Meinung

Du darfst nicht »Jude« sagen

Möglich wäre es ja. Wenn eine Meldung mit »Junge-Union-Chef verbreitet Nazi-Parolen« betitelt ist, würde wohl niemand behaupten können, dass so etwas völlig undenkbar wäre. Nicht mal ein CDU-Generalsekretär. Doch der im konkreten Fall Angegriffene, Malte Engelmann, bis vor wenigen Tagen Vorsitzender der CDU-Nachwuchsorganisation in Bremen, hatte gar nicht getan, was ihm vorgeworfen wird. Er ist bloß Opfer eines Klimas, in dem nicht mehr gelesen oder zugehört, sondern nur geurteilt wird.

ramadan Der Bremer CDU-Politiker Heiko Strohmann hatte während des Ramadan etliche Muslime zum Fastenbrechen eingeladen. Dafür gab es von der Parteirechten Kritik: Man solle die kulturellen Unterschiede »nicht vermischen«. Gegen diese, wie er fand, integrationsfeindliche Haltung wandte sich Engelmann in seinem Blog: »Deutsche! Kauft nicht beim Juden! Äh, ich mein: Heiko! Koch’ nicht für den Muselmann.«

Das ist einiges: schlechter Humor, verunglückte Satire und obendrein ein dümmlicher Vergleich. Aber gewiss wird nicht, wie behauptet, eine Nazi-Parole verbreitet. Vielmehr hat Engelmann versucht, den schlimmen Satz kritisch auf heutige Zustände zu beziehen. Solch Verfahren ist nicht unüblich und wird oft angewandt, wenn irgendwelche Politaktivisten wieder mal glauben, Israel boykottieren zu müssen.

charme Im Ergebnis ist Engelmanns Versuch, für eine integrationsfreundlichere CDU zu werben, grandios gescheitert. Das ist ärgerlich, aber eines tröstet: Schlechter Humor als Grund für den Rücktritt eines Politikers hat ja auch seinen Charme.

Extremismus

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