Offenbach

Frankfurter Juden: Höcke-Auftritt unerträglich

Am Donnerstag protestierten rund 1000 Menschen gegen den Auftritt des Thüringer AfD-Landeschefs Höcke. Foto: picture alliance/dpa

Eine am Donnerstagnachmittag abgehaltene Wahlkampf-Kundgebung der AfD direkt vor dem Holocaust-Mahnmal im hessischen Offenbach hat auch in der jüdischen Gemeinschaft für große Empörung gesorgt.

BÜHNE Der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main sagte in einer Stellungnahme, die Veranstaltung sei »eine geschmacklose Provokation, die durch die Einladung des rechtsextremen Thüringer AfD-Chefs Björn Höcke ihren verstörenden Höhepunkt findet«.

Die AfD sei bekannt für zahlreiche Mitglieder, die sich verfassungsfeindlich und antisemitisch äußerten und dabei rassistischen Diffamierungen und Holocaustrelativierung eine Bühne gäben, so der Gemeindevorstand weiter.

Dass die Wahlveranstaltung ausgerechnet in der Nähe des Holocaust-Mahnmals und vor dem demokratischen Herzen der Stadt, dem Offenbacher Rathaus stattfinde, sei »unerträglich«. Ursprünglich war die Versammlung bereits am 12. Februar geplant, wurde dann aber verschoben.

Der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass sich viele Gegendemonstranten zu einer friedlichen Zusammenkunft gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus versammeln würden. Nach Angaben der Stadt Offenbach waren zwei Gegendemonstrationen mit rund 800 bis 1000 Teilnehmern geplant. Medienberichten zufolge war die Stimmung am Donnerstag sehr angespannt. Zur AfD-Kundgebung selbst kamen deutlich weniger Personen.

»DENKMAL DER SCHANDE« Höcke – Fraktionsvorsitzender der AfD in Thüringer Landtag und einer der Exponenten des rechten Flügels der Partei – wetterte in seiner Ansprache gegen ein angeblich herrschendes »Corona-Regime« sowie die »Regierungsmedien«. Seine Rede wurde mehrmals  von Pfiffen und Rufen wie »Nazis raus!« unterbrochen.

Offenbachs Oberbürgermeister Felix Schwenke (SPD) sprach auf der Gegendemonstration. Seine Stadt stehe für Vielfalt, betonte er, und es sei egal, woher die Menschen kämen. »Faschisten wie Björn Höcke passen nicht in diese Stadt«, so Schwenke. Protestierer gegen die AfD trugen Transparente, auf denen Höckes Vorname geändert und in Anspielung an Höckes Ausspruch 2017 vom Holocaust-Mahnmal in Berlin als einem »Denkmal der Schande« auch der Satz »Bernd Höcke, das laufende Denkmal der Schande« zu lesen war.

In ihrer Stellungnahme begrüßte die Frankfurter Jüdische Gemeinde auch die Entscheidung des Bundesamtes für Verfassungsschutz, die gesamte AfD bundesweit zum Verdachtsfall in Sachen Rechtsextremismus zu erklären. »Alle rechtsstaatlichen Mittel müssen ausgeschöpft und der hasssäenden und demokratiefeindlichen Ideologie der AfD entgegengesetzt werden«, erklärte der Vorstand. mth

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025

Internet

Expertin: Islamisten ködern Jugendliche über Lifestyle

Durch weibliche Stimmen werden auch Mädchen von Islamistinnen verstärkt angesprochen. Worauf Eltern achten sollten

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Religion

Rabbiner: Macht keinen Unterschied, ob Ministerin Prien jüdisch ist

Karin Priens jüdische Wurzeln sind für Rabbiner Julian-Chaim Soussan nicht entscheidend. Warum er sich wünscht, dass Religionszugehörigkeit in der Politik bedeutungslos werden sollte

von Karin Wollschläger  19.11.2025

Riad/Istanbul

Scheinbar doch kein Treffen zwischen Witkoff und Hamas-Führer

Es geht um die Umsetzung der nächsten Schritte des Trump-Plans. Den zentralen Punkt der Entwaffnung der Hamas lehnt die Terrororganisation ab

 19.11.2025 Aktualisiert