen Jugendaustausch aktiv sind. Er ernennt die jungen Leute symbolisch zu »Botschaftern« und sagt: »Sie sind die echten Botschafter der Zukunft.« Nur die Begegnungen zwischen jungen Menschen könnten die Länder zusammenbringen »und eine echte Brücke zwischen Deutschland und Israel formieren«.

Ron Prosor gilt als einer der profiliertesten israelischen Diplomaten. Zwischen 2011 und 2015 war er Israels Botschafter bei den Vereinten Nationen. In Berlin löst er Jeremy Issacharoff ab, der seit August 2017 Botschafter des Staates Israel in Deutschland war.

Lesen Sie mehr dazu in der kommenden Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen.

Parteien

Wie denken die Deutschen über den Erfolg der AfD?

Eine neue Erhebung gibt Antworten

 06.06.2023

Dokumente

Bundesarchiv digitalisiert weitere NS-Akten

Der Bundestag stellte zusätzliche Mittel zur Verfügung

 06.06.2023

Parteien

CDU: Keine Zusammenarbeit mit der AfD

Die AfD erlebt in den Umfragen einen Höhenflug. Regierung und Union sehen dafür unterschiedliche Gründe. CDU-Chef Merz und CDU-Vize Prien stellen noch einmal eine Sache für ihre Partei klar

von Ulrich Steinkohl  06.06.2023

Israel

Silbergegenstände an Nachfahren enteigneter Juden übergeben

Es handelt sich auch um Kiddusch-Becher, Leuchter und Gewürzgefäße

 06.06.2023

AfD

Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Björn Höcke

Der Hintergrund ist bezeichnend

 05.06.2023

USA

»Israel Parade« in New York: Solidarität und Kritik

Mehr als 40.000 Teilnehmer zeigten auf der Fifth Avenue ihre Verbundenheit mit dem jüdischen Staat

 05.06.2023

Parteien

Rechtsextreme NPD heißt nun »Die Heimat«

Die Heimat-Partei soll den »Widerstand« gegen die Politik der »Etablierten«, wie es hieß, besser vernetzen

 04.06.2023

Fußball

Trotz Vorwürfen: Marciniak leitet Finale

Seine Teilnahme an einer Veranstaltung mit judenfeindlichem Hintergrund war kritisiert worden. Nun zeigt er Reue

von Doris Heimann  04.06.2023

Plön

Umstrittenes Urteil

Der Mediziner Sucharit Bhakdi wurde vom Vorwurf der Volksverhetzung freigesprochen – viele finden, zu Unrecht

von Michael Thaidigsmann  02.06.2023