Meinung

Der Fall einer Ministerin

Die Wissenschaftsministerin der Bundesregierung, Annette Schavan, ist zurückgetreten. Bekanntlich musste sie auf ihr Amt verzichten, nachdem die Universität Düsseldorf ihr die Promotion aberkannt hat. Es kann davon ausgegangen werden, dass die zuständigen Gremien diesen Schritt erst nach reiflicher Prüfung unternommen haben. Es ist ein massiver Eingriff in eine Biografie und in die berufliche Identität, wenn eine Universität einen Titel aberkennt.

Schavans Rücktritt ist in vielfacher Hinsicht zu bedauern: Aus jüdischer Sicht muss man konstatieren, dass sie Bildungsinitiativen im jüdischen Spektrum stets unterstützt und begleitet hat. Und aus Sicht eines Hochschullehrers ist zu sagen, dass sie notwendige Reformprozesse angeschoben, dass sie im sogenannten Bologna-Prozess die Integration der deutschen Wissenschaftslandschaft in die internationale Scientific Community forciert hat und dass ihre Arbeit den von ihr selbst gesetzten Ansprüchen genügt hat. Aber die Bildungsinstitutionen sind angehalten, wissenschaftliche Exponate, die sie erhalten, gründlich zu prüfen.

wissenschaftlichkeit In der Regel findet das auch statt, und wenn, wie im vorliegenden Fall, Zweifel an der Wissenschaftlichkeit auch erst nach Jahrzehnten bekannt werden, müssen sie eben dann geprüft werden. Genau solche Prüfverfahren sind es, die für Vertrauen in die bundesdeutsche Bildungslandschaft sorgen. Trotz mancher Plagiatsaffären ist die deutsche Bildungslandschaft international hoch angesehen, und die zu Tage geförderten Ergebnisse sind für die gesellschaftliche Weiterentwicklung von großer Relevanz.

Insofern taugt der Fall Schavan nicht dazu, das Vertrauen in die Tradition und in die wissenschaftliche Kompetenz von Dozenten und Professoren infrage zu stellen. Unabhängig vom Prüfungsergebnis der universitären Kommission ist eine Abwertung der umfassenden beruflichen Leistung von Annette Schavan völlig deplatziert.

Der Autor ist Professor für Interkulturelle Pädagogik an der Fachhochschule Erfurt und Wissenschaftlicher Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden in Deutschland.

Meinung

Wieder ein Milliarden-Blankoscheck für Palästina?

Europa will den Wiederaufbau Gazas mit 1,6 Milliarden Euro fördern. Glaubt man in Brüssel wirklich, durch Scheckbuchdiplomatie etwas zum Besseren verändern zu können?

von Jacques Abramowicz  08.11.2025

Jerusalem

Bischof Azar bedauert Irritation durch »Völkermord«-Äußerung

Weil er in einem Gottesdienst in Jerusalem von »Völkermord« an den Palästinensern sprach, hat der palästinensische Bischof Azar für Empörung gesorgt. Nun bedauert er, dass seine Worte Irritation ausgelöst haben

von Christine Süß-Demuth  07.11.2025

Berlin

Israelfeindliche Aktivisten besetzen ZDF-Hauptstadtstudio

Die Polizei musste die Besetzung beenden

 07.11.2025

Medienbericht

Katar soll mutmaßliches Missbrauchsopfer von Karim Khan ausspioniert haben

Das Emirat scheint sich in den Skandal um den Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs eingemischt zu haben, wie Recherchen nun zeigen

 07.11.2025

9. November

Erinnerung ohne Empathie ist leer

Wenn Deutschland am Sonntag der Pogromnacht gedenkt, darf Erinnerung nicht nur rückwärtsgewandt sein. Sie muss auch die Angst der Juden von heute im Blick haben

von Tobias Kühn  07.11.2025

Berlin

Sarah Wedl-Wilson räumt Defizite bei Fördermittel-Vergabe ein

Wurden Gelder für Projekte gegen Antisemitismus rechtswidrig verteilt? Das werfen Grüne und Linke der Kultursenatorin vor. Nun äußert sie sich

 07.11.2025

Diplomatie

Kasachstan will sich den Abraham-Abkommen anschließen

US-Präsident Donald Trump kündigte den Schritt wenige Tage vor dem Besuch des saudischen Kronprinzen im Weißen Haus. Auch Saudi-Arabien solle seine Beziehungen zu Israel normalisieren, so die Hoffnung des US-Präsidenten

 07.11.2025

Antiisraelischer Beschluss

Linken-Spitze distanziert sich von Parteijugend

Die Linksjugend Solid wirft Israel unter anderem einen »kolonialen und rassistischen Charakter« vor – und löst in der Partei Empörung aus

 06.11.2025

Urteil

Betätigungsverbot für israelfeindlichen Aktivisten war rechtswidrig

Ghassan Abu-Sittah, der der israelischen Armee vorwirft, vorsätzlich Kinder zu töten, hätte auf dem »Palästina-Kongress« sprechen dürfen

 06.11.2025