Einspruch

Der Schmutz des Krieges

Nach dem Terroranschlag auf israelische Sportler bei den Olympischen Spielen 1972 in München stand Israel vor einem moralischen Dilemma. Es gab kaum Hoffnung, die geflohenen Täter mit rechtsstaatlichen Mitteln aus dem Verkehr zu ziehen. Das galt auch für Europa. Dort waren die Gefängnistore längst zu passierbaren Drehtüren für palästinensische Terroristen geworden. Wie der US-Strafrechtler Alan Dershowitz nachgewiesen hat, befanden sich von 204 Terroristen, die außerhalb des Nahen Ostens zwischen 1968 und 1975 festgesetzt wurden, Ende 1975 nur noch drei im Gefängnis. Selbst die überlebenden Attentäter von München wurden zwei Monate nach ihrer Inhaftierung wieder freigelassen. Die Israelis griffen deshalb zum moralisch anrüchigen und völkerrechtlich problematischen Mittel der gezielten Tötung – um neue Anschläge zu verhindern und potenzielle Terroristen abzuschrecken.

Noch wissen wir nicht, ob es wirklich der Mossad war, der den Hamas-Terroristen Mahmud al-Mabhuh in Dubai ermordet hat (vgl. S. 3 und 6). Wenn es tatsächlich Israels Geheimdienst gewesen sein sollte, sind die Parallelen zum Dilemma von München offensichtlich. Al-Mabhuh hatte sich noch vor Kurzem seiner Morde an Israelis gerühmt, und es besteht wenig Zweifel daran, dass er völkerrechtlich als »Kämpfer« im Krieg der Islamisten gegen den jüdischen Staat gilt. Ein Auslieferungsbegehren Israels wäre aber genauso erfolglos geblieben wie der Versuch, al-Mabhuh vor ein Gericht in Dubai zu stellen.

Die Welt hat sich damit abgefunden, dass Terroristen der Hamas und Hisbollah von manchen arabischen Regimen unterstützt, von anderen zumindest geduldet werden. Deshalb hat die jetzige Empörung auch etwas Heuchlerisches. Denn Israel besitzt in solchen Fällen nur zwei Mög- lichkeiten: Den Händler des Todes, der anscheinend neue Waffen besorgen sollte für den Krieg gegen Israels Zivilisten, unbehelligt zu lassen – oder ihn auszuschalten. Das sind beides unmoralische Alternativen. Im schmutzigen Krieg, den Israels Feinde führen, hat Jerusalem manchmal nur die Wahl zwischen zwei Übeln.

Der Autor ist Ressortleiter Außenpolitik der »Welt« und »Welt am Sonntag«.

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Gastbeitrag

Kein Ende in Sicht

Der Antisemitismus ist in den vergangenen zwei Jahren eskaliert. Wer jetzt glaubt, dass es eine Rückkehr zum Status vor dem 7. Oktober 2023 gibt, macht es sich zu leicht. Denn auch vor dem »Schwarzen Schabbat« trat der Antisemitismus zunehmend gewaltvoller und offener zutage

von Katrin Göring-Eckardt, Marlene Schönberger, Omid Nouripour  13.11.2025

Israel

Altkanzlerin Merkel besucht Orte der Massaker

Angela Merkel besuchte den Ort des Nova-Festivals und den Kibbuz Nahal Oz

 13.11.2025

Schleswig-Holstein

Polizei nimmt weiteren Hamas-Terroristen fest

Mahmoud Z. soll ein Sturmgewehr, acht Pistolen und mehr als 600 Schuss Munition für Anschläge gegen jüdische und israelische Einrichtungen organisiert haben

 13.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten klettern auf Brandenburger Tor

Oben angelangt entrollten sie ein Banner, auf dem sie Israel Völkermord vorwarfen

 13.11.2025

Diplomatie

Israel drängt Merz auf Ende des Teilwaffenembargos

Der Bundeskanzler hatte am 8. August angeordnet, keine Güter auszuführen, die im Krieg gegen die Hamas verwendet werden könnten

 13.11.2025

Entscheidung

Waffen an Israel: Berliner Gericht weist Klagen ab

Sechs überwiegend in Gaza wohnende Personen klagten in zwei Fällen gegen deutsche Waffenlieferungen an Israel. Das Berliner Verwaltungsgericht sieht die Klagen als unzulässig an

 13.11.2025

Interview

»Wir müssen viel mehr für die Rückführung von Antisemiten tun«

Der Bundestagsabgeordnete Johannes Volkmann (CDU) über den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland, die zögerliche Reaktion der Politik und Abschiebungen als Gefahrenabwehr

von Joshua Schultheis  13.11.2025

Berlin

Wegner setzt im Fördermittelstreit auf Aufklärung

»Es sind Vorwürfe im Raum, die muss man sich genau anschauen. Und dann werden wir gegebenenfalls, wenn es notwendig ist, die richtigen Konsequenzen ziehen«, betont der Regierende Bürgermeister

 12.11.2025