Judenhass

»Die documenta spuckt der Kultur der Erinnerung ins Gesicht«  

Foto: Marco Limberg


Nach dem Fund weiterer antisemitischer Bilder auf der documenta wird die Kritik jüdischer Organisationen immer schärfer. Das Internationale Auschwitz Komitee (IAK) kritisierte am Freitag in Berlin, die Verantwortlichen der Weltkunstschau in Kassel zeigten einen »fortgesetzten Unwillen«, sich mit »antisemitischen Entgleisungen innerhalb der Ausstellung« auseinanderzusetzen. Ähnlich äußerten sich die Jüdische Gemeinde in Frankfurt am Main und der hessische Antisemitismusbeauftragte Uwe Becker.

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft (DIG) forderte den hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU) zum Handeln auf. DIG-Präsident Volker Beck (Grüne) schrieb laut einem Bericht der »Frankfurter Rundschau« (Samstag) in einem Brief an Rhein, die documenta sei zu einer »Plattform für Propaganda« verkommen. Die Ausstellung leiste der Normalisierung von Antisemitismus in der deutschen Öffentlichkeit Vorschub. »Die documenta fifteen spuckt der bundesdeutschen Erinnerungskultur ins Gesicht«, schreibt Beck demnach.

IAK-Exekutiv-Vizepräsident Christoph Heubner sagte: »Gerade für Freunde der documenta ist es tragisch und dramatisch, verfolgen zu müssen, wie die documenta von innen heraus zerstört wird.« Immer mehr verstärke sich der Eindruck, dass die documenta fifteen »von Ideologen gekapert worden ist, denen es vor allem darum geht, die Existenz des Staates Israel zu delegitimieren«.

Auch DIG-Präsident Beck betonte, die fraglichen Werke zielten auf eine Dämonisierung Israels und bedienten sich der Bildsprache der Nationalsozialisten. Das in der NS-Wochenzeitung »Der Stürmer« vermittelte »Bild ‚des Juden‘, garstige Fratze und Hakennase, wird in Kassel gerade wieder in den deutschen Bilderkanon reimportiert und integriert«, so Beck. Er spricht laut »Frankfurter Rundschau« von einer »Zeitenwende im bundesdeutschen Umgang mit Antisemitismus«. Beck fordert Rhein dazu auf, alle Zahlungen des Landes Hessen für die documenta ab sofort an die Bedingung zu knüpfen, dass dort keine antisemitischen Bilder mehr gezeigt würden.

Der hessische Antisemitismusbeauftragte Becker warnte die Verantwortlichen der Kunstausstellung davor, »Hintertüren für Antisemitismus« offenzulassen. »Erklärungen oder Formen der Einordnung sind falsche Mittel im Umgang mit Judenhass«, sagte er in Wiesbaden.

Am Donnerstag hatten die Gesellschafter der documenta - die Stadt Kassel und das Land Hessen - gefordert, die diskutierten Zeichnungen lediglich »bis zu einer angemessenen Kontextualisierung« aus der Ausstellung zu nehmen. Eine documenta-Sprecherin hatte außerdem geäußert, eine Prüfung der Bilder habe erbracht, dass es »zwar eine klare Bezugnahme auf den israelisch-palästinensischen Konflikt, aber keine Bebilderung von Juden ‚als solchen‘ « gebe.

Der Vorstand der Jüdischen Gemeinde Frankfurt erklärte: »Die gerade aktuell aufgetauchten antisemitischen Bilder bestätigen wieder einmal den bereits monatelangen Verdacht, dass die Kunstausstellung für judenfeindliche Volksverhetzung missbraucht wird.«

Die diskutierten Bilder weisen judenfeindliche Stereotype in der Darstellung von israelischen Soldaten auf. Die Zeichnungen des syrischen Künstlers Burhan Karkoutly stammen aus der Broschüre »Presence des Femmes« von 1988. Laut documenta handelt sich bei den Zeichnungen nicht um ein ausgestelltes Kunstwerk, sondern um Archivmaterial, das präsentiert worden sei. Der Zentralrat der Juden in Deutschland sieht darin eine klar antisemitische Bildsprache. »Israelische Soldaten werden als Kinder- und Massenmörder dargestellt«, so der Zentralrat.

Zuvor hatte bereits die Präsentation des Banners »People’s Justice« des indonesischen Künstlerkollektives Taring Padi mit antisemitischen Darstellungen für einen Skandal gesorgt. Es war zunächst verdeckt und dann ganz abgehängt worden. kna

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025

Kairo

Ägypten: Angeblich Pläne für USA-Reise von Präsident al-Sisi

Seit Beginn des Gaza-Kriegs sollen Israels Premier und Ägyptens Staatschef keinen Kontakt gehabt haben. Wird sich al-Sisi mit Hilfe eines Gas-Deals zu einem Treffen in den USA bewegen lassen?

 18.12.2025

Bildungsministerkonferenz

Publizist Friedman: Leben jüdischer Kinder schlecht wie nie seit 1945

Schulen als Bildungsorte für Demokratie und Menschenrechte, gegen Hass und Antisemitismus: Der Publizist Michel Friedman sieht hier große Defizite in Deutschland

 18.12.2025

Australien

Polizei in Sydney stoppt Verdächtige – Pläne vereitelt?

Nur wenige Tage nach den tödlichen Schüssen an Sydneys weltberühmten Bondi Beach gibt es einen Einsatz von Anti-Terror-Einheiten. Die Verdächtigen sollen auf dem Weg zum Strand gewesen sein

 18.12.2025

Revision

Melanie Müller wehrt sich gegen Urteil zu Hitlergruß

Melanie Müller steht erneut vor Gericht: Die Schlagersängerin wehrt sich gegen das Urteil wegen Zeigens des Hitlergrußes und Drogenbesitzes. Was bisher bekannt ist

 18.12.2025

Thüringen

Klage der rechtsextremen AfD gegen Verfassungsschutzchef teils erfolgreich

In einem Punkt wurde den Klägern recht gegeben, in zwei anderen nicht. Es geht um Äußerungen von Stephan Kramer in einem Medienbericht

 18.12.2025

Verbundenheit

Chanukka und Advent: Licht gegen den Hass

Im Namen der Evangelischen Kirche in Deutschland versichert die Ratsvorsitzende Bischöfin Kirsten Fehr der jüdischen Gemeinschaft ihren Beistand und ihre Solidarität

von Bischöfin Kirsten Fehrs  18.12.2025

Landgericht Berlin

Gericht: »From the River to the Sea« ist Aufruf zur Judenvernichtung

Die 2. Große Strafkammer des LG Berlin I hat einen Mann wegen der Verwendung der Parole zu einer Geldstrafe verurteilt. Nun muss wohl der Bundesgerichtshof ein abschließendes Urteil fällen

 18.12.2025

Tschechien

Prag plant Botschaftsverlegung nach Jerusalem

Der neue Prager Außenminister Petr Macinka sagt, der Schritt sei überfällig

 18.12.2025