Meinung

Dudenkritische Anmerkungen

Auch die Juden lesen Duden. Was nach Kalauer klingt, ist eine Notwendigkeit, möchte man als deutscher Bürger à jour sein mit der modernen Muttersprache.

Über die Jahrzehnte hat sich das Produkt aus dem Duden-Verlag eine Monopolstellung geschaffen und gilt als Hüter der Sprachrichtigkeit. Was sprachwissenschaftlich nicht ganz richtig ist, da der Duden zu den sogenannten Frequenzwörterbüchern gehört. Aufgenommen wird, was populär genug scheint.

nutzungsbeispiel Gerade ist die 27. Auflage der Deutschen Rechtschreibung erschienen. Und analog wurde das (eigentlich praktische) Online-Angebot ergänzt. Mit einigermaßen verblüffendem Ergebnis allerdings. Denn gibt man den Begriff »israelkritisch« ein, gibt es tatsächlich einen Eintrag. Neben der Trennungshilfe is|ra|el|kri|tisch findet sich dort eine Duden-akkurate Definition: »dem Staat Israel gegenüber kritisch [eingestellt]«. Auch ein Nutzungsbeispiel – israelkritische Äußerungen – ist inkludiert, ebenso eine Aussprache- und Betonungshilfe: »israelkritisch«.

Mit derlei sprachlichem Rüstzeug ausgestattet, lässt es sich also zukünftig mit deutschem Sprachsiegel gegen den Judenstaat zu Felde ziehen. Dabei ist nicht klar, was eigentlich an dem Eintrag schlimmer ist: die Ignoranz der Redaktion gegenüber einem Terminus, der ganz unverhohlen als Synonym für Antisemitismus benutzt wird und rein sprachlich die Kritik an der Existenz Israels bedeutet, nicht etwa an politischen Zuständen. Oder die Tatsache, dass der Begriff so populär zu sein scheint im deutschen Sprachgebrauch, dass er Einzug hielt in dieses Walhall der deutschen Sprachrichtigkeit.

argumentationshilfe Überflüssig im Übrigen zu erwähnen, dass es keinerlei Einträge unter amerikakritisch, russlandkritisch, frankreichkritisch etc. gibt. Und wer zufällig einmal ausprobiert, wie es denn der Duden mit »irankritisch« hält, dem wird gleich eine Argumentationshilfe geboten: »Leider haben wir zu Ihrer Suche nach ›irankritisch‹ keine Treffer gefunden. Oder meinten Sie: israelkritisch?« Da verschlägt es einem glatt die Sprache.

Der Autor ist Publizist in Hamburg.

Frankreich

Spezialeinsatz vor iranischem Konsulat in Paris

Ein Mann soll mit Granaten am Gürtel das Gebäude betreten haben

 19.04.2024

Wiesbaden

Hessen lädt iranischen Generalkonsul aus

Es könne nicht so getan werden, »als ob nichts gewesen wäre«, sagt Manfred Pentz (CDU)

 19.04.2024

Nahostkonflikt

»Israel muss iranische Rakete mit Atomsprengkopf fürchten«

John Bolton warnt im NZZ-Interview vor der Verbreitung von Nukleartechnologie durch Nordkorea

 19.04.2024

Meinung

Gezielte Aktionen gegen das iranische Regime werden weitergehen müssen

Warum Teheran nicht nur eine Gefahr für die Region, sondern auch für die Ukraine ist

von Saba Farzan  19.04.2024

Iran/Israel

Scholz warnt erneut vor Eskalation im Nahen Osten

Es habe »erneut eine militärische Aktivität« gegeben, stellt der Bundeskanzler fest

 19.04.2024

Gmund

Merz: Selbstverteidigungsrecht Israels endet nicht an eigener Grenze

»Die Eskalationsdominanz liegt allein beim Mullah-Regime in Iran«, so der CDU-Chef

 19.04.2024

Antisemitismus

Zentralrat der Juden äußert sich zu Hallervordens Gaza-Video

Das Gaza-Gedicht des Schauspielers wurde in den vergangenen Tagen massiv kritisiert

 19.04.2024

Vereinte Nationen

Amerikanisches Veto gegen UN-Vollmitgliedschaft für Palästina

Die USA sehen Einigung auf eine Zweistaatenlösung als Voraussetzung für eine Anerkennung

 19.04.2024

Berlin

Zeitung: Anstieg rechtsextremer und antisemitischer Straftaten

Durch Judenhass motivierte Straftaten nehmen stark zu

 19.04.2024