Einspruch

Die 50 Tage von Kassel

Tobias Kühn plädiert dafür, die documenta fifteen für gescheitert zu erklären und zu beenden

von Tobias Kühn  04.08.2022 08:06 Uhr

Tobias Kühn Foto: Marco Limberg

Tobias Kühn plädiert dafür, die documenta fifteen für gescheitert zu erklären und zu beenden

von Tobias Kühn  04.08.2022 08:06 Uhr

Dieses Wochenende ist Halbzeit. Viele Juden in Deutschland werden aufatmen, wenn die »100 Tage von Kassel« endlich vorbei sind. Nach derzeitigem Stand soll die documenta noch bis zum 25. September laufen.

Aber wer weiß, wie viel Judenhass in der Kunstausstellung noch zum Vorschein kommt. Vielleicht werden die Verantwortlichen in den nächsten Wochen doch noch zur Einsicht gelangen, dass diese Kunstschau, die jüdische Besucher verletzt und entsetzt, nicht mehr zu halten ist.

eklat Nachdem die documenta bereits im Vorfeld unter dem Verdacht des Judenhasses stand und es kurz nach ihrer Eröffnung zu einem Eklat um das Banner »People’s Justice« kam, sind in der vergangenen Woche weitere Werke mit antisemitischer Bildsprache bekannt geworden.

Experten, die im Vorfeld darauf hätten hinweisen können, wurden nicht hinzugezogen. Im Sinne der Kunstfreiheit legte man die Bilder stattdessen juristischen Gutachtern vor – mit dem Ergebnis, dass die Werke als strafrechtlich nicht relevant eingestuft wurden.

Wie bitte? Im Land des Holocaust lassen sich Verantwortliche einer großteils staatlich finanzierten Ausstellung von dem Kriterium leiten, wie viel Judenhass gesetzlich gerade noch erlaubt ist?

Wie bitte? Im Land des Holocaust lassen sich Verantwortliche einer Ausstellung – die zum großen Teil staatlich finanziert wird – von dem Kriterium leiten, wie viel Judenhass gesetzlich gerade noch erlaubt ist?

experten Die Gesellschafter der Kunstschau – die Stadt Kassel und das Land Hessen – haben nun sieben Experten benannt, die die Ausstellung wissenschaftlich begleiten und bei der Analyse möglicher weiterer antisemitischer Bildsprache beraten sollen. Die Gesellschafter versuchen zu retten, was noch zu retten ist, um, wie es heißt, »auch in Zukunft der documenta ihren weltweit einzigartigen Rang als Ausstellung für zeitgenössische Kunst in Kassel zu sichern«.

Sie verkennen dabei, dass es der Zukunft der Kunstausstellung weitaus dienlicher wäre, wenn sie diese unsägliche documenta fifteen endlich für gescheitert erklärten und sie beendeten. Danach könnten sie jene um Entschuldigung bitten, die diese Kunstschau beleidigt und diffamiert hat. Dies wäre ein Zeichen von Haltung und moralischer Größe.

Nils Kottmann

Israels Existenzrecht ist keine Provokation, sondern Staatsräson, Frau Özoğuz

Noch während Iran den jüdischen Staat attackierte, gab die Bundestagsvizepräsidentin (SPD) bereits Israel die Schuld an dem Angriff auf seine Bürger

von Nils Kottmann  25.04.2024

Michael Thaidigsmann

Die UNRWA-Prüfung hat keine Konsequenzen

Der Prüfbericht liegt vor, Berlin nimmt seine Förderung des Palästinenserhilfswerks wieder auf. Das könnte sich noch rächen

von Michael Thaidigsmann  25.04.2024

Kommentar

AfD in Talkshows: So jedenfalls nicht!

Die jüngsten Auftritte von AfD-Spitzenpolitikern in bekannten Talk-Formaten zeigen: Deutsche Medien haben im Umgang mit der Rechtsaußen-Partei noch viel zu lernen. Tiefpunkt war das Interview mit Maximilian Krah bei »Jung & Naiv«

von Joshua Schultheis  24.04.2024

Meinung

Erinnert euch an Ägypten

Nur noch eine Handvoll Mitglieder zählen die Gemeinden in Kairo und Alexandria heute. Jedoch haben die wenigsten Juden ihre Heimat aus religiöser Sehnsucht verlassen – sie wurden gewaltvoll vertrieben

von Mascha Malburg  22.04.2024

Meinung

Gezielte Aktionen gegen das iranische Regime werden weitergehen müssen

Warum Teheran nicht nur eine Gefahr für die Region, sondern auch für die Ukraine ist

von Saba Farzan  19.04.2024

Meinung

Den Ball flach halten

Warum die israelische Antwort auf den iranischen Angriff vom vergangenen Wochenende eher verhalten ausgefallen ist

von Ralf Balke  19.04.2024

Thüringen

Die Betroffenen nicht im Stich lassen

Es braucht den langfristigen Ausbau der fachspezifischen Gewaltopferberatungsstellen

von Franz Zobel  17.04.2024

Frederik Schindler

Zeit für eine neue deutsche Iran-Politik

Deutschland sollte das Mullah-Regime nicht länger hofieren, sondern unter Druck setzen

von Frederik Schindler  17.04.2024

Sigmount A. Königsberg

Ein Dankeschön an die Polizei

Die Verantwortlichen bei der Berliner Polizei und der Senatsverwaltung für Inneres haben im Kampf gegen Antisemitismus viel dazugelernt

von Sigmount A. Königsberg  16.04.2024