Kassel/Berlin

»Diese documenta hat dem Ansehen Deutschlands geschadet«

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: imago images/Jürgen Heinrich

Der Zentralrat der Juden in Deutschland hat am Montag die jüngste Erklärung des Expertengremiums zur documenta fifteen begrüßt, insbesondere aber die »darüber hinausgehende klare Stellungnahme der Vorsitzenden Nicole Deitelhoff und der Mitglieder Julia Bernstein, Marina Chernivsky, Peter Jelavich und Christoph Möllers«.

In ihrer Erklärung dekonstruierten die Experten eindeutig »die antisemitischen und israelfeindlichen Inhalte der Ausstellung, insbesondere der terrorverherrlichenden (Propagandafilme) ›Tokyo Reels‹«, teilte der Zentralrat weiter mit. Die Erkenntnisse verdeutlichten, »dass die Warnungen des Zentralrats der Juden konsequentes Handeln erfordert hätten«.  

KURATOREN Fassungslos hingegen nahm der Zentralrat die Reaktion der Kuratoren und Künstler zur Kenntnis: »Ihr Offener Brief dämonisiert und delegitimiert Israel. Eine offene und ehrliche Auseinandersetzung mit Antisemitismus und Israelhass wird weiterhin verweigert«, hieß es. Damit bewiesen diese Kuratoren und Künstler erneut, »dass der Antisemitismus bei dieser documenta von Anfang an strukturell angelegt war«.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Zentralratspräsident Josef Schuster unterstrich: »Die Experten haben sehr klar auf die Probleme hingewiesen. Die Ausstrahlung der Propagandafilme ›Tokyo Reels‹ muss sofort beendet werden. Mit ihrer Tirade zeigen die Kuratoren und Künstler, dass sie wissenschaftliche Befunde nur respektieren, wenn sie in ihr Weltbild passen. Was Jüdinnen und Juden oft erleben, wird hier wieder einmal deutlich: Der Vorwurf des Antisemitismus wird als schwerwiegender dargestellt als es der Antisemitismus selbst ist.«

KONSEQUENZEN Es sei nun Aufgabe der Gesellschafter und der politisch Verantwortlichen, deutliche Konsequenzen aus den Ergebnissen des Expertengremiums zu ziehen, sagte Schuster. In dem Zusammenhang müsse auch über die Anerkennung der IHRA-Arbeitsdefinition Antisemitismus bei Kunst- und Kulturveranstaltungen gesprochen werden.

»Ausdrücklich erinnere ich in diesem Zusammenhang auch an den BDS-Beschluss des Deutschen Bundestages. Die politisch Verantwortlichen müssen bei der Umsetzung auch zum Wohle des Kulturstandortes Deutschland künftig Haltung zeigen. Diese documenta hat dem Ansehen Deutschlands geschadet«, so der Zentralratspräsident. ja

Meinung

Wieder ein Milliarden-Blankoscheck für Palästina?

Europa will den Wiederaufbau Gazas mit 1,6 Milliarden Euro fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, durch Scheckbuchdiplomatie etwas zum Besseren verändern zu können?

von Jacques Abramowicz  07.11.2025

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten besetzen ZDF-Hauptstadtstudio

Die Polizei musste die Besetzung beenden

 07.11.2025

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

Berlin

Sarah Wedl-Wilson räumt Defizite bei Fördermittel-Vergabe ein

Wurden Gelder für Projekte gegen Antisemitismus rechtswidrig verteilt? Das werfen Grüne und Linke der Kultursenatorin vor. Nun äußert sie sich

 07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025

Terrorismus

Nach Hamas-Festnahme: Waffenfund in Österreich

Der österreichische Verfassungsschutz stellte fünf Faustfeuerwaffen und zehn Magazine sicher

 06.11.2025