Meinung

Deutschland–Israel: Eine Beziehungskiste

Er/sie hört mir nicht mehr zu.» Dieser Satz ist eine allzu bekannte Klage von Partnern, die in langjähriger Beziehung einander verbunden sind. 50 Jahre sind eine sehr lange Zeit für eine Partnerschaft. Da hilft es, die Empathie für den anderen nicht zu verlieren, den Gefühlen und der Realität der anderen mehr Aufmerksamkeit zu schenken und nicht immer gleich Ratschläge zu erteilen.

Deutschland und Israel haben nun das 50-jährige Bestehen ihrer diplomatischen Beziehungen gefeiert, zum Abschluss des Jubiläumsjahres reiste Bundespräsident Joachim Gauck nach Tel Aviv und Jerusalem. Sein Gastgeber, Israels Präsident Reuven Rivlin, hat die Herausforderung der in die Jahre gekommenen Partnerschaft erkannt. Gleich zum Auftakt machte er deutlich, dass die Beziehungen durch die Geschichte schwierig und komplex sind und ein «feines Gehör» erfordern.

Gauck versicherte ihm, dass Deutschland aufmerksam zuhöre, etwa, wenn Israel die Ernsthaftigkeit der Bedrohung, der es sich gegenübersieht, deutlich macht. Klingt gut. Aber kann man das, wenn schon nicht von allen, so doch wenigstens von der Mehrzahl der politischen Repräsentanten und Entscheidungsträger der Bundesrepublik behaupten? Haben sie ein «feines Gehör»?

zweifel Wenn etwa von der «Spirale der Gewalt» im Nahen Osten gesprochen wird, dann müssen die Israelis ihre deutschen Partner darauf hinweisen, dass es sich um Terror und Verteidigung handelt – und nicht um gleich zu bewertende Akteure in einer sich drehenden Spirale. Wenn die deutsche Seite immer wieder zur Zweistaatenlösung drängt, ist der Hinweis der Israelis berechtigt, dass es für den Frieden einen Partner auf der palästinensischen Seite braucht – und der fehlt derzeit.

Und wenn es heißt, dass bessere Lebensbedingungen in den Palästinensergebieten ein wichtiger Schritt zum Frieden sind, dann wird Israel wohl mit dem Hinweis auf die neue EU-Kennzeichnungspflicht von Produkten reagieren, die dazu führt, dass sich die Lebensbedingungen Tausender Palästinenser drastisch verschlechtern, wenn sie ihre Jobs auf Feldern und in Fabriken verlieren, sobald die von ihnen produzierten Waren aus den Regalen verschwinden. Werden diese Hinweise vernommen? Zweifel sind angebracht.

Aufmerksam zuhören, mehr Bemühen um Verständnis, weniger Ratschläge: Das wäre ein Rezept für gute weitere 50 Jahre der Beziehung, die immer schwierig und komplex sein wird – und die nie eine normale sein kann.

Berlin

Jüdisches Museum bekommt zusätzliche Förderung

Das Jüdische Museum in Berlin gehört zu den Publikumsmagneten. Im kommenden Jahr feiert es sein 25. Jubiläum und bekommt dafür zusätzliche Mittel vom Bund

 12.12.2025

München

Bayern gibt NS-Raubkunst an Erben von Ernst Magnus zurück

Nach Jahrzehnten geht ein Renaissance-Gemälde an die Erben des jüdischen Bankiers. Warum die Entscheidung erst jetzt fiel und was das Bild mit NS-Verbrecher Hermann Göring zu tun hat

 12.12.2025

Deutschland-Reise

Israels Oberrabbiner besucht Bremen

Kalman Meir Ber trifft Bürgermeister Andreas Bovenschulte und die Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer (beide SPD)

 12.12.2025

Niedersachsen

Moscheen in Hannover mit »Israel«-Schriftzügen besprüht

Unbekannte haben »Israel«-Schriftzüge auf mehrere Moscheen in Hannover geschmiert. Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter und die jüdische Gemeinde reagieren entsetzt

 11.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von Janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025