Ruhrtriennale

Erneut Vorwürfe der Israelfeindlichkeit

Der kamerunische Historiker und Philosoph Achille Mbembe 2017 im Hamburger Thalia Theater Foto: dpa

Erneut wird dem Kulturfestival Ruhrtriennale vorgeworfen, einer israelfeindlichen Bewegung eine Plattform zu bieten. Konkret geht es um den geplanten Auftritt des Philosophen und Historikers Achille Mbembe, den die FDP-Fraktion im nordrhein-westfälischen Landtag in Düsseldorf am Mittwoch per offenen Brief kritisierte.

BDS Mbembe habe einen Aufruf der sogenannten BDS-Bewegung unterzeichnet, die in ihrem Kern antisemitisch sei, schrieb der kulturpolitische Fraktionssprecher Lorenz Deutsch an die Ruhrtriennale-Intendantin Stefanie Carp.

Zudem vergleiche der Wissenschaftler in einem Aufsatz die Innenpolitik Israels mit dem Apartheidssystem Südafrikas und diese mit dem Holocaust. »Er relativiert nicht nur den Holocaust, er setzt die heutigen Juden Israels in der Logik der Gesamtargumentation an die Stelle der nationalsozialistischen, weißen Verbrecher«, kritisierte Deutsch.

Der Fraktionssprecher forderte die Intendantin auf, Mbembe auszuladen. Es sei inakzeptabel, wenn der Philosoph seine Positionen zu Israel im Rahmen der vom Land mitfinanzierten Ruhrtriennale verbreite.

Das Festival soll laut Veranstalter mit einer Rede von Mbembe starten. Das Thema lautet: »Reflexionen über planetarisches Leben«.

Bereits 2018 musste sich Carp für die Einladung der britischen Band Young Fathers rechtfertigen. Der Vorwurf lautete auch damals, die Musiker unterstützten BDS.

Die Bewegung ruft international zu »Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen« (BDS) gegen Israel auf: Waren sollen boykottiert und wirtschaftliche Investitionen zurückgezogen werden. Zudem soll Druck auf Staaten ausgeübt werden, um Sanktionen gegen Israel zu erreichen.

KAmpagne Die Unterstützer der Kampagne, die palästinensische Organisationen 2005 ins Leben gerufenen haben, sind eigenen Angaben zufolge vom Kampf der Südafrikaner gegen die Apartheid inspiriert. Israels Regierung sieht darin einen Vorwand für Antisemitismus.

Die Ruhrtriennale soll trotz Corona-Krise vom 14. August bis zum 20. September in den Industriehallen des Ruhrgebiets stattfinden. Das Festival startet laut Veranstalter mit einer Rede von Mbembe.

Der Wissenschaftler aus Kamerun, der 2019 die Albertus-Magnus-Professur der Universität Köln innehatte, spricht über seine Vorstellung von »planetarischem Leben«. Es ist das letzte Festival unter der Leitung von Carp. Die Schweizer Theaterregisseurin und Musikerin Barbara Frey wird für die Spielzeiten 2021 bis 2023 Intendantin.  kna

Niedersachsen

Moscheen in Hannover mit »Israel«-Schriftzügen besprüht

Unbekannte haben »Israel«-Schriftzüge auf mehrere Moscheen in Hannover geschmiert. Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter und die jüdische Gemeinde reagieren entsetzt

 11.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von Janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025

Paris/Brüssel

EU-Gaza-Hilfe: Französischer Politiker hat »große Bedenken«

Benjamin Haddad, Frankreichs Staatssekretär für Europafragen, hat die Europäische Kommission aufgefordert, ihre Zahlungen an NGOs, die im Gazastreifen operieren, besser zu überwachen

 10.12.2025