Zentralrat

»Die Aufgaben weiter ausbauen«

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Thomas Lohnes

Zentralrat

»Die Aufgaben weiter ausbauen«

Josef Schuster über die Erhöhung der Staatsleistung und neue Herausforderungen

von Detlef David Kauschke  09.07.2018 18:47 Uhr

Herr Schuster, die Bundesregierung erhöht die Staatsleistung für den Zentralrat der Juden in Deutschland. Ist das als politisches Signal zu werten?
Ja, der Zentralrat wird damit politisch gestärkt. Man muss aber auch sagen, dass dies keine Mittelerhöhung ist, die im direkten Zusammenhang mit der aktuellen Diskussion und den Vorgängen der zurückliegenden Wochen oder Monate zu sehen ist. Vielmehr gingen der Vertragsunterzeichnung Gespräche und Verhandlungen voraus, die etwa zwei Jahre gedauert haben. Vereinbart wurde nun eine Fortschreibung des bestehenden Staatsvertrages mit einer Erhöhung der Zuwendung, die es dem Zentralrat erlaubt, seine Aufgaben weiter auszubauen.

Bundesinnenminister Horst Seehofer wies bei der Vertragsunterzeichnung am Freitag darauf hin, dass sich der Zentralrat wachsenden Herausforderungen stellen muss. Welche sind das?
Ich will an dieser Stelle nur zwei nennen: Zum einen haben wir eine wachsende Pluralität in der jüdischen Gemeinschaft, die sich deutlicher artikuliert. Der Zentralrat ist nach seinem Selbstverständnis für alle Richtungen innerhalb des Judentums offen. Unter seinem Dach finden sich die verschiedenen Strömungen des Judentums. Es bedarf entsprechender Anstrengungen, alle ihrer jeweiligen Bedeutung gemäß in ihrer Arbeit unterstützen zu können. Zum anderen war es über Jahre und Jahrzehnte so, dass man sagte, die Gesamtgesellschaft müsse sich um das Thema Antisemitismus kümmern. Dies gilt auch weiterhin. Unabhängig davon müssen wir auch von jüdischer Seite aus das Thema bearbeiten und beispielsweise im Bildungsbereich gegen Antisemitismus wirken.

Was ist konkret geplant?
Es gibt Pläne, die bisherige Bildungsabteilung im Zentralrat auszubauen und dem auch baulich Rechnung zu tragen. Ganz konkret ist vorgesehen, eine Jüdische Akademie zu errichten – in Frankfurt am Main. Dort haben bereits die Stadt Frankfurt und das Land Hessen ihre Unterstützung zugesagt. Ich bin zuversichtlich, dass dieses Projekt gelingen wird, das dann auch eine entsprechende Wirkung weit über Frankfurt und Hessen hinaus haben soll und wird.

Auch von einer Neuausrichtung der Erinnerungsarbeit ist die Rede. Was ist da vorgesehen?
Eine moderne Erinnerungsarbeit liegt mir sehr am Herzen. Es geht darum, gerade junge Menschen mit der Erinnerung und der Geschichte so zu konfrontieren, dass es für sie interessant ist. Wenn es gelingt, diesen Teil der deutschen Historie anschaulich in Medien zu vermitteln, die sie auch nutzen, kann das zu besserer Akzeptanz und Empathie führen. Und wenn wir in der Erinnerungskultur moderner werden, ist das auch eine wirksame Maßnahme im Kampf gegen Antisemitismus.

Mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden sprach Detlef David Kauschke.

Berlin

Friedrich Merz besucht Israel

Als Kanzler ist es sein erster Aufenthalt im jüdischen Staat. Die Beziehungen hatten zuletzt unter Druck gestanden

 25.11.2025

TV-Tipp

Ein äußerst untypischer Oligarch: Arte-Doku zeigt Lebensweg des Telegram-Gründers Pawel Durow

Der Dokumentarfilm »Telegram - Das dunkle Imperium von Pawel Durow« erzählt auf Arte und in der ARD-Mediathek die Geschichte der schwer fassbaren Messengerdienst-Plattform-Mischung und ihres Gründers Pawel Durow

von Christian Bartels  25.11.2025

Israel

Antisemitismus-Beauftragter wirft Sophie von der Tann Verharmlosung der Hamas-Massaker vor

Die ARD-Journalistin soll in einem Hintergrundgespräch gesagt haben, dass die Massaker vom 7. Oktober eine »Vorgeschichte« habe, die bis zum Zerfall des Osmanischen Reiches zurückreiche

 25.11.2025

Interview

»Weder die Verwaltung noch die Politik stehen an meiner Seite«

Stefan Hensel hat seinen Rücktritt als Antisemitismusbeauftragter Hamburgs angekündigt. Ein Gespräch über die Folgen des 7. Oktober, den Kampf gegen Windmühlen und kleine Gesten der Solidarität

von Joshua Schultheis  25.11.2025

Ramallah

Nach Hammer-Angriff auf Israeli - mutmaßlicher Täter getötet

Vor mehr als einem Jahr kam ein israelischer Wachmann im Westjordanland bei einem Angriff ums Leben. Seitdem haben israelische Sicherheitskräfte nach dem flüchtigen Täter gesucht

 25.11.2025

Orange Day

Palina Rojinski spricht über Gewalt in früherer Beziehung

Wie viele Frauen hat auch die Moderatorin einst in einer Beziehung Gewalt durch ihren Partner erfahren. Darüber spricht sie nun auf Instagram. Sie will anderen Mut machen, sich Hilfe zu holen

 25.11.2025

Entscheidung

Berlin benennt Platz nach Margot Friedländer

Jahrzehntelang engagierte sich die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer für Aussöhnung. Nun erfährt die Berlinerin nach ihrem Tod eine besondere Ehrung

 25.11.2025

Hanau

Rabbiner antisemitisch beleidigt

Für die Gemeinde ist die Pöbel-Attacke kein Einzelfall

 25.11.2025

Berlin

RIAS: Polizei erfasst antisemitische Taten lückenhaft

Der Bundesverband sagt, es gebe strukturelle Probleme, Unsicherheiten im Umgang mit Betroffenen und ein insgesamt unzureichendes Bild antisemitischer Hasskriminalität in den offiziellen Statistiken

 25.11.2025