Sigmount Königsberg

Für Antisemitismus ist in Deutschland kein Platz? Wirklich nicht?

Sigmount Königsberg, Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin Foto: Gregor Zielke

Sigmount Königsberg

Für Antisemitismus ist in Deutschland kein Platz? Wirklich nicht?

Es ist höchste Zeit, konsequent gegen diejenigen vorzugehen, die Israels Existenzrecht bestreiten

von Sigmount Königsberg  30.11.2021 16:30 Uhr

»Scheiß Juden! Scheiß Juden!«: Diese antisemitischen Rufe, skandiert vor der Gelsenkirchener Synagoge, klingen uns noch laut in den Ohren. Wir haben sie nicht vergessen.

Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V. (Bundesverband RIAS) und das Internationale Institut für Bildung, Sozial- und Antisemitismusforschung e. V. (IIBSA) stellten nun am 24. November ihren Bericht »Mobilisierungen von israelbezogenem Antisemitismus im Bundesgebiet 2021« vor. Darin wird festgestellt: Wenn es gegen Juden geht, sind sie sich alle einig. Auch die, die sich sonst spinnefeind sind.

PFLP Hauptakteure und Drahtzieher sind »alte Bekannte« – die Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP), Millî Görüş, Graue Wölfe, Antiimperialisten und Neonazis, und in diesem Falle insbesondere Organisationen, die der islamistischen Muslimbruderschaft und der Hamas nahestehen oder mit ihnen sympathisieren.

Antisemitischer Hetze, sowohl off- als auch online, wird viel zu selten nachgegangen.

Wie oft haben wir gehört: »Für Antisemitismus ist in Deutschland kein Platz«? Fakt ist aber, dass Antisemitismus geschieht, dass Juden bedroht werden - und? Nichts passiert. Noch nicht einmal die Personalien werden festgestellt. Antisemitischer Hetze, sowohl off- als auch online, wird viel zu selten nachgegangen.

GESETZESLAGE Es ist höchste Zeit, konsequent gegen Judenhass vorzugehen. Die Gesetzeslage erlaubt es den Behörden, Versammlungen zumindest mit Auflagen zu versehen, wenn nicht gar zu verbieten oder zu unterbinden. Und Auflagen müssen auch durchgesetzt werden. Dazu gehört auch, dass die Polizei so aufgestellt sein muss, dies durchzusetzen. Da gibt es noch Luft nach oben.

Ebenso notwendig ist es, gegen antisemitische Strukturen vorzugehen. Es ist nicht akzeptabel, dass Organisationen, die sich gegen den Gedanken der Völkerverständigung aussprechen, die die Vernichtung Israels propagieren, ungehindert agieren können.

Die Sicherheit Israels sei deutsche Staatsräson, proklamierte Bundeskanzlerin Angela Merkel 2008 – und dieser Satz findet sich auch in der Koalitionsvereinbarung von SPD, Bündnis 90 Die Grünen und FDP wieder. Viele wissen nicht, was das konkret bedeuten würde. Ein konkreter Vorschlag wäre: Hier und jetzt gegen die vorzugehen, die in Deutschland das Existenzrecht des jüdischen Staates bestreiten.

Sigmount Königsberg ist Antisemitismusbeauftragter der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.

Meinung

Die AfD schreckt vor nichts mehr zurück

Im Bundestag bagatellisiert die AfD sogar den Völkermord an bosnischen Muslimen 1995, um gegen Muslime in Deutschland zu hetzen

von Michael Thaidigsmann  11.07.2025

Meinung

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  10.07.2025

Meinung

BSW und AfD: Zwei Ausprägungen desselben autoritären Denkens

Sahra Wagenknecht und ihre Partei nähern sich den Rechtsextremen immer weiter an. Spätestens jetzt ist klar: Am BSW gibt es nichts Progressives

von Igor Matviyets  09.07.2025

Meinung

»Demokratie leben« braucht eine Inventur

Die Idee hinter dem Förderprogramm des Bundes mag gut sein, die Umsetzung ist es nicht. Viel zu oft profitieren Extremisten und Israelhasser von den öffentlichen Geldern

von Lennart Pfahler  08.07.2025

Michael Roth

Warum Jean Asselborn nicht mehr mein Freund ist

Luxemburgs langjähriger Außenminister verbreitet bei Tilo Jung Verschwörungstheorien über Israel. Nun kündigt ihm ein sozialdemokratischer Weggefährte die Freundschaft

von Michael Roth  07.07.2025 Aktualisiert

Meinung

New York: Zohran Mamdani und der Clash der Generationen

Der Bürgermeisterkandidat der Demokraten wurde nicht zuletzt wegen seiner antizionistischen Haltung gewählt. Während er unter jungen jüdischen New Yorkern Unterstützer hat, stehen die älteren überwiegend fest an Israels Seite

von Hannes Stein  06.07.2025

Kommentar

Zürich sollte Francesca Albanese keine Bühne bieten

Die antisemitische UN-Sonderberichterstatterin tritt am Freitag in der Zürcher Zentralwäscherei auf - subventioniert durch die Steuerzahler der Stadt

von Ronny Siev  03.07.2025

Kommentar

Liebe statt Tod

Die israelische Armee kämpft für unsere Freiheit, auch die der verlorenen Seelen auf dem Glastonbury-Musikfestival, die den Tod israelischer Soldaten gefordert haben

von Frank Schmiechen  03.07.2025

Kommentar

Justiz: Im Zweifel für Antisemitismus?

Ein Verwaltungsgerichtsurteil lässt große Zweifel aufkommen, dass es alle mit der Bekämpfung von Antisemitismus unter Beamten ernst meinen

von Michael Thaidigsmann  02.07.2025