Fazit

»Es war mir keine Ehre«

Inge Deutschkron Foto: Marco Limberg

Fazit

»Es war mir keine Ehre«

Inge Deutschkron über ihre Gedenkrede im Bundestag

von Philipp Peyman Engel  28.01.2013 17:51 Uhr

Frau Deutschkron, Sie haben gestern im Bundestag die Gedenkrede in Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus gehalten. Hat sich für Sie damit in gewisser Weise der Kreis geschlossen?
Nein, überhaupt nicht. Ich habe mich über die Einladung gefreut. Aber ich berichte bereits seit Jahrzehnten über mein Erleben der Schoa. Insofern war das für mich ein Termin wie jeder andere. Übrigens war es für mich auch keine Ehre, vor dem Bundestag sprechen zu dürfen. Es sollte umgekehrt eine Ehre für die Vertreter Deutschlands gewesen sein, dass ich die Einladung trotz allem angenommen habe.

Inwiefern?
Hören Sie, ich habe Deutschland 1972 aus Wut über die Altnazis und die israelfeindlichen 68er verlassen. Ich hatte die Schnauze von Deutschland gestrichen voll. Israel war meine Rettung. Damals saßen selbst in den Ministerien überall noch die alten Faschisten. Wenn ich dagegen etwas sagte, hieß es: Ach, Frau Deutschkron, man muss doch auch einmal vergessen können. Meine gesamte Familie wurde vernichtet! Wie soll ich das je vergessen?

Sie haben das Bundesverdienstkreuz mehrmals abgelehnt. Bleiben Sie dabei?
Auf jeden Fall. Was soll ich mit diesem Ding? Ich möchte keine Auszeichnung erhalten, mit der auch Verbrecher wie Hans Globke ausgezeichnet wurden.

Gestern jährte sich die »Machtergreifung« Hitlers 1933. Wie erinnern Sie sich daran?
Ich höre noch heute die Massen, wie sie Hitler und den SA-Kolonnen zujubelten. Wie die Nazis sangen: »Wenn das Judenblut vom Messer spritzt, dann geht’s noch mal so gut.« Die Schweinehunde haben Wort gehalten.

Warum ist es Ihnen so wichtig, sich als Zeitzeugin zu engagieren?
Wir wissen bis heute nicht genau, wie es zur Schoa kommen konnte. Solange wir das nicht in Erfahrung gebracht haben, kann sich so ein Verbrechen jederzeit wiederholen.

Wie beurteilen Sie die Gegenwart?
Ich habe den Eindruck, dass man sich mit der Schoa angemessen beschäftigt. Über Israel hingegen hört man dafür umso mehr Unsägliches. Kein anderer Staat auf der Welt muss sich so wehren. Davon wollen viele Deutsche aber leider nichts hören. Die Unwissenheit der Israelkritiker wird nur noch von ihrer Selbstgewissheit übertroffen.

Mit der Berliner Journalistin und Autorin sprach Philipp Peyman Engel.

Nazivergangenheit

Keine Ehrenmedaille für Rühmann und Riefenstahl

»NS-belastet« oder »NS-konform« – das trifft laut einer Studie auf 14 Persönlichkeiten der Filmbranche zu. Ihnen wird rückwirkend eine Auszeichnung aberkannt, die die Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) zukünftig nicht mehr vergeben will

von Niklas Hesselmann  20.11.2025

Essay

All die potenziellen Schüsse

In diesem Herbst liest man fast täglich von vereitelten Anschlägen auf Juden. Was die ständige Bedrohung mit uns macht

von Mascha Malburg  20.11.2025

Glosse

Auf, auf zum bewaffneten Kampf!

Eine deutsche Komikerin wechselte am Wochenende wieder einmal das Genre. Enissa Amani versuchte allen Ernstes, rund 150 Berlinern zu erklären, dass Nelson Mandela das Vorgehen der Hamas gegen Israel gutgeheißen hätte

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Stuttgart

Polizei plant Großeinsatz bei Maccabi-Spiel

Vor den Europa-League-Auftritten gegen Maccabi Tel Aviv sind der VfB Stuttgart und der SC Freiburg alarmiert. Ein Fan-Ausschluss wie zuletzt in Birmingham ist momentan nicht geplant

 19.11.2025

Kommentar

Danke, Berlin!

Die Entscheidung der Behörden, einem Hamas-Fanboy die Staatsbürgerschaft zu entziehen, sendet ein unmissverständliches und notwendiges Signal an alle Israelhasser. Mit Mahnwachen allein können wir die Demokratie nicht verteidigen

von Imanuel Marcus  19.11.2025

München

LMU sagt Veranstaltung zu palästinensischer Wissenschaft ab

Die Universität verwies in ihrer Stellungnahme darauf, dass es erhebliche Zweifel gegeben habe, »ob es sich um eine wissenschaftliche Veranstaltung auf dem erforderlichen Niveau gehandelt hätte«

 19.11.2025

Internet

Expertin: Islamisten ködern Jugendliche über Lifestyle

Durch weibliche Stimmen werden auch Mädchen von Islamistinnen verstärkt angesprochen. Worauf Eltern achten sollten

 19.11.2025

Portrait

Die Frau, die das Grauen dokumentieren will

Kurz nach dem 7. Oktober 2023 gründete die israelische Juristin Cochav Elkayam-Levy eine Organisation, die die Verbrechen der Hamas an Frauen und Familien dokumentiert. Unser Redakteur sprach mit ihr über ihre Arbeit und ihren Frust über die Vereinten Nationen

von Michael Thaidigsmann  19.11.2025

Religion

Rabbiner: Macht keinen Unterschied, ob Ministerin Prien jüdisch ist

Karin Priens jüdische Wurzeln sind für Rabbiner Julian-Chaim Soussan nicht entscheidend. Warum er sich wünscht, dass Religionszugehörigkeit in der Politik bedeutungslos werden sollte

von Karin Wollschläger  19.11.2025