Berlin

»Einfach ungeheuerlich«

Zentralratspräsident Dieter Graumann Foto: Marco Limberg

Dass die Piusbrüder dem verurteilten Kriegsverbrecher Erich Priebke eine Trauerfeier in einer ihrer Kapellen ermöglicht haben, hat der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, als »einfach ungeheuerlich« bezeichnet: »Priebke war schließlich ein bösartiger Massenmörder, der bis zum Schluss keinerlei Reue kannte, den Holocaust verharmloste und seinem Antisemitismus freien Lauf ließ.«

Dass die Kapelle der Piusbruderschaft damit zum Pilgerort von Neonazis geworden sei, scheine die Verantwortlichen nicht weiter zu stören, meint Graumann. »Unter diesen Umständen sollten die Gespräche des Vatikans mit den nach wie vor absolut versöhnungsfeindlichen, fanatischen und fundamentalistischen Piusbrüdern spätestens jetzt abgebrochen werden. In Wahrheit hätten sie besser niemals begonnen werden sollen.«

Trauerfeier Die Trauerfeier für den NS-Kriegsverbrecher Erich Priebke, der am vergangenen Freitag in Rom im Alter von 100 Jahren verstorben war, hat die erzkonservative Piusbruderschaft italienischen Medienberichten zufolge in der Kapelle der Lefebvrianer in Albano bei Rom ermöglicht. Noch ist unklar, wo der Leichnam des wegen des Massakers an den Ardeatinischen Höhlen in Rom verurteilten Priebke beigesetzt wird.

Der römische Bürgermeister Ignazio Marino hat eine Ruhestätte in der italienischen Hauptstadt ausgeschlossen. Die argentinischen Behörden wollten dem Kriegsverbrecher ebenso wenig eine Grabstätte bieten wie sein Geburtsort Henningsdorf in Brandenburg.

NS-Kriegsverbrecher Der frühere SS-Offizier war nach Ende des Zweiten Weltkrieges nach Argentinien geflüchtet und lebte fast 50 Jahre unbehelligt im Süden des Landes. 1995 wurde er auf Antrag der italienischen Justiz nach Italien ausgeliefert und dort 1998 wegen seiner Beteiligung an der Erschießung von 335 italienischen Zivilisten in den Ardeatinischen Höhlen in Rom 1944 zu lebenslanger Haft verurteilt. Priebke verbüßte die Strafe jedoch aufgrund seines hohen Alters nicht im Gefängnis, sondern in Hausarrest. (mit epd)

Jerusalem

Israel kritisiert Sanktionspläne der EU-Kommission

Israels Außenminister Gideon Saar nennt erwartete Vorschläge für Sanktionen der EU-Kommission gegen sein Land »unverhältnismäßig« - und wirft ihr vor, sich auf Hamas-Angaben zu verlassen

 16.09.2025

Austausch

Ministerin Prien würdigt Deutsch-Israelischen Freiwilligendienst

Sie arbeiten in sozialen und jüdischen Einrichtungen in Israel und Deutschland. Bildungsministerin Prien sagt, warum ein solcher Austausch von jungen Leuten aus ihrer Sicht wichtig ist

von Leticia Witte  16.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Brüssel

EU-Kommission kündigt Vorschläge für Israel-Sanktionen an

Dabei wird es offenbar auch um ein mögliches Aussetzen von Handelsvorteilen gehen

 16.09.2025

Gaza-Flottille

Marlene Engelhorn fährt doch nicht nach Gaza

Entgegen reichenweitenstarken Ankündigungen segelt die Millionenerbin nicht mit. Vom trockenen Wien aus erhebt sie weiter Vorwürfe gegen Israel

von Imanuel Marcus  16.09.2025

Feier

Zentralrat der Juden feiert 75-jähriges Bestehen in Berlin

Der Zentralrat der Juden begeht am Mittwoch in Berlin offiziell sein 75-jähriges Bestehen. Der Bundeskanzler hält die Festrede. Gegründet wurde der Dachverband von 105 Gemeinden am 19. Juli 1950

von Leticia Witte  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Berlin

Wadephul will an Palästina-Konferenz in New York teilnehmen

Der deutsche Außenminister lehnt die Anerkennung eines Staates Palästina weiterhin ab. Bei einem von Frankreich ausgerichteten Treffen zum Thema will er aber dabei sein

 16.09.2025

Berlin

Steinmeier weist polnische Reparationsforderung zurück

Der polnische Präsident Nawrocki bringt das Thema beim Antrittsbesuch erneut vor. Die Antwort des Bundespräsidenten fällt eindeutig aus

 16.09.2025