München

Bayern gibt NS-Raubkunst an Erben von Ernst Magnus zurück

Das Bild »Hl. Anna Selbdritt« Foto: picture-alliance / akg-images

München

Bayern gibt NS-Raubkunst an Erben von Ernst Magnus zurück

Nach Jahrzehnten geht ein Renaissance-Gemälde an die Erben des jüdischen Bankiers. Warum die Entscheidung erst jetzt fiel und was das Bild mit NS-Verbrecher Hermann Göring zu tun hat

 12.12.2025 12:06 Uhr

Die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen haben ein von den Nationalsozialisten geraubtes Renaissance-Gemälde an die Nachfahren des jüdischen Kunstsammlers und Bankiers Ernst Magnus aus Hannover zurückgegeben. Es handelt sich um das Bild »Hl. Anna Selbdritt« aus der Schule des berühmten Künstlers Lucas Cranach des Älteren, das nach Angaben der Pinakothek um die Jahre 1522 bis 1525 entstand. Es zeigt die Heilige Anna mit ihrer Tochter Maria und dem Jesuskind.Verkauf an Hermann Göring

Ernst Magnus (1871-1942) stammte aus Hessen und lebte lange in Hannover. Er war Bankier, saß im Börsenvorstand und von 1914 bis 1933 im Aufsichtsrat der Continental Gummi Werke AG. 1935 floh die Familie vor den Nationalsozialisten nach Lausanne. Um ihren weiteren Weg nach Kuba zu finanzieren, mussten sie Werke verkaufen, die sie in die Schweiz mitgenommen hatten.

Die »Hl. Anna Selbdritt« gelangte so 1941 über einen Kunsthändler an den hochrangigen Nazi-Funktionär und NS-Verbrecher Hermann Göring. Magnus starb im Februar 1942 wenige Monate nach der Ankunft in Havanna, seine Frau und seine Tochter gingen daraufhin weiter in die USA. 

Lesen Sie auch

2009 verlangte die Familie die Rückgabe des Gemäldes, das 1961 Teil der Staatsgemäldesammlungen geworden war. Ihr Restitutionsgesuch wurde jedoch abgelehnt. Die Schwierigkeit: es handelte sich um »Fluchtgut«. »Verkäufe in der Schweiz während der NS-Zeit lassen sich häufig schwer einordnen, da sie einerseits unter formal freien Marktbedingungen stattfanden, andererseits aber oftmals von den existenziellen Zwängen der Verfolgung diktiert waren«, hieß es dazu von den Staatsgemäldesammlungen. 

Nun habe der neue Bewertungsrahmen des Schiedsgerichts NS-Raubgut mit seinem klar definierten und erweiterten Kriterienkatalog die rechtlichen Voraussetzungen für die Rückgabe geschaffen, sagte Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU). Er gebe verlässliche Leitlinien vor und sei ein wichtiger Fortschritt für eine zeitgemäße Restitutionspraxis. Nach Angaben der Staatsgemäldesammlungen werden nun verfolgungsbedingte wirtschaftliche Nöte von Emigrantinnen und Emigranten stärker berücksichtigt. Es werde anerkannt, dass auch außerhalb des Reichsgebietes erzwungene Verkäufe vorliegen könnten.

Sammlungsleiter Anton Biebl nannte die Entscheidung für die Rückgabe des Werkes ein wichtiges Zeichen. »Wir sind den Opfern des NS-Unrechts und ihren Nachfahren verpflichtet, ihre Geschichten sichtbar zu machen und gerechte Lösungen zu finden«, so Biebl. dpa

Deutschland-Reise

Israels Oberrabbiner besucht Bremen

Kalman Meir Ber trifft Bürgermeister Andreas Bovenschulte und die Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer (beide SPD)

 12.12.2025

Niedersachsen

Moscheen in Hannover mit »Israel«-Schriftzügen besprüht

Unbekannte haben »Israel«-Schriftzüge auf mehrere Moscheen in Hannover geschmiert. Niedersachsens Antisemitismus-Beauftragter und die jüdische Gemeinde reagieren entsetzt

 11.12.2025

Berlin

Erstmals Chanukka-Feier im Bundestag

Zur Feier werden unter anderem der Antisemitismusbeauftragte Felix Klein und Zentralrats-Geschäftsführer Daniel Botmann erwartet

 11.12.2025

Block-Prozess

Mutmaßlicher Entführer-Chef: Aussage gegen sicheres Geleit

Hat Christina Block den Auftrag erteilt, ihre Kinder aus Dänemark zu entführen? Der mutmaßliche Chef der Entführer äußert sich dazu als Zeuge vor Gericht

 11.12.2025

Brigitte Macrons Ausfall gegen Aktivistinnen entfacht eine landesweite Debatte.

Frankreich

First Lady an Abittans Seite – und gegen Feministinnen

Brigitte Macrons Ausfall gegen Feministinnen wirft ein Schlaglicht auf Frankreichs Umgang mit Protest, sexueller Gewalt und prominenten Beschuldigten.

von Nicole Dreyfus  11.12.2025

Parteien

Justiz prüft Äußerungen nach Neugründung von AfD-Jugend 

Nach einer Rede beim AfD-Jugendtreffen prüft die Staatsanwaltschaft Gießen mögliche Straftatbestände

von Janet Ben Hassin  10.12.2025

Debatte

Merz, Trump und die Kritik an der Migration

Deutschlands Bundeskanzler reagiert auf die Vorwürfe des US-Präsidenten

von Jörg Blank  10.12.2025

Debatte

Wie umgehen mit Xavier Naidoo?

Der Sänger kehrt auf die großen Bühnen zurück. Ausverkaufte Hallen treffen auf Antisemitismus-Vorfälle, anhängige Verfahren und eine umstrittene Entschuldigung - und auf die Frage, wie man heute dazu steht

von Stefanie Järkel, Jonas-Erik Schmidt  10.12.2025

Initiative

Bayerns Landtag will Yad-Vashem-Bildungszentrum in Freistaat holen

Die Idee hatte die Ampel-Koalition von Olaf Scholz: Eine Außenstelle der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Deutschland. Der Bayerische Landtag hat sich nun für einen Standort im Freistaat ausgesprochen

von Barbara Just  10.12.2025