Einspruch

Das Ende der Kritik

Ingo Way Foto: Stephan Pramme

Einspruch

Das Ende der Kritik

Ingo Way hält nichts von Schuldzuweisungen nach dem Tod der Bloggerin Marie Sophie Hingst

von Ingo Way  31.07.2019 16:15 Uhr

Die Bloggerin und Historikerin Marie Sophie Hingst ist tot. Obwohl die genaue Todesursache noch nicht bekannt ist, deutet vieles auf Selbstmord hin.

Und weil vor wenigen Wochen im »Spiegel« ein längerer Artikel erschienen war, in dem nachgewiesen wurde, dass Hingst sich in ihrem preisgekrönten und viel gelesenen Blog eine ausgedachte jüdische Familiengeschichte zurechtgelegt und obendrein die Namen von 22 nicht existierenden Familienangehörigen, die angeblich in der Schoa ermordet worden waren, an die Gedenkstätte Yad Vashem übermittelt hatte (in Wirklichkeit stammt Hingst aus einer protestantischen Pfarrersfamilie), stellen manche Feuilletons einen Kausalzusammenhang her und werfen medienethische Fragen auf: Hat der »Spiegel« die psychisch labile junge Frau durch seine Berichterstattung etwa in den Selbstmord getrieben?

spekulationen Derartige Spekulationen sind zurückzuweisen. Die Gründe, warum sich jemand das Leben nimmt, sind vielfältig, und von Schuldzuweisungen an Dritte raten Psychologen dringend ab. Zudem war die »Spiegel«-Recherche sachlich und inhaltlich einwandfrei und keineswegs reißerisch. Was würde daraus folgen, wenn man die Verantwortung für einen Selbstmord den Journalisten vor die Füße legt?

Soll nun über Lügner und Hochstapler,
die sich eine Holocaust-Biografie anmaßen, nicht mehr berichtet werden?

Soll nun über Lügner und Hochstapler, die sich eine Holocaust-Biografie anmaßen, nicht mehr berichtet werden? Das wäre das Ende jeder Kritik. Eine solche Forderung gleicht moralischer Erpressung.

erkenntnisinteresse »Wer Holocaust-Opfer erfindet, verhöhnt im Nachhinein all jene, die wirklich von den Nazis gequält und umgebracht wurden«, heißt es in der Reportage des »Spiegel«-Autors Martin Doerry, dessen eigene Großmutter Lilli Jahn in Auschwitz ermordet wurde – womit sich auch die (rhetorische) Frage nach Doerrys Erkenntnisinteresse im Fall Hingst beantwortet.

Ob und warum die 31-Jährige sich das Leben genommen hat, ist nicht geklärt. Dass sie suizidgefährdet war, konnten die berichtenden Journalisten nicht wissen. Und es läge auch nicht in ihrer Verantwortung.

Istanbul

Türkei nimmt 115 mutmaßliche IS-Mitglieder fest

Die Verdächtigen sollen Anschläge während der Weihnachts- und Neujahrszeit geplant haben

 25.12.2025

Australien

Mann solidarisiert sich mit Sydney-Attentätern – Festnahme

Bei dem Verdächtigen wurden Einkaufslisten für den Bau einer Bombe und Munition gefunden. Es erging bereits Anklage

 24.12.2025

Washington

US-Regierung nimmt deutsche Organisation HateAid ins Visier

Die beiden Leiterinnen wurden wegen angeblicher Zensur amerikanischer Online-Plattformen mit Einreiseverboten belegt. Die Bundesregierung protestiert

 24.12.2025

Großbritannien

Israelfeindlicher Protest: Greta Thunberg festgenommen

In London treffen sich Mitglieder der verbotenen Gruppe Palestine Action zu einer Protestaktion. Auch die schwedische Aktivistin ist dabei. Die Polizei schreitet ein

 23.12.2025

Stockholm

Was bleibt von den Mahnungen der Überlebenden?

Der Schoa-Überlebende Leon Weintraub warnt vor der AfD und Fanatismus weltweit. Was für eine Zukunft hat die deutsche Erinnerungskultur?

von Michael Brandt  23.12.2025

Israel

Netanjahu warnt Türkei

Israel will die Zusammenarbeit mit Griechenland und Zypern stärken. Gleichzeitig richtet der Premier scharfe Worte an Ankara

 23.12.2025

New York

Mitglieder von Mamdanis Team haben Verbindungen zu »antizionistischen« Gruppen

Laut ADL haben mehr als 80 Nominierte entsprechende Kontakte oder eine dokumentierte Vorgeschichte mit israelfeindlichen Äußerungen

 23.12.2025

Düsseldorf

Reul: Bei einer Zusammenarbeit mit der AfD wäre ich weg aus der CDU

Die CDU hat jede koalitionsähnliche Zusammenarbeit mit der AfD strikt ausgeschlossen. Sollte sich daran jemals etwas ändern, will Nordrhein-Westfalens Innenminister persönliche Konsequenzen ziehen

 23.12.2025

Interview

»Diskrepanzen zwischen warmen Worten und konkreten Maßnahmen«

Nach dem Massaker von Sydney fragen sich nicht nur viele Juden: Wie kann es sein, dass es immer wieder zu Anschlägen kommt? Auch der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus, Felix Klein, sieht Defizite

von Leticia Witte  22.12.2025