Meinung

Es war ein guter Tag

Roman Haller, ehemaliger Direktor der Jewish Claims Conference Successor Organization für Deutschland Foto: Christian Rudnik

Es war ein guter Tag, an dem ich den Fernseher anschaltete und im Bundestag all die wunderbaren Reden der Vertreter aller demokratischen Parteien zum barbarischen Anschlag der Terrororganisation Hamas hörte. Wie gut sich das anhörte?

Alles Worte, die mir das Gefühl gaben, dass die Bundesrepublik Deutschland fest an der Seite Israel stehen würde. Immer wieder wurde Israels Recht auf Verteidigung nach dem bestialischen Verbrechen an Frauen, Kindern, älteren Menschen betont. Die Entführung von über 200 Menschen wurde als Verbrechen gegen die Menschlichkeit bezeichnet. Und immer wieder wurde von der Staatsraison des Existenzrechtes Israels gesprochen. Zitiert wurde die Aussage der ehemaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel vom 18. März 2008 vor der Knesset in Jerusalem, dass die Sicherheit Israels unverhandelbar sei.

Dies auch vom jetzigen Bundeskanzler Olaf Scholz, der es wiederholte und sagte: »In diesem Moment gibt es für Deutschland nur einen Platz - den Platz an der Seite von Israel, wenn wir sagen: Die Sicherheit Israels ist deutsche Staatsraison«.

Zum Höhepunkt kam es, als der Botschafter des Staates Israels, Ron Prosor ans Rednerpult kam. Seine Rede wurde immer wieder von langanhaltendem Applaus begleitet. Sehr eindringlich wies der Botschafter darauf hin, dass es wichtig wäre, dass diese Zustimmung nicht nachlassen dürfe, wenn es Bilder in Gaza geben würde, die nicht sehr schön wären. Auch dürfe die Zustimmung der Freunde Israels nicht nachlassen, wenn Israel nach Gaza einmarschieren würde, um die Hamas ein für allemal zu zerstören. Am Ende seiner Rede erhielt der Botschafter standing ovations.

In ihren Statements zu Israel war unsere Außenministerin, Frau Annalena Baerbock, stets noch deutlicher. Sie sprach auch davon, dass die jährliche Zahlung von 340 Millionen Euro an die Palästinenser überdacht werden sollte. Man verstand anscheinend, dass diese Gelder zum großen Teil bei der Hamas landen würden.

Wie gut das alles klang!

Was nur wenige Tage darauf folgte, war alles andere als ermutigend.

Von den Geiseln wurde immer weniger gesprochen und umso mehr von der notleidenden Bevölkerung in Gaza und immer mehr wurden die Opfer zu Tätern gemacht.

Es dauerte auch nicht lange, dass Frau Ministerin Baerbock ihre Aussage zum Verteidigungsrecht Israels konterkariert hat. Eine in der UN-Vollversammlung eingebrachte Resolution zu einer Feuerpause für Gaza wurde von 14 befreundeten Staaten abgelehnt. Deutschland enthielt sich lediglich der Stimme.

Dies bedeutet de facto, dass Israel erstmal seinen Kampf gegen die Hamas einstellen sollte. Mittlerweile wurde die Hilfe für Palästina nicht eingestellt, sondern verdreifacht.

Es hätte ein so schöner Tag sein können.

Der Autor ist ehemaliger Direktor der Jewish Claims Conference Successor Organization für Deutschland. 

Istanbul

Türkei nimmt 115 mutmaßliche IS-Mitglieder fest

Die Verdächtigen sollen Anschläge während der Weihnachts- und Neujahrszeit geplant haben

 25.12.2025

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025

Washington

US-Regierung nimmt deutsche Organisation HateAid ins Visier

Die beiden Leiterinnen wurden wegen angeblicher Zensur amerikanischer Online-Plattformen mit Einreiseverboten belegt. Die Bundesregierung protestiert

 24.12.2025

Großbritannien

Israelfeindlicher Protest: Greta Thunberg festgenommen

In London treffen sich Mitglieder der verbotenen Gruppe Palestine Action zu einer Protestaktion. Auch die schwedische Aktivistin ist dabei. Die Polizei schreitet ein

 23.12.2025

Stockholm

Was bleibt von den Mahnungen der Überlebenden?

Der Schoa-Überlebende Leon Weintraub warnt vor der AfD und Fanatismus weltweit. Was für eine Zukunft hat die deutsche Erinnerungskultur?

von Michael Brandt  23.12.2025

Israel

Netanjahu warnt Türkei

Israel will die Zusammenarbeit mit Griechenland und Zypern stärken. Gleichzeitig richtet der Premier scharfe Worte an Ankara

 23.12.2025

New York

Mitglieder von Mamdanis Team haben Verbindungen zu »antizionistischen« Gruppen

Laut ADL haben mehr als 80 Nominierte entsprechende Kontakte oder eine dokumentierte Vorgeschichte mit israelfeindlichen Äußerungen

 23.12.2025

Düsseldorf

Reul: Bei einer Zusammenarbeit mit der AfD wäre ich weg aus der CDU

Die CDU hat jede koalitionsähnliche Zusammenarbeit mit der AfD strikt ausgeschlossen. Sollte sich daran jemals etwas ändern, will Nordrhein-Westfalens Innenminister persönliche Konsequenzen ziehen

 23.12.2025

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025