Reformationstag

»Ein wichtiger Impuls«

Irmgard Schwaetzer über den 31. Oktober, den christlich-jüdischen Dialog und eine neue Professur

von Katrin Richter  24.10.2018 11:28 Uhr

Irmgard Schwaetzer Foto: Julia Baumgart

Irmgard Schwaetzer über den 31. Oktober, den christlich-jüdischen Dialog und eine neue Professur

von Katrin Richter  24.10.2018 11:28 Uhr

Frau Schwaetzer, am 31. Oktober wird der Reformationstag in Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Bremen zum ersten Mal als gesetzlicher Feiertag begangen. Ist das ein positives Zeichen?
Die Einführung des Feiertags in den norddeutschen Bundesländern würdigt die enorme Bedeutung, die die Reformation nicht nur für die Kirche, sondern für die gesamte Gesellschaft hatte. Als evangelische Kirche begrüßen wir das, sehen darin aber auch eine Gestaltungsaufgabe. So haben die Kirchen auch das Reformationsjubiläum im vergangenen Jahr nicht als ein personenbezogenes Datum verstanden, sondern den Schwerpunkt auf die positiven Impulse gesetzt, die von der Reformation ausgegangen sind und das Leben der Menschen verändert haben.

Trotzdem verbindet man mit Martin Luther auch seine antisemitischen Schriften.
Die Synode der EKD hat sich im Vorfeld des Reformationsjubiläums deutlich von Luthers judenfeindlichen Aussagen distanziert.

Dennoch haben jüdische Gemeinden den Reformationstag als neuen gesetzlichen Feiertag kritisiert.
Dass jüdische Gemeinden den Reformationstag als neuen gesetzlichen Feiertag kritisiert haben, hat mich sehr geschmerzt. Selbstverständlich konnte ich das verstehen. Deswegen finde ich es nach der Entscheidung, die übrigens von politischer Seite getroffen wurde, besonders wichtig, dass viele Gemeinden in diesem Jahr die Annäherung an das jüdische Leben in Deutschland in den Mittelpunkt ihres Reformationsgedenkens stellen. Ich habe den Eindruck, dass es ein großes Bewusstsein dafür gibt, diese dunkle Seite der Reformatoren nie aus dem Blick zu verlieren.

Wie soll sich dieses Bewusstsein in der Praxis widerspiegeln?
Viele Initiativen, die ich in diesem Jahr kennengelernt habe, gehen genau in diese Richtung. Natürlich bemerken wir, dass der Antisemitismus in Deutschland zunehmend ohne Zurückhaltung ausgesprochen und an vielen Stellen auch gelebt wird. Deswegen sind Initiativen, die sich gegen Judenhass wenden, wichtiger denn je. Als EKD haben wir klar gesagt: Antisemitismus ist Gotteslästerung.

An der Humboldt-Universität gibt es eine Stiftungsprofessur für den christlich-jüdischen Dialog. Was erhoffen Sie sich davon?
Damit ist ein wichtiger Impuls gesetzt. Wir erwarten uns davon nicht zuletzt eine wissenschaftlich fundierte und kritische Auseinandersetzung mit rechten Argumentationsmustern und Stereotypen. Diese Erkenntnisse können dann in die Ausbildung unserer Pfarrer einfließen und in den Gemeinden verankert werden. Der Kampf gegen Antisemitismus darf nicht nur ein Lippenbekenntnis bleiben, sondern muss täglich sichtbar werden in der Auseinandersetzung mit Menschen, die sich solchem Gedankengut verschrieben haben.


Mit der Vorsitzenden der EKD-Synode sprach Katrin Richter.

Halle / Frankfurt

DFB lässt proisraelisches Plakat bei Länderspiel abhängen

Plakat mit der Aufschrift »Bring them Home now« sei nicht genehmigt und entgegen UEFA-Regularien gewesen

 28.03.2024

Sachsen

Trotz antisemitischer Vorfälle: Leipziger Friedenspreis geht an »Handala«-Gruppierung

Die »pro-palästinensische Gruppierung« steht immer wieder wegen antisemitischer Vorfälle in der Kritik

 27.03.2024

Analyse

Allein

Der Jude unter den Staaten: Wie Israel von der Weltgemeinschaft verleumdet und im Stich gelassen wird

von Maria Ossowski  27.03.2024

Manchester Airport

Überlebende des 7. Oktober bei Einreise beschimpft

»Wir müssen sicherstellen, dass Sie hier nicht dasselbe tun wie in Gaza«, sagt ein Grenzbeamter zu den Israelis

von Imanuel Marcus  27.03.2024 Aktualisiert

USA/Israel

US-Verteidigungsminister empfängt israelischen Amtskollegen

»Wir den Kampf in Gaza nicht beenden, bevor wir alle Verschleppten nach Hause bringen«, erklärt Joav Gallant

 27.03.2024

Bundesregierung

Charlotte Knobloch fordert Rauswurf von Kulturstaatsministerin Roth

IKG-Chefin und Schoa-Überlebende: »Was passiert ist, war einfach zu viel«

 26.03.2024

Berlin

Nach Angriff auf jüdischen Studenten: Hochschulgesetz wird verschärft

Möglichkeit der Exmatrikulation wurde zuvor von Rot-Grün-Rot abgeschafft

 26.03.2024

Deutschland

Einbürgerungstests: Das sind die Fragen zu Israel und jüdischem Leben

»Wer unsere Werte nicht teilt, kann keinen deutschen Pass bekommen«, sagt Innenministerin Faeser

 26.03.2024

Freiburg

NS-Dokuzentrum öffnet Anfang 2025

Die Institution will Geschichte mit Debatten der Gegenwart verbinden - ohne erhobenen Zeigefinger

von Volker Hasenauer  27.03.2024 Aktualisiert