Meinung

Der Ayatollah erklärt uns Palästina

Philipp Peyman Engel Foto: Chris Hartung

Meinung

Der Ayatollah erklärt uns Palästina

Warum ein Buch von Irans oberstem Führer jüdische Exilperser sehr verunsichert

von Philipp Peyman Engel  19.08.2015 12:04 Uhr

In einer Nacht-und-Nebel-Aktion musste die Familie meiner Mutter vor genau 36 Jahren aus dem Iran in den Westen flüchten. Die Mullahs hatten damals gerade den Schah gestürzt und die Macht übernommen. Für Juden war Persien kein guter Ort mehr. Nach der islamischen Revolution wurde ihr Vermögen konfisziert, vor Gericht galten sie nur noch halb so viel wie Muslime, und Sympathiebekundungen mit Israel hätten ihren Tod bedeuten können. Seitdem lebt die Familie in alle Himmelsrichtungen zerstreut: in Israel, Deutschland und den USA.

Der Verbundenheit mit der alten Heimat tut dies keinen Abbruch. An Pessach heißt es bei uns »Nächstes Jahr in Jerusalem!«, an allen anderen Tagen »Nächstes Jahr in Teheran!« Wie Millionen anderer Exilperser verfolgt auch meine Familie die Entwicklung im Iran ganz genau. Mit Entsetzen hat sie auf den als »historisch« gefeierten Atomdeal des Westens mit dem Mullah-Regime reagiert. Terrorexporteur Nummer eins im Nahen Osten, Steinigung von Oppositionellen und Homosexuellen und die mantraartige Ankündigung, dass Israel vernichtet gehört: War da nicht irgendwas?

krebsgeschwür Nun ist in der langen Liste an Gründen, die den Iran als Verhandlungspartner disqualifizieren, einer zum Nachlesen gekommen. Nur wenige Wochen nach dem Atomdeal hat der politische und religiöse Führer des Landes, Ayatollah Ali Khamenei, ein Buch mit dem Titel Palästina veröffentlicht. Trotz aller im Westen zu hörenden Beteuerungen, der Iran nähere sich dem Westen an, kann man da lesen: Das »Krebsgeschwür Israel« müsse zerstört, die Welt unter islamische Herrschaft gebracht und Jerusalem befreit werden. Während der Westen das Atomabkommen feiert, kündigt Khamenei –wieder einmal – in aller Ruhe seinen Willen an, den Staat der Juden zu vernichten.

Khamenei ist mitnichten ein tattriger Turbanträger, sondern der mächtigste Politiker der schiitischen Welt. Und gerade durch das im Wiener Abkommen festgelegte Aussetzen der Sanktionen ist die Macht der Mullahs größer geworden denn je. Manchen mag die Einsicht beruhigen, dass auch sie sich nicht ewig den vielen nach Freiheit strebenden Iranern widersetzen können. Despotische Regime gehen – früher oder später – unter. Die Frage ist nur, ob es meine Mutter und ihre Generation noch erleben werden. Nächstes Jahr in Teheran? Durch den Atomdeal von Wien ist für persische Juden dieses Ziel in noch weitere Ferne gerückt.

Fernsehen

»Mord auf dem Inka-Pfad«: War der israelische Ehemann der Täter?

Es ist einer der ungewöhnlichsten Fälle der deutschen Kriminalgeschichte. Die ARD packt das Geschehen nun in einen sehenswerten True-Crime-Vierteiler

von Ute Wessels  04.05.2025

Meinung

Noch Zweifel?

Auch vor der Einstufung der AfD als gesichert rechtsextrem war ihre antidemokratische Haltung offenkundig. Jetzt muss das Verbotsverfahren gegen die Partei endlich in die Wege geleitet werden

von Monty Ott  02.05.2025

München

Anschlag auf jüdisches Zentrum 1970: Rechtsextremer unter Verdacht

Laut »Der Spiegel« führt die Spur zu einem inzwischen verstorbenen Deutschen aus dem kriminellen Milieu Münchens

 02.05.2025

Meinung

Israelfeinde gegen Pressefreiheit

Journalisten sind immer häufiger Anfeindungen von »propalästinensischen« Aktivisten ausgesetzt. Das ist auch ein Angriff auf das Fundament unserer Gesellschaft

von Erica Zingher  02.05.2025

Interview

»Deutschlands Vorbildrolle steht radikal infrage«

Oliver von Wrochem über 80 Jahre Kriegsende, eine stärker werdende AfD und NS-Gedenkstätten als gesellschaftspolitische Akteure

von Sebastian Beer  02.05.2025

Auszeichnung

Margot Friedländer erhält Großes Verdienstkreuz

Die Holocaust-Überlebende Margot Friedländer erhält das große Verdienstkreuz der Bundesrepublik. Steinmeier würdigt ihr Lebenswerk als moralische Instanz

 02.05.2025

Berlin

Was bedeutet die neue Einstufung für die AfD?

Die wichtigsten Fragen und Antworten zum Schritt des Verfassungsschutzes, die gesamte Partei als gesichert rechtsextrem einzustufen

von Anne-Beatrice Clasmann  02.05.2025

Deutschland

Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette und der angebliche »Völkermord an der palästinensischen Bevölkerung«

Lange lebte die frühere RAF-Terroristin Klette im Untergrund, ehe sie in Berlin verhaftet wurde. Am 1. Mai ist sie in Gedanken wieder in ihrer Kreuzberger Community

 02.05.2025

Josef Schuster

Zentralrat der Juden fordert mehr Klarheit im Umgang mit der AfD

Vertreter der Partei dürften nie »in staatstragende Funktionen gelangen«, so der Zentralratspräsident. Zuvor hatte der Verfassungsschutz die gesamte AfD als gesichert rechtsextrem eingestuft

 02.05.2025