Ratsversammlung

»Einig über die großen Ziele«

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Andreas Schulz / Zentralrat

Herr Schuster, am Sonntag wurden Sie als Zentralratspräsident wiedergewählt – einstimmig. Hat Sie das klare Votum überrascht?
Ich werte es in zweierlei Hinsicht als positives Zeichen, dass die Delegierten der Ratsversammlung so homogen abgestimmt haben. Zum einen sind wir uns trotz verschiedener Auffassungen in einzelnen Fragen und unterschiedlicher religiöser Ausrichtungen über die großen Ziele einig. Zum anderen sehe ich diese Abstimmung auch als Bestätigung meiner Arbeit, was mich sehr freut und mir viel Motivation für die kommenden vier Jahre gibt.

Es gab nur einen einzigen Wechsel im Präsidium. Acht Mitglieder des Gremiums sind – wie auch Ihre beiden Stellvertreter – im Amt bestätigt worden. Verstehen Sie dies als Signal der Kontinuität?
Im Präsidium des Zentralrats hat sich in den zurückliegenden vier Jahren eine sehr konstruktive Zusammenarbeit entwickelt. Wir sind ein gutes Team. Davon profitieren auch die Gemeinden – was sich dann in der personellen Kontinuität widerspiegelt.

Was haben Sie sich für die neue Amtszeit vorgenommen?
Ich bin natürlich kein Prophet und kann noch nicht sagen, welche Themen diese Amtszeit dominieren werden. Auf jeden Fall werde ich weiterhin zu wichtigen politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen deutlich Stellung nehmen. Wenn ich auf unsere Gemeinschaft blicke, ist es mir ganz wichtig, unsere Gemeinden weiterhin zu stärken und vor allem jüngere Mitglieder zu gewinnen. Daher werden wir Projekte wie das Familienprogramm »Mischpacha«, unsere Mikroförderung für junge Leute oder die Israelreisen für junge Erwachsene mit vollem Elan weiterführen. Mit einem Thinktank unter dem Dach des Zentralrats wollen wir uns außerdem strategisch besser aufstellen. Wir möchten zudem eine jüdische Militärseelsorge bei der Bundeswehr etablieren. Und das größte und bestimmt auch eines der schönsten Projekte wird die neue Jüdische Akademie in Frankfurt werden.

Sie haben angekündigt, der Zentralrat werde weiterhin seine Stimme gegen bedenkliche Entwicklungen in der Gesellschaft erheben. Was bereitet Ihnen vor allem Sorge?
Wir beobachten seit Längerem ein Abdriften unserer Gesellschaft nach rechts und zu einer Politik, die spalterisch wirkt. Hierfür ist nach meiner Einschätzung in besonderer Weise die AfD verantwortlich. Dem müssen wir entgegensteuern. Der Respekt gegenüber Minderheiten und der gesellschaftliche Zusammenhalt müssen wieder wachsen. Ich sehe da auf jeden Fall auch positive Tendenzen, sowohl bei den etablierten demokratischen Parteien als auch bei den Bürgern. Gerade die Zivilgesellschaft ist bereits so aktiv geworden gegen die Hetze der AfD und lässt sich trotz zum Teil massiver Bedrohungen nicht einschüchtern. Das beeindruckt mich und macht mir Mut.

Mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden sprach Detlef David Kauschke.

Genf

Entscheidung gefällt: Israel bleibt im Eurovision Song Contest

Eine Mehrheit der 56 Mitgliedsländer in der European Broadcasting Union stellte sich am Donnerstag gegen den Ausschluss Israels. Nun wollen Länder wie Irland, Spanien und die Niederlande den Musikwettbewerb boykottieren

von Michael Thaidigsmann  04.12.2025

Medien

»Die Kritik trifft mich, entbehrt aber jeder Grundlage«

Sophie von der Tann wird heute mit dem Hanns-Joachim-Friedrichs-Preis geehrt. Bislang schwieg sie zur scharfen Kritik an ihrer Arbeit. Doch jetzt antwortete die ARD-Journalistin ihren Kritikern

 04.12.2025

Karlsruhe/München

Mutmaßlicher Huthi-Terrorist angeklagt

Ein Mann soll für die Terrororganisation im Jemen gekämpft haben. Deutschlands oberste Anklagebehörde will ihn vor Gericht sehen

 04.12.2025

Antisemitismus

Litauen: Chef von Regierungspartei wegen Antisemitismus verurteilt

In Litauen ist der Chef einer Regierungspartei mehrfach durch antisemitische Aussagen aufgefallen. Dafür musste er sich vor Gericht verantworten. Nun haben die Richter ihr Urteil gefällt

 04.12.2025

Berlin

Verfassungsschutz nimmt neue AfD-Jugend ins Blickfeld

Ist auch die »Generation Deutschland« rechtsextremistisch? Sie rückt bereits in den Fokus des Bundesamts für Verfassungsschutz

 04.12.2025

Berlin

Merz und Wegner nennen Lübcke-Statue geschmacklos

Auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) äußerte Unmut: Das Schicksal eines von einem Rechtsradikalen ermordeten Politiker zu instrumentalisieren, sei an Geschmacklosigkeit nicht zu überbieten

 04.12.2025

Bayern

Landtag wirbt für Yad Vashem-Außenstelle in München

Ein fraktionsübergreifenden Antrag – ohne Beteiligung der AfD - für eine Außenstelle der israelischen Gedenkstätte im Freistaat liegt vor

 04.12.2025

Ehrung

»Ahmad Mansour kämpft nicht gegen Symptome, sondern gegen Ursachen«

Der Islamismusexperte Ahmad Mansour wurde mit dem Hanns-Martin-Schleyer-Preis ausgezeichnet. Die Laudatio hielt Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland. Wir dokumentieren die Rede

von Josef Schuster  04.12.2025

Graz

Verharmlosung von NS-Verbrechen: Haft für Deutschen in Österreich

Lange Haftstrafe für einen Publizisten: Was steckt hinter dem Urteil, und wie stufen Extremismusforscher seine bereits eingestellte Zeitschrift ein?

 04.12.2025