Wittenberg

Felix Klein: Verbleib von »Judensau« unvereinbar mit Kulturerbestatus

Die Stadtkirchengemeinde Wittenberg will die antisemitische Schmähplastik nicht entfernen Foto: IMAGO/epd

Der Antisemitismus-Beauftragte der Bundesregierung hat gefordert, der Stadtkirche Wittenberg wegen der »Judensau« den Status als UNESCO-Kulturerbe zu entziehen. »Die Verunglimpfung von Religionen ist unvereinbar mit den Unesco-Grundprinzipien«, sagte Felix Klein dem Nachrichtenmagazin »Der Spiegel«.

Hintergrund ist die Entscheidung des Gemeindekirchenrats in der Lutherstadt, eine Schmähplastik aus dem Mittelalter nicht zu entfernen. Das Relief zeigt, wie ein Rabbiner einem Schwein in den Anus schaut, während andere Juden an ihren Zitzen saugen. Klein verwies darauf, dass der Karneval im belgischen Aalst 2019 wegen antisemitischer Darstellungen von der Liste des Weltkulturerbes gestrichen wurde. »Die Unesco sollte auch Wittenberg streichen, wenn die Schmähplastik hängen bleibt«, so Klein weiter.

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Der Gemeindekirchenrat hatte im vergangenen Oktober beschlossen, dass die Schmähplastik an der Fassade der evangelischen Stadtkirche Wittenberg nicht entfernt wird, die Erläuterungstexte jedoch überarbeitet werden. Ein von der Gemeinde 2020 eingesetzter Expertenbeirat hatte zuvor empfohlen, die Schmähskulptur von der Fassade zu entfernen und in unmittelbarer Nähe kommentiert auszustellen.

In der vergangenen Woche wurde nun ein überarbeiteter Text für eine Erklärtafel vorgestellt. Darin heißt es unter anderem, dass es sich bei der Plastik um ein »Zeugnis des christlichen Antijudaismus« handelt. Der Umgestaltung waren innerkirchliche Debatten und ein jahrelanger Rechtsstreit vorausgegangen. Der Bundesgerichtshof hatte im vergangenen Jahr entschieden, dass die »Judensau« nicht entfernt werden muss.

Der Kläger - ein Bonner Jude - habe keinen rechtlichen Anspruch auf Entfernung, weil er durch das antisemitische Sandsteinrelief nicht in seinen Rechten verletzt werde. epd/ja

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