Meinung

Falsches Signal aus Luxemburg

Rabbiner Pinchas Goldschmidt Foto: Rolf Walter

Der Europäische Gerichtshof hat am Dienstag ein Urteil gefällt, das religiösen Europäern das Leben schwerer machen wird. Arbeitgeber dürfen, so das Gericht, Kopftücher nicht einfach verbieten, aber sie dürfen unter bestimmten Voraussetzungen das Tragen aller sichtbaren religiösen und politischen Zeichen oder Kleidungsstücke untersagen.

Diese Entscheidung bedeutet nichts anderes, als dass Glaubensgemeinschaften in Europa nicht länger willkommen sind – und das in einer Zeit, in der rassistisch motivierte Vorfälle zunehmen. Die Europäische Rabbinerkonferenz ruft daher alle europäischen Politiker auf: Stellen Sie sicher, dass Europa religiöse Minderheiten nicht isoliert, sondern ein vielfältiger und offener Kontinent bleibt.

tradition Es geht nicht nur um Kopftuch oder Kippa. Es geht um viel mehr! Religiöse Freiheiten sind Teil der europäischen Tradition und Mentalität. Was mit einem Verbot religiöser Kleidung in Betrieben beginnt, könnte eine Kettenreaktion auslösen. Dann stellen sich auch Fragen wie: Dürfen Juden am Schabbat ihrem Arbeitsplatz fernbleiben?

Übrigens hat sich Marine Le Pen, möglicherweise Frankreichs nächste Präsidentin, nicht nur für ein Verbot von Kippa und Kopftuch auf der Straße ausgesprochen, sondern auch gegen Brit Mila und die Zubereitung von Fleisch nach Kaschrut- oder Halal-Vorschriften argumentiert. Le Pen hat von Frankreichs Juden sogar gefordert, freiwillig auf die Kippa zu verzichten. Dazu kann ich nur sagen: Falls Le Pen möchte, dass alle französischen Juden Vegetarier werden und ihre Kinder nicht mehr beschneiden, werden wir sehen, wie viele Juden in Frankreich unter einer solchen Regierung leben möchten.

symbole Viele Menschen behaupten heutzutage, die Kopfbedeckung sei Ausdruck des politischen oder radikalen Islam. Aber ist sie nicht vielmehr Ausdruck von Religion? Anstatt gegen den radikalen Islam Krieg zu führen, führt Europa nun Krieg gegen islamische Symbole – siehe das Minarettverbot in der Schweiz, das letztlich gescheiterte Schächtverbot in Holland und die Versuche in Deutschland, die Beschneidung zu verbieten.

Selbstverständlich unterstützen europäische Rabbiner den Kampf gegen Islamisten und gegen Imame, die in Moscheen gegen Andersgläubige hetzen. Doch in der Verteidigung unserer religiösen Freiheiten müssen Juden und Muslime in Europa zusammenstehen – heute mehr denn je.

Der Autor ist Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz.

Frankfurt am Main

Israelfeindliche Aktivisten bedrohen Uni-Präsidenten

Der Präsident der Goethe-Universität hatte eine Kooperationsvereinbarung mit der Universität Tel Aviv unterzeichnet und geriet deshalb ins Visier der Aktivisten. Es ist nicht der erste Skandal auf dem Campus

 24.10.2025

Berlin

Gratis-Falafel: Restaurant »Kanaan« reagiert auf Vorfall im »K-Fetisch«

Die Aktion dauert bis 16.00 Uhr an. Es sei ein »Friedenszeichen in Zeiten des Hasses«, sagen die Betreiber

 24.10.2025

Meinung

Warum die UNRWA seit 77 Jahren den Frieden in Nahost blockiert

Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser verursacht erhebliche Probleme. Daher gibt es nur einen Weg

von Jusek Adlersztejn  24.10.2025

Internationaler Gerichtshof

Persilschein für die UNRWA

Der IGH sieht Israel in der Pflicht, mit dem umstrittenen Palästinenser-Hilfswerk zu kooperieren. Maßgeblich für die Richter sind die Zusicherungen von UN-Offiziellen

von Michael Thaidigsmann  23.10.2025

Berlin

Jüdische Studenten fordern Geraldine Rauchs Abgang

Die Präsidentin der Technischen Universität Berlin warnte vor »Muslimfeindlichkeit« bei einer jüdisch-kurdischen Veranstaltung. Die JSUD wirft ihr vor, autoritär zu reagieren. Kritik kommt auch von CDU und SPD

 23.10.2025

USA

Gebrochene Identität

Wie sich junge Juden zunehmend von Israel und ihrem Judentum entfernen. Geschichte einer Entfremdung

von Hannes Stein  23.10.2025

Meinung

Liebe Juden, bleibt bitte zu Hause!

Immer mehr jüdische Veranstaltungen werden abgesagt – angeblich zum Schutz von Jüdinnen und Juden. So wird aus einer Einladung zur Kultur ein stiller Abgesang auf Teilhabe

von Louis Lewitan  23.10.2025

Waffenimport

Milliardendeal: Bundeswehr kauft israelische Panzerabwehrraketen

Trotz des von Kanzler Friedrich Merz verhängten Exportstopps für Waffenlieferungen an den jüdischen Staat bezieht Berlin weiterhin auch andere Rüstungsgüter von dort

 23.10.2025

Berlin

Angela Merkel reist im November nach Israel

Von ihr stammt die Aussage, dass die Sicherheit Israels deutsche Staatsräson ist. Nun kehrt die frühere Kanzlerin dorthin zurück. Es gibt einen erfreulichen Anlass

 23.10.2025