Meinung

Belohnung für Terror und Atomwaffen

Der Historiker und Publizist Michael Wolffsohn Foto: imago

Meinung

Belohnung für Terror und Atomwaffen

Für Michael Wolffsohn steht der Sieger des Anti-Terror-Krieges fest: Iran

von Michael Wolffsohn  11.10.2023 14:27 Uhr

Iran – so heißt der Sieger des Israel von der Hamas aufgezwungenen Anti-Terror-Krieges. Ohne auch nur einen Blutstropfen eines einzelnen eigenen Bürgers riskiert oder verloren zu haben, gelang dem Iran dieser Sieg.

Erst massakrieren, dann getötet werden. Das überließ die teuflisch geniale Mullah-Diktatur der taktisch sowie militärtechnologisch inzwischen hochkompetenten, doch politisch total tumben, zugleich massenmörderischen palästinensischen Hamas. Ebenso teuflisch: Hamas und Islamischer Jihad – beide von Teheran gesteuert – willigten gerne ein. Das beweist zweierlei.

Erstens: Die Führung des Iran hat Clausewitz verstanden: Krieg ist ein Instrument der Politik, kein Selbstzweck. Auch kein Instrument, um Rachegefühle und Mordgelüste auszutoben. Zweitens: Genau jenes blutrünstige Austoben ist seit über hundert Jahren unverändert die Gewalt»strategie« der jeweiligen Palästinenserführungen – auf Kosten des palästinensischen Volkes.

Selbstzweck ist keine politische Strategie

Ein Selbstzweck ist keine politische Strategie. Daraus folgt: Hamas und Jihad haben – aus Sicht der einfachen Palästinenser, die es freilich meistens noch nicht erkannt haben, tragischerweise – wie alle bisherigen »Eliten« ihrer Landsleute keine Strategie. Ganz anders der Iran.

Teheran erkannte: Die innerisraelischen Spannungen waren auf das israelische Militär übergeschwappt. Zahlreiche Reservisten hatten verkündet, ihren Dienst nicht mehr anzutreten. Deshalb mussten die aktiven Militärs ihre eigenen, eben jene protestierenden Reservisten, remotivieren. Das kostete Zeit, Kraft und Nerven. Genau die standen für das aufmerksame Beobachten der Gefahren von außen nicht zur Verfügung.

Deshalb konnte Hamas »Zahal« mörderisch überraschen. Im Iran wusste man zudem um die Kraft der Hamas-Gewalt. Dass Israel, nach Vertreibung der Hamas aus dem eigenen Territorium, Hamas reaktiv und massiv im Gazastreifen angreifen und trotzdem, allerdings um einen hohen Preis an Menschen und Material, siegen würde, war Teheran klar.

»Bibi«-Koalition und Protestbewegung

Vor dem Hamas-Krieg hatte sich Zahal auf einen heftigen Schlag gegen das kurz vor der Vollendung stehende iranische Atomprogramm vorbereitet. Es wäre unter normalen innenpolitischen Rahmenbedingungen dazu fähig gewesen. Der seit zehn Monaten von der »Bibi«-Koalition selbst verschuldeten Protestbewegung wegen, seit und und nach dem Hamas-Krieg nun nicht mehr.

Der US-Flugzeugträger, der gen Israel steuert, würde nur defensiv eingesetzt, für den Fall, dass der Iran übermütig würde. Dafür ist man dort zu klug. Teuflisch klug. Der Iran kann weiter Nahost und Europa terrorisieren, die Region dominieren und sein Militär nuklearisieren. Der Westen schaut zu, und Israel droht Lebensgefahr.

Der Historiker Michael Wolffsohn ist Buchautor (»Wem gehört das Heilige Land?«, »Eine andere Jüdische Weltgeschichte«)

Israel

Berichte: Netanjahu traf Blair heimlich zu Gaza-Zukunft

Bei einem Treffen zwischen Netanjahu und Blair soll es um Pläne für die Zukunft des Gazastreifens gegangen sein. Für Blair ist eine Rolle in Trumps »Friedensrat« vorgesehen

 07.12.2025

Justiz

Gericht bestätigt Verbot der Parole »From the river to the sea«

Ein von der Stadt Bremen erlassenes Verbot sei rechtmäßig, entschied nun das Verwaltungsgericht Bremen

 07.12.2025

Yad Vashem

Merz: »Wir werden die Erinnerung lebendig halten«

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche für Kanzler Merz. Der zweite Tag in Israel beginnt für ihn mit dem Besuch eines besonderen Ortes

 07.12.2025

Umfrage

KAS-Studie: Antisemitische Vorurteile nehmen bei Türkeistämmigen zu

Die Konrad-Adenauer-Stiftung hat eine neue Studie zum Zusammenleben in der Einwanderungsgesellschaft vorgelegt. Dabei wurden auch Einstellungen zu Juden abgefragt

 07.12.2025

Simi Valley

»Vorbildliche Verbündete«: Hegseth nennt Israel und Deutschland

Die Signale, die jüngst aus den USA in Richtung Europa drangen, waren alles andere als positiv. Der US-Verteidigungsminister findet nun allerdings nicht nur Lob für den jüdischen Staat, sondern auch für einige EU-Staaten

 07.12.2025

Soziale Medien

Musk nach Millionenstrafe gegen X: EU abschaffen

Beim Kurznachrichtendienst X fehlt es an Transparenz, befand die EU-Kommission - und verhängte eine Strafe gegen das Unternehmen von Elon Musk. Der reagiert auf seine Weise

 07.12.2025

Jerusalem

Merz: Deutschland wird immer an der Seite Israels stehen

Der Bundeskanzler bekräftigt bei seiner Israel-Reise die enge Partnerschaft. Am Sonntag besucht er die Yad Vashem und trifft Premierminister Netanjahu

von Sara Lemel  07.12.2025 Aktualisiert

Diplomatie

»Dem Terror der Hamas endgültig die Grundlage entziehen«

Es ist eine seiner bisher wichtigsten Auslandsreisen, aber auch eine der schwierigsten. Kanzler Merz ist für zwei Tage im Nahen Osten unterwegs

 06.12.2025

Jerusalem

Merz trifft Netanjahu und besucht Holocaust-Gedenkstätte

Es ist einer der wichtigsten Antrittsbesuche von Kanzler Merz - aber auch einer der schwierigsten. In den Beziehungen zu Israel gab es in den letzten Monaten einige Turbulenzen

von Michael Fischer  06.12.2025