2211 antichristliche Hassdelikte hat die Beobachtungsstelle für Intoleranz und Diskriminierung gegen Christen in Europa (OIDAC Europe) für 2024 verzeichnet. »Hinter der Zahl stehen konkrete Fälle von Kirchenvandalismus, Brandstiftung und körperlicher Gewalt, die reale Konsequenzen für das Leben lokaler Gemeinden haben«, sagte Anja Tang, Direktorin der in Wien ansässigen Nichtregierungsorganisation.
Für den am Montag veröffentlichten Jahresbericht wurde Zahlenmaterial aus offiziellen europäischen Polizeistatistiken, aber auch aus anderen Quellen zusammengetragen; darunter die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sowie zivilgesellschaftliche Gruppen.
Den leichten Rückgang im Vergleich zu 2023, als europaweit 2.444 Delikte gezählt wurden, führt OIDAC Europe nicht auf eine Entspannung der Lage, sondern eine unzureichende Erfassung in etlichen Ländern zurück. Die Zahl der gemeldeten Angriffe auf Personen, darunter auch Fälle körperlicher Gewalt, sei dennoch von 232 auf 274 gestiegen. Die Beobachtungsstelle wertet dies als Beleg für ein »Klima wachsender Intoleranz«.
Hunderte einschlägige Straftaten in Deutschland
Besonders viele antichristliche Hassdelikte wurden 2024 in Frankreich (770) und Großbritannien (502) dokumentiert. An dritter Stelle rangiert Deutschland: Dort weist die Polizeistatistik für das vergangene Jahr 337 christenfeindliche Straftaten aus - rund 22 Prozent mehr als im Jahr zuvor. OIDAC Europe bemängelt in diesem Zusammenhang, dass nur Delikte mit politischem Hintergrund erfasst würden. Viele christenfeindliche Übergriffe aus anderen Motiven fielen so durchs Raster.
Als überaus besorgniserregend bezeichnet die Organisation, dass in der Bundesrepublik allein 33 Fälle von Brandstiftung an Kirchen registriert worden seien - mehr als in jedem anderen europäischen Land. Dieser Trend setze sich offenbar in diesem Jahr fort: So habe die katholische Deutsche Bischofskonferenz mit Blick auf Vandalismus gegen Kirchen erst vor einigen Monaten über »gefallene Tabus« geklagt.
Hohe Dunkelziffer
OIDAC-Chefin Tang verweist zudem auf neue Umfragen, die auf eine hohe Dunkelziffer hindeuteten. In Polen etwa habe die Hälfte von rund 1000 befragten Priestern angegeben, im vergangenen Jahr Opfer von Aggressionen geworden zu sein. Mehr als 80 Prozent hätten die Vorfälle aber nicht der Polizei gemeldet. »Wenn in einem mehrheitlich katholischen Land die Hälfte der Priester Übergriffe erfahren, kann man feindselige Einstellungen gegenüber Christen nicht länger als Randthema abtun«, betonte Tang. kna